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Rezension zu
Die Farbe von Milch

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

*+* Nell Leyshon:

Von: Irve
29.04.2019

„Mein Name ist Mary. M-A-R-Y.“ So stellt sich die Erzählerin vor und schon allein dieser Satz entfachte ein Feuerwerk an Fragen in meinem Kopf. Mary ist kein ungewöhnlicher Name, wir alle wissen, wie man ihn buchstabiert. Warum weist Mary uns so explizit darauf hin, und das mehrmals im Verlauf des Romans? Und warum betont sie immer wieder, dass sie uns alles erzählen wird? Was ist bloß geschehen? Zunächst erzählt uns Mary von ihrem harten, entbehrungsreichen auf dem Bauernhof, auf dem sie gemeinsam mit ihren drei Schwestern, den Eltern sowie ihrem Großvater – der einzige, der außer ihr selbst Herz zu haben scheint-, lebt. Die Arbeit, das lieblose Verhältnis zu ihren Eltern, das zweckmäßige Zusammenhalten mit ihren Schwestern ließen mich einige innere Tränen vergießen. Wie gut, dass Mary Großvaters Augenstern ist und er ihr immer wieder schöne Momente schenkt und sie aufrichtig liebt. Marys beste Freunde sind die Tiere, sie schenken ihr regelmäßig Trost. Als der Vater ihr eröffnet, sie arbeite ab dem nächsten Tag als Dienstmädchen für die Pfarrersfamilie, ist sie bestürzt. Denn so schlecht sie es oft auf dem Bauernhof hat, er ist ihr Zuhause. Sie hat aber keine Wahl, muss tun, was man ihr sagt. Mühsam fügt sie sich in den Haushalt des Dienstherrn ein. Mit ihrer oft spitzen Zunge eckt sie ebenso an, wie sie dafür Respekt bekommt. Sie sagt, sie kann nicht anders. Mary ist ein einfaches Bauersmädchen, grundehrlich, fern jeglicher Hinterlist. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge und spricht schneller als sie denkt. Dem Pfarrer und vor allem seiner Frau scheint das eher zu gefallen als zu stören. Das Mädchen spürt zum ersten Mal Wärme und Wohlwollen. Dieses Glück währt nicht lange, denn die kränkliche Pfarrersfrau stirbt und Mary ist nun in alleiniger Gesellschaft des Hausherrn. Der nimmt sich ihrer an, sorgt weiterhin für sie. Alles ist gut, bis die Trauer um den Verlust der Frau zu schwer wiegt. In dieser Phase der Geschichte schließt sich der Kreis zu dem oft wiederholten Ausspruch. „Mein Name ist M-A-R-Y.“ In dieser Phase erwächst mit dem Begreifen aber auch das Grauen – mitsamt allen Folgen, die Mary in ihrer Schlichtheit ereilen. Der subtile Faden, der sich so lange im Hintergrund durch die Geschichte gezogen hat, taucht mit aller Wucht auf und ich erfasse mit einer ebensolchen Wucht die Zusammenhänge der Dinge, die Mary in ihrer unaufgeregten Art erzählt hat. Einige Momente lang wusste ich nicht, was ich denken sollte, kam dann aber zum Schluss, dass alles, was passiert ist, schlüssig ist und sich die Dinge ob ihrer (Un-)Möglichkeiten gar nicht anders hätten entwickeln können. Die Geschichte hat mich gut unterhalten, ich sah durch Marys Augen, lebte und litt mit ihr, saugte ihre Erlebnisse auf, neugierig, wie sich die Dinge entwickeln würden. Die verwendete Sprache ist einfach und schlicht, sehr passend für ein einfaches Bauersmädchen. Was mich jedoch immer wieder an den Rand der Verzweiflung brachte, war die unglaubliche Häufung von „und“, „dann“ oder auch deren Kombination „und dann“, was mich zweimal das Hörbuch fast hat abbrechen lassen. Aber Laura Maire hat an diesen Stellen für die Autorin die Kastanien aus dem Feuer geholt. Sie liest einfühlsam, geduldig, transportiert Marys Gefühle ebenso gelungen wie die Atmosphäre der Umstände, sodass mich die Sprecherin auch an für mich schwierigen Stellen bei der Stange halten konnte.

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