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Rezension zu
Ich werde fliegen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein intelligentes Buch, fernab vom Mainstream

Von: Anruba
09.05.2019

Ich konnte das Buch vorher überhaupt nicht einordnen und war daher sehr neugierig, besonders weil ich ein Fan der 90er Jahre bin. Irgendwie hatte ich eine rosarote Liebesgeschichte erwartet und war daher von der Entwicklung der Story positiv überrascht, als ich gemerkt habe, dass es kein übliches Klischeebuch ist. Die Geschichte ist intelligent, schroff, teilweise rotzig und ziemlich ehrlich geschrieben. Lucy ist ein normales 17-jähriges Mädchen, dass lieber Basketball spielt, als sich um ihr Aussehen und Make-up zu kümmern. Sie schwärmt heimlich für ihren besten Freund Percy, mit dem sie kifft, Basketball spielt und die Tage rumbringt. Sie machen auf Underdogs, bis Lucy hinterfragt, ob ihre Freundschaft echt ist oder nur Show. Überhaupt macht sich Lucy um alles und jeden Gedanken. Besonders um die Rollenverteilung der Frau in der Gesellschaft im Allgemeinen und im Besonderen. Sie hat viele Vorurteile und ist sehr zynisch, wenn es um Beziehungen und Gefühle geht. Dabei möchte Lucy einfach nur von anderen gesehen werden. Sie möchte Anerkennung für ihre Leistung als Basketballerin und sie möchte als Mädchen wahr genommen werden. Jedoch möchte sie sich dafür nicht verstellen oder verbiegen. Sie möchte sie bleiben! Das ist eine echt tolle Botschaft. Jedoch ist Lucy sehr frustriert, weil es nicht so einfach klappen will. Ihre größte Angst ist langweilig und angepasst zu sein (wie in ihren Augen die meisten Erwachsenen). Sie fühlt sich ungerecht behandelt, weil ein Junge an ihrer Stelle, viel mehr Freiheiten und Anerkennung hätte. Ich konnte Lucy nie einschätzen. Einerseits durchsucht sie beim Babysitten die Sachen der Nachbarn, andererseits spielt sie den Moralapostel. Sie ist oft wütend und dickköpfig, will die Welt verändern und ist dann zu feige, die Sache mit Percy zu klären. Das Buch hat keinen roten Faden im herkömmlichen Sinne. Wer also eine abgeschlossenen Handlung erwartet, lieber Finger weg. Die Geschichte begleitet Lucy in ihrem letzten Highschool Jahr und zeigt ihre Entwicklung. Es sind einzelne Sequenzen aus ihrem Leben, Szenen zu denen Lucy viel zu sagen hat. Ja, manchmal zu viel. Sie schweift aus und davon. Im Hörbuch hat mich das nicht weiter gestört. Im Gegenteil. Es war wie mit einer Freundin Auto zu fahren, die sich über gesellschaftliche Fragen Gedanken macht. (Hierfür ein großes Lob an die Sprecherin.) Ich kann schwer einschätzen, ob mich die gelesenen Worte ebenso gefesselt hätten, oder ob meine Gedanken dabei eher abgeschweift wären. Ich mochte besonders das Setting. Man kann das New York der 90er Jahre förmlich riechen und schmecken. Lucy beschreibt die Gebäude an denen sie langgeht. Es gibt Telefonzellen und viele Anspielungen auf die damalige Musik (Nirvana-Konzert!). Alles ist sehr bildlich und realistisch dargestellt. Da Lucy viel hinterfragt, bekommt sie irgendwann auch Antworten und muss feststellen, dass sie einige Dinge falsch eingeschätzt hat (zum Beispiel die Rolle ihrer Mutter). Sie merkt, dass ihre geschätzte Cousine Violett, doch nicht so unabhängig und locker ist, wie Lucy dachte. Und sie muss lernen in Bezug auf Percy ihre rosarote Brille abzusetzen. Die "Beziehung" zwischen Percy und Lucy wird von der Autorin sehr echt und schonungslos dargestellt. Es ist keine klischeehafte Lovestory, sondern das wahre Leben mit Fehlern auf beiden Seiten. In meinen Augen wird der Drogenkonsum in diesem Buch zwar viel zu verharmlost, jedoch ist die Story so niveauvoll, dass die Leser(innen), die sich für die Geschichte interessieren, sicher nicht davon beeinflussen lassen. Insgesamt hat mir das Hörbuch echt gut gefallen. Es regt zum Nachdenken an, bietet Diskussionsstoff und wirft viele Fragen auf. Ein intelligentes Buch, fernab vom Mainstream, dass für alle Mädchen geeignet ist, die sich auch oft von der Jungs-/Männerwelt ungerecht behandelt fühlen. Fazit: Ein interessantes Hörbuch über eine junge Frau, die versucht ihre Rolle in der "Jungs-"Gesellschaft zu finden, ohne sich zu verbiegen. Überzeugt hat das 90er Jahre Setting in New York. Die Geschichte ist intelligent, schroff, teilweise rotzig und ziemlich ehrlich. Die Sprecherin macht eine gute Arbeit, so dass ich ihr immer gerne zugehört habe. Jedoch waren mir Lucys ausschweifende Gedanken manchmal zu langatmig. Unterm Strich brauchen wir mehr solche Bücher, weil sie anders sind und zum nachdenken anregen. Trotz kleiner Schwächen ein echter Lesetipp. Vier tolle Sterne.

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