Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die Farbe des Goldes

Gefühlvolle und akribisch recherchierte Einblicke in die Gesellschaft um das Jahr 1600

Von: Laura-Luisa Neitz
30.09.2019

Zunächst möchte ich erwähnen, dass „Die Farbe des Goldes“ der erste historische Roman ist, den ich bisher gelesen habe. Ich hatte zunächst Bedenken, dass die Sprache schwieriger zu verstehen sei, als bei Romanen, die in der heutigen Zeit spielen. Jedoch war diese Sorge völlig unbegründet. Deana Zinßmeister beschreibt alles in einer leicht verständlichen, aber dennoch lebendigen Sprache und verwendet nur wenige Begriffe, die heute nicht mehr so geläufig sind. Was mich trotz der Bedenken dazu bewogen hat, „Die Farbe des Goldes“ zu lesen, war mein generelles Faible für Liebesgeschichten. Zudem hat mich das Thema der Alchemie neugierig gemacht. Beidem wird in dem Roman viel Platz eingeräumt. Beim Lesen ist mir besonders aufgefallen, wie eindrucksvoll Deana Zinßmeister die Kälte des Winters beschreibt. Ich konnte sehr gut nachempfinden, wie es sich damals in der kalten Jahreszeit angefühlt haben muss. So lernt man eine funktionierende Heizung und den heutigen Komfort, den man oft für selbstverständlich nimmt, wieder zu schätzen. Wie viel Zeit Deana Zinßmeister in die Recherche und das Schreiben des rund 500 Seiten umfassenden Romans gesteckt hat, kann ich mir kaum vorstellen. Vor der akribischen Recherche und der detailverliebten Erzählweise kann man nur den Hut ziehen. Durch diesen Schreibstil fühlt man sich nah am Geschehen und kann die Emotionen der Figuren leicht nachvollziehen. Der Leser folgt nicht nur dem steinigen Weg Elisabeths, der sie zunächst von einem Unheil ins nächste schlittern lässt, sondern erhält außerdem Einblicke in die Situation im damaligen Bordell, in das Leben am Hofe und die Arbeit der Alchemisten in den Laboren. So lernt man auch den richtigen Frédéric Thiery und den Alchemist Johannes Keilholz näher kennen, die ich beim Lesen fast noch mehr als Elisabeth ins Herz geschlossen habe. Dies mag damit zusammenhängen, dass die beiden ein bisschen aus ihrer Geschlechterrolle ausbrechen und Frauen für damalige Verhältnisse relativ gleichwertig behandeln. Denn „Die Farbe des Goldes“ führt dem Leser vor Augen, dass Frauen zu früheren Zeiten oft wie Menschen zweiter Klasse lebten. Dies bezog sich nicht nur auf die allgemeine Gesellschaft, sondern auch auf die Familie, wie das am Anfang des Romans beschriebene karge Leben von Elisabeth zeigt. Eine Liebesheirat war sowohl bei Arm als auch bei Reich eine seltene Ausnahme. Dass man stattdessen das kleinste Übel wählte und sich taktisch vermählte, veranschaulicht Deana Zinßmeister beispielsweise anhand der Nebencharaktere Johanna und Prinz Georg. In Zeiten der #MeToo-Debatte ist es interessant, mit „Die Farbe des Goldes“ einen Blick 400 Jahre zurückwerfen und zu schauen, wie weit die Frauenrechte tatsächlich schon vorangekommen sind. Ein Personenregister und eine Landkarte mit dem Stadtplan Stuttgarts um 1600, der durch die Bindung leider nicht komplett sichtbar ist, ergänzen die Geschichte. Ich würde „Die Farbe des Goldes“ Lesern empfehlen, die ihre Gedanken gerne auf Zeitreise schicken, in das Leben und Lieben vergangener Zeiten eintauchen möchten und daran interessiert sind, etwas über die Geschlechterrollen zu Beginn des 17. Jahrhunderts zu erfahren.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.