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Rezension zu
Was würde Frida tun?

Ja zu Feminismus - Nein zu diesem Buch!

Von: Greta Sternchen
13.10.2019

„Was würde Frida tun?“ klingt nach einem Buch, geschrieben für Feminist*innen und alle, die es noch werden sollen. Die Autorinnen Foley und Coates zielen in den 55 Kapiteln, in denen Frauen aus verschiedenen Zeitaltern in der Weltgeschichte in Portraits kurz und knapp beschrieben werden, darauf ab, Feminismus alltagstauglich und für mehr Menschen zugänglich zu machen. Am Ende jedes Kapitels sollen wir eine Moral für uns selbst erkennen. Leider wirkt diese meist fehl am Platz, hat letztendlich nicht viel mit der Lebensgeschichte der genannten Person zu tun oder wir bekommen Empfehlungen wie „die beste Art einer Affäre ist eben eine faire Affäre“. Da kann man sich bessere Tipps aus dem Internet anschaffen, die einem nicht nur dazu raten, sich auf die Yogamatte zu schwingen, wenn’s mal brenzlig in der Beziehung wird, sondern weitaus mehr feministische Ansätze mit sich bringen. Unerfreulich ist auch, dass zur Hälfte des Buches eine Frau mit Namen Mary Stropes auftaucht. Sogar die Autorinnen geben zu, dass Stropes eine Rassistin und Anhängerin der Erbgesundheitslehre war. Zwar hat sie zu dem Aufbau der Kliniken beigetragen, die heutzutage ungewollt schwangeren Personen die Möglichkeit der Abtreibung bieten, jedoch war Stropes selbst eine Gegnerin des Schwangerschaftsabbruchs. Im Anblick dieser Aspekte, finde ich es äußerst fragwürdig, wie und wieso eine Frau wie Mary Stropes einen Platz in den 55 „coolsten Frauen der Weltgeschichte“ erlangt hat. Andere hätten diesen Titel mit weitaus größerer Ehre getragen. Obgleich Foley und Coates in ihrem Nachwort darauf eingehen, dass die Entscheidung, welche Personen nun relevant sein sollten, keine einfache war, empfinde ich es als bedenklich, einer Rassistin einen Platz auf dieser Liste zu gewähren, die sich niemals mit dem heutigen intersektionalem Feminismus identifizieren könnte. Dies lässt darauf schließen, dass auch den Autorinnen Verständnis über dieses Thema fehlt. Grundsätzlich sprechen Coates und Foley nie von mehr als zwei Geschlechtern, die Nutzung des Gendersternchens bleibt gänzlich aus, es fühlt sich wie ein Wunder an, dass sie über die britische Anrede „Mx“ berichten, bei der nicht zu erkennen ist, welches Geschlecht eine Person hat. Die Autorinnen benutzen Begriffe wie „Transsexualität“, die veraltet und zugegebenermaßen respektlos und überhaupt nicht feministisch sind. Bei diesem Beispiel geht es um Chevalier d’Éon, die einzig genannte Trans*person, bei der es jedoch sogar fraglich ist, ob diese sich als solche identifiziert hätte. Prinzipiell hätte ich mir von einem Buch, dass sich an Feminist*innen richtet und über sie berichtet, erwartet, dass auch Personen, die nicht cisgender sind, so möglicherweise, eine der Trans*frauen, die für die Rechte der LGBTQ Menschen beim Stonewall-Aufstand gekämpft haben, ein Kapitel belegen. Über Chevalier erfahren wir, was andere über sie/ihn dachten und, was sie von ihr/ihm erwartet haben zu sein. Wir erhalten keine Informationen darüber, wie sich Chevalier selbst identifiziert hat, alle Erkenntnisse stammen entweder von ihren/seinen Eltern, die ihr Kind dazu zwingen, sich einem anderen Geschlecht zuzuordnen, oder eines königlichen Nachfolgers, der einen Vertrag aufsetzte, um das Geschlecht von Chevalier als weiblich zu bestimmen. So sehr Foley und Coates es auch anstreben, „Was würde Frida tun?“ entspricht nicht der Vorstellung eines feministischen Buches. Es ist ein Versuch, junge Menschen mit ihrem informellen Schreibstil zu unterhalten und Wissen über Frauen der Geschichte auf einfachste Weise zu vermitteln. Es gelingt ihnen weder das Eine, noch das Andere in vollem Maße, es scheint eher nach einem Aufschrei, den Feminismus als cool zu verkaufen, leider jedoch mit dem Verlust der elementaren Faktoren des intersektionalen Feminismus. Da hilft auch keine Snapchat-Pointe oder ein Aufruf nach einer gesunden Work-Life-Balance, viele wichtige Werte des Feminismus glänzen hier nur durch Abwesenheit.

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