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Rezension zu
Roter Mond

Spannung pur

Von: Maria
13.10.2019

Wer bei Kim Stanley Robinson reinen Science-Fiction erwartet, wird leider enttäuscht; denn der Autor liefert nicht nur realistische Zukunftsvisionen vom Rennen der zwei großen Mächte China und Amerika um den Mond, sondern überzeugt auch noch vielfach mit Einblicken in die chinesische Mentalität und das System rund um die Ein-Partei-Macht. An vielen Stellen verlor ich mich in Spekulationen und fragte mich, ob da noch von purer Fiktion die Rede sein könnte. Robinson liefert auf knapp 440 Seiten nicht nur ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem der Leser genauso verwirrt wie die Protagonisten gelassen wird. Er überraschte mich auch mit allerlei Input, der dafür sorgt, dass der Roman vielschichtig und auf keiner Seite träge ist: politische Intrigen und Machtkämpfe in den Führungsreihen der chinesischen Partei, philosophische Unterhaltungen und physikalisches und astronomisches Wissen, das auch für Laien relativ verständlich aufgeschlüsselt wird und mich total begeistert hat. Alles war dabei. Die meist knappen Kapitel mit wechselnden Perspektiven lassen keine Langeweile aufkommen und sorgen dafür, dass man auf das nächste Kapitel hin fiebert. Vor allem die „KI“-Kapitel, die eine undurchsichtige dritte Person mit ins Spiel bringen, haben es mir besonders angetan. Ein weiteres herausstechendes Merkmal ist eine deutlich spürbare Kritik am Wesen des Menschen, die sich durch das ganze Buch hindurch fortsetzt und den Leser zum Nachdenken anregt: Immer wieder wird angemerkt, dass die Menschen nach immer mehr streben und immer weiter wollen. Alle Grenzen überwinden wollen. Zuerst das Meer, dann die Pole der Erde, dann das All. Und immer wurde direkt nach mehr gesucht, was man überwinden könnte, das Bekannte war plötzlich uninteressant. „Es ist das Erforschen und Entdecken, das uns fasziniert“, heißt es an einer Stelle im Buch und „Vielleicht ist das ein Stück weit narzisstisch“ direkt danach. Die unermüdliche Forschernatur des Menschen hätte Robinson meiner Meinung nach nicht besser treffen können. Schlussendlich steuert der Roman in nahezu bahnbrecherischem Tempo auf ein Ende zu, dass man so wohl nicht erwartet.

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