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Rezension zu
Der Wanderer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

verwirrende Umwege

Von: Kerstin von KeJas-BlogBuch
02.12.2019

Aller guten Dinge sind drei, heißt es immer so nett. Aber manchmal funktioniert es eben doch nicht, zumindest was meine Leseerlebnisse den Autoren Luca d´Andrea betreffen. Was habe ich sein erstes Buch gefeiert. „Der Tod so kalt“ - aus meiner damaligen Rezension:. „Es war weniger die Geschichte in diesem Buch die mich so faszinierte, sondern die Sprache und der Ausdruck. Es war das Zischen und das Knistern des Eises, das Flüstern der Bergmasse, das Grollen in der Bergschlucht.“ Auch das zweite Buch „Das Böse es bleibt“ hatte mich komplett gepackt: „Diese Geschichte ist von der Sprache her kristallklar wie ein Bergsee und vom Inhalt her so eisig kalt wie ein Schneesturm. Es ist eine Geschichte voller Kobolde und Märchen, Traditionen und altem Wissen. Eine Reise in Gedanken und Erinnerungen, in Träume und Wahnvorstellungen.“ Nun aber, das dritte Buch hat mich komplett enttäuscht zurück gelassen und nur dank eines gemeinsamen Buddyread habe ich überhaupt bis zum Ende durchgehalten. Was war ich neugierig auf diesen Ort in den Tiroler Bergen und die Geschichte um diese tote Frau. Ich hatte mich gefreut auf diesen sprachlichen Ausdruck und hoffte auf einen ähnlichen Sog, doch was kam war ein Wirrwarr aus allem, nur eben kein Leseerlebnis. "Kreuzwirt ist wie ein altes böses Tier. Eins, das sich nur schwer an Veränderungen gewöhnt." Seite 220 Im Buch folgt man dem Schriftsteller Tony, der mittels gut verkaufter Schmonzetten ein wohliges, wenn auch einsames Leben führt. Sein treuer Begleiter ist Freddy, ein in die Jahre gekommener Hund. Schon auf den ersten Seiten begegnen beide der jungen Sibylle, von allen nur Sib genannt. Die zwanzigjährige ist auf der Suche nach der Wahrheit über den Tod ihrer Mutter und tritt Tony erst einmal ganz gewaltig auf die Füße. Durch ihr forsches Auftreten und der Tatsache, dass er damals am Fundort der Leiche war, ist sein Interesse auch geweckt und so machen beide sich auf, das Rätsel zu entschlüsseln. Ton lernt den Ort Kreuzwirt kennen und so manche der dort lebenden Menschen. Der Ort selbst bleibt dabei im Hintertreffen. Es gibt Gerüchte und Legenden, eine Familie die alles und jeden zu besitzen scheint und eine Menge an sehr verworrenen Hintergründen. Soweit, so gut, dass hätte richtig was werden können, denn es stellt sich heraus, dass es einige weitere ungeklärter Todesfälle gab. Der Ort an sich ist autark, kein Tourismus, keine Anbindung an die Außenwelt und irgendetwas scheint da im Argen zu liegen. Tony und Sib kommen einiger recht mystischer Dinge sehr nahe und nicht einmal das hat mich gestört, sondern, dass kaum eines der Themen komplett durchgezogen wurde, sondern ständig neue dazu kamen. Vieles wurde angerissen um dann wieder in das nächste abzudriften. Irgendwie hat der Autor keinen geraden Weg genommen, sondern etliche Umwege, die gerne auch mal im Nichts landen. Eine Sache hatte mich schon recht früh sehr gestört. Die Nennung einer ganz bestimmten Behandlungsart, die tatsächlich mehr als 10 Jahre nach dem geschilderten Ereignis existierte. Das war entweder sehr schlecht recherchiert, oder unglücklich eingearbeitet. Auch das es unweigerlich zu einer Liebensbeziehung zwischen Tony und Sib kommt hat mich genervt. Und die Tatsache, dass er sie ständig Mädchen nannte. Hallo? Das ist eine Frau! Das ganze Buch trieft von Klischees. Eine superreiche Familie, die über alles bestimmt. Eine Tante hier, die nervt, eine andere Tante da, die perfekte Kontakte hat und mal eben an sämtliche Ermittlungsakten oder notwendige Daten kommt. Der böse Jäger, der dämliche Kioskbesitzer, die verschollene Freundin, die hinterlistige Reporterin, eine nicht existierende Polizei, der dank Drogen durchgeknallte Freund, ein traumhaft schönes Umfeld in dem man aber bitte nie in den See geht, Wälder voller Abenteuer und tollwütiger Füchse. Nicht zu vergessen der Haus- und Leibarzt, der aufgrund einer schlimmen Verunstaltung eingesperrte Mann und natürlich die über alles stehende Schwester desselbigen, Zwillinge übrigens. Und, ganz wichtig, der große auf einmal auftauchende unbekannte Russe. Zig Baustellen, aber keine die endgültig fertiggestellt war. So viele rote Fäden, dass sich alles automatisch miteinander verknotete. Ein einziger hätte mir ja gereicht, so aber konnte ich dieses Durcheinander nicht mehr entwirren. Pluspunkte gibt es von mir aber dennoch. Die Kapitel war übersichtlich und kurz gehalten. Es hat mich schon neugierig gemacht, mehr zu erfahren über diesen Wanderer und ob er nun aus Fleisch und Blut ist oder nur ein Hirngespenst. Bei der sprachlichen Ausdrucksweise war es eher verhalten, im Bezug auf die ersten zwei Bücher. Eher Action lastig, stellenweise flach, voller Flüche und hier und da sehr fragwürdiger Verhaltensweisen. Eine Szene zum Ende hin hat mich erinnert, wie toll der Autor schreiben kann. Es ging um ein besonderes Erlebnis zwischen Vater und Sohn. Diese Schilderung hatte mich besänftigt, aber nur kurzfristig. Sollte es ein viertes Buch des Autoren geben, werde ich es wieder lesen und hoffen, dass es wieder ein besonderes wird. Das Ende war dermaßen überdreht, dass ich mich fragte was das alles letztendlich sollte und wo verdammt ist überhaupt Freddy abgeblieben? Rezension verfasst von © Kerstin

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