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Rezension zu
Trotz alledem

Zeichen eines Lebens

Von: Nico aus dem Buchwinkel
24.01.2020

„Ein Mann, ein Wort.“ Dieses ohnehin sexistische Sprichwort trifft sicher nicht auf den Liedermacher Hannes Wader zu, schließlich ist seine Autobiographie ganze 592 Seiten dick. Die Leser*in begleitet dabei nicht nur Wader auf seinem Lebensweg, sondern wird auch zur Zeitzeug*in deutscher Geschichte von der Nachkriegszeit bis in die 2000er. Mir persönlich war Hannes Wader vor der Lektüre vor allem in Kombination mit Reinhard Mey und Konstantin Wecker ein Begriff, auch durch ihre deutsche Interpretation von „Bella Ciao“, das ja aktuell durch eine gewisse Fernsehserie eine ziemliche popkulturelle Relevanz bekommen hat. Ich dachte mir angesichts der Autobiographie also: Interessante politische Einstellung, auf dieses Leben bin ich neugierig. So machte ich mich ganz unverfangen an diesen dicken Schmöker. (Persönliche) Geschichte Hannes Wader wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, Vater und Onkel kamen irgendwann – körperlich und geistig verwundet – aus dem zweiten Weltkrieg zurück. Seine prägenden Kindheitsjahre beschreibt Wader sehr ausführlich und es dauert, bis aus Wader der auf Bühnen tourende Liedermacher wird, als den ihn heutzutage wohl vor allem die ältere Generation kennt. Dabei verknüpft Wader sein persönliches Schicksal immer wieder mit den aktuellen Ereignissen in Deutschland, so dass sich das Buch für mich manchmal wie eine Zeitreise anfühlte. Besonders spannend fand ich zum Beispiel die Zeit, in der die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) unter den Studierenden viel Zulauf fand und auch Wader selbst vom CDU-Wähler zum Parteimitglied avanciert. Das Ganze gipfelt in der jahrzehntelangen Beobachtung Waders durch den Verfassungsschutz, da Wader auch in Kontakt mit der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin kam. Dazu habe ich dann selbst noch ein wenig recherchiert und einen interessanten Artikel des Spiegels von 1971 ausgegraben. Wader gibt dabei zu, dass er unbedingt selbst entscheiden wollte, wie viel Platz in er den einzelnen Ereignissen zugesteht, weshalb verschiedene Versuche anderer Autor*innen, eine Biographie über ihn zu verfassen, allesamt irgendwann scheitern mussten. Kritikfähigkeit Durchbrochen wird Waders (Lebens-)Geschichte immer wieder von Fotos und selbstkritischen Überlegungen. Er geht für mich durchaus hart mit einigen seiner Charakterzüge ins Gericht, auch wenn er diese nie wirklich ändern oder ablegen konnte beziehungsweise wollte. Trotzdem, nicht jeder spricht so offen und ehrlich über seine Fehler. Musikalische Untermalung Nach eigener Aussage basieren alle von Waders Liedern in der ein oder anderen Form auf Ereignissen aus seinem Leben und er fügt seine Liedtexte auch immer wieder an passender Stelle ein. Das habe ich als Einladung dazu aufgefasst, mich durch Waders Liederwerk zu hören, was zum Beispiel ganz gut mit dem gleich betitelten Album „Trotz alledem“ geht. Auch wenn mir längst nicht jedes Lied gefällt, fühlte ich mich gut unterhalten mit der Autobiographie zu diesem Leben, das in vielerlei Hinsicht weit von meinen eigenen Plänen abweicht. Wer ein paar von Waders Liedern kennt und jetzt neugierig ist, der greife zu!

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