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Rezension zu
Das geschwärzte Notizbuch

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein literarisches Kammerspiel

Von: Dominik Alexander
27.01.2020

Die Rahmenhandlung zu "Das geschwärzte Notizbuch" von Nicolás Giacobone ist rasch erzählt. Insgesamt sieben Jahre wird der Drehbuchautor Pablo Betances vom Regisseur Santiago Salvatierra in dessen Keller im argentinischen San Martín festgehalten, um ihm unabgelenkt die besten Drehbücher zu schreiben. Mit Vor- und Rückgriffen, die unangekündigt ineinander übergehen sowie Wiederholungen, die entfernt an Thomas Bernhard erinnern gelingt Giacobone eine Art Sogwirkung in der Sprache, die beim Lesen immer mehr in die Geschichte, aber auch die Ausweglosigkeit des Gefangenen hineinzieht. Vielleicht liegt es daran, dass ich aus derselben Generation wie Giacobone stamme, denn in seinen Gedankengängen konnte ich mich durchweg wiederfinden. Wie er von Jack Nicholson und Meryl Streep schreibt, hat mich immer zum Lächeln gebracht. Dennoch empfinde ich das Buch nicht als "witzig" oder "urkomisch", wie ich zuweilen in anderen Rezensionen gelesen habe. Für mich hat das Geschwärzte Notizbuch etwas grundlegend melancholisches an sich. Giacobone beschreibt beispielsweise die Auswirkungen von Procrastination, Termin Druck und genereller Überlastung eines Autors. Von daher kann der Keller auch als Symbol des selbstgewählten, von anderen Menschen isolierten Käfigs des Schreibenden gelesen werden. Nebenbei wird dem Leser der dramaturgische Aufbau des aristotelischen Theaters erläutert, was wiederum den Germanisten und Theaterliebhaber in mir angesprochen hat. Fazit: "Das geschwärzte Notizbuch" habe ich innerhalb weniger Stunden mit viel Genuss gelesen. Es ist ein Buch zum Nochmallesen, nicht weil es schwierig geschrieben wäre, sondern wegen seiner Vielschichtigkeit, seiner diversen Anregungen für Autoren und seiner klugen Einzelsätze. Ich empfehle dieses Buch uneingeschränkt.

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