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Rezension zu
Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland

Düster, brutal und mit bizarren Bezügen zum Original

Von: Aleshanee, Weltenwanderer
22.03.2020

Es gibt ja mittlerweile schon einige "Adaptionen" zu Alice von Lewis Carroll bzw. Geschichten, die sich Fragmente aus seiner Handlung bedienen. Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich hier einlasse - meine Neugier hat hauptsächlich geweckt, dass es düster und nichts für schwache Nerven sein soll. Dazu kam der Klappentext, der schon Einblicke gibt, dass es hier brutal und unschön zugeht... Und das merkt man auch von Anfang an, denn Alice fristet ihr Dasein in einer Irrenanstalt, seit sie vor 10 Jahren ein traumatisches Erlebnis in der Alten Stadt hatte. Ihr Zimmer- bzw. eher ihr Zellennachbar, Hatcher, ist eher durch seinen Blutdurst in der Anstalt gelandet - doch die Gespräche, die die beiden über Jahre hinweg geführt haben, um nicht völlig durchzudrehen, haben zwischen ihnen eine gewisse Freundschaft geschaffen. Nach ihrer Flucht erlebt man die triste Atmosphäre der Alten Stadt, in der der Abschaum der Gesellschaft mehr schlecht als recht lebt, zitternd vor den rivalisierenden Gangs und Bossen der verschiedenen Viertel, verstrickt in Mädchenhandel, grausame Prostitution und herrschender Gewalt. Es gibt auch einige Szenen, die ziemlich an die Nieren gehen, nicht nur durch ihre Brutalität, sondern auch die perfide Lust, die man dahinter spürt, an Folterung, Vergewaltigung und auch Kanibalismus. Die meiste Zeit ist man allerdings unterwegs, denn Hatcher und Alice haben ein Ziel, das erstmal wichtiger ist, als all ihre Rachegelüste aus der Vergangenheit - und doch scheint alles damit zusammen zu hängen. An manchen Stellen hat es sich hier für mich etwas gestreckt angefühlt und manches wurde mir zu oft wiederholt, was aber nicht zu sehr ins Gewicht gefallen ist. Einen richtigen Draht zur ursprünglichen Geschichte von Alice im Wunderland gab es nicht, aber gemeinsam haben beide Geschichten definitiv ihre bizarren Elemente ... Außerdem treffen wir natürlich einige bekannte, wie das Kaninchen, den "Grinser", die Raupe und den Jabberwocky. Alle sehr strange und mit einer äußerst verstörenden Note! Da Alice ab ihrem 16. Lebensjahr für viele Jahre eingesperrt war, kann man ihr ihre Gedanken und Ängste gut abnehmen. Einerseits fehlt ihr völlig dieses durchlaufene Stadium des erwachsen-werdens, andererseits hat sie so viel durchgemacht, dass die Entwicklung ihres Charakters absolut glaubhaft war. Ich hätte sie mir aber fast noch gern etwas schräger gewünscht. Hatcher ist auch eine mega interessante Person, vor dem man einerseits Angst hat und ihn sogar wegen seiner Kälte verabscheuen könnte, und dann wiederum möchte man ihn am liebsten in den Arm nehmen und vor allem als starken Beschützer an der Seite haben. Überhaupt ist Angst ein sehr zentrales Thema und eine wichtige Botschaft hier, diese nicht zu haben oder zu zeigen, um anderen dadurch keine Macht über einen selbst zu geben. Das alleine wirkt oft schon wie eine einschüchternde Mauer, die nicht leicht zu überwinden ist.

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