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Rezension zu
Der Bär und die Nachtigall

Der Bär und die Nachtigall (Katherine Arden)

Von: Poldi
30.03.2020

Wasja wächst als jüngstes von fünf Geschwistern auf dem Hof ihres Vaters auf, nachdem ihre Mutter kurz nach ihrer Geburt verstorben ist. Ihre Brüder und Schwestern können aber ihre Wildheit und ihre Abenteuerlust kaum verstehen, sie lauschen lieber den Geschichten der Dienerin Dunja über die alte Märchen- und Sagenwelt. Wasja weiß aber mehr darüber als ihre Geschwister, denn nur sie kann die Geister sehen, die in den Weiten der Wälder, aber auch ganz nahe an ihrem Haus leben... Auf dem Fantasy-Büchermarkt türmen sich die immer wieder gleichen Themen (wenn auch oft sehr gekonnt umgesetzt), sodass es schwierig ist, an etwas völlig Neues heranzukommen. In meinen Augen hat Katherine Arden jedoch genau dieses geschafft und mit ihrem Erstling „Der Bär und die Nachtigall“ einen Roman geschaffen, der mich mal wieder völlig fasziniert hat. Sofort zieht sie den Leser in die eigentümliche fremdartige Stimmung Russlands im 14. Jahrhundert hinein, beschreibt aber eben bei weitem nicht nur da harte alltägliche Leben, sondern konzentriert sich vor allem auf die reichhaltige Märchen- und Sagenwelt. Kenner der Materie werden auf zahlreiche Ideen treffen, die die Autorin daraus entliehen, aber zu einem sehr stimmigen Ganzen geformt hat. Das ist mystisch, märchenhaft und sehr atmosphärisch geraten, wofür sich Arden dann auch die entsprechende Zeit lässt. Hier überschlagen sich keine Handlungen, alles geht eher bedächtig voran, doch das ist so fesselnd und eingängig geraten, dass ich mich nicht in einer Zeile gelangweilt habe. Dafür sorgt auch ihr lebendiger Sprachstil auf hohem Niveau, die Texte wirken sehr geschliffen und durchdacht. Die Handlung hangelt sich an Wasjas Leben entlang. Zunächst stehen noch andere Figuren im Fokus, Wasjas Kindheit, ihr Aufwachsen in der großen Bauernfamilie wird gekonnt beschrieben. Einige besonders einprägsame Erlebnisse bestimmen später auch ihr Handeln, ihr ganzes Wesen, was für den Leser sehr spannend zu lesen ist. Doch natürlich gibt es auch eine große Gefahr für Wasja und ihre Familie, und diese bringt dann auch einige sehr gruselige Momente mit ein, selbst wenn dieser Handlungsfaden erst spät richtig an Bedeutung gewinnt. Die Vielfalt an Charakteren ist schon etwas erschlagend, insbesondere da die Namen naturgemäß etwas fremdartig in unseren Ohren klingen. Doch durch den klaren Aufbau und die markante Wirkung der Figuren – jede mit ihrem ganz eigenen Hintergrund versehen – wirkt das Ganze gut verständlich, etwas Konzentration ist dabei aber durchaus gefordert. „Der Bär und die Nachtigall“ verbindet russische Märchen, eine mysteriöse, fast schon sehnsuchtsvolle Stimmung und eine spannende Handlung miteinander, präsentiert bis ins Detail ausgearbeitete Charaktere und eine langsame, dafür umso fesselndere Geschichte. Ich konnte völlig in das Buch eintauchen und war fast ein wenig enttäuscht, als das Buch ausgelesen war. Doch da es sich um den ersten Teil einer Reihe handelt, darf man sich auf eine Rückkehr in die liebgewonnene Welt freuen.

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