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Rezension zu
Zerbrochene Sterne

Chinesische SF ist unschlagbar

Von: Wortfieber
03.05.2020

Kurzgeschichten, Novellen, Essays: kein Interesse! Zu kurz, zu schnell, zu unausgereift oder nichtssagend. Ja, auch ich hatte lange meine eigene seltsame Meinung zu kurzen Formen von Romanen. Doch diese Meinung ist einfach nicht gerechtfertigt, denn gerade Kurzgeschichten beweisen ein unglaubliches handwerkliches Geschick, und Können. Gerade in dieser Sammlung kann sich jeder Leser davon abholen lassen und danach nach mehr Kurzgeschichten brüllen. Herausgeber ist nicht wie im ersten Blick zu erwarten Cixin Liu, sondern Ken Liu. Wieso der Name auf dem Cover ganz groß und übergeordnet scheint, wird am ende des Buches in einem Essay deutlich. Die Auswahl der Geschichten sind denkbar einfach. Eine bunte Mischung chinesischer Autoren, die SF-Kurzgeschichten irgendwo, irgendwie, verfasst haben. Ken Liu ist wie folgt vor gegangen: Nur Geschichten die in seinem Gedächtnis geblieben sind, haben es in diese Sammlung geschafft. Meines Erachtens die beste Wahl ein Geschichten Band herauszugeben, dass eine bunte Mischung und eine Vielfalt an Themen enthaltet. Diese Vorgehensweise hat mehr als gut funktioniert. Trotzdem, die Geschichten werden bei allen unterschiedlich stark in Erinnerung bleiben und unterschiedlich gut wahrgenommen werden. Und das ist auch gut so! Außer der Einleitung, erhalten wir 14 Kurzgeschichten und drei Essays zum Thema chinesische Literatur. In den Essays wird berichtet, wie sich die Popularität der chinesischen Literatur verändert hat, nachdem „Die drei Sonnen“ von Cixin Liu,- übrigens eine großartige Trilogie, ins englische übersetzt wurde. Es wird aber auch auf die Geschichte der chinesischen SF eingegangen und die Hürden, Probleme, den Hochs und Tiefs. Ganz wichtig zu erwähnen sind die informativen Autorenprofile, vor den jeweiligen Kurzgeschichten. Dies war hilfreich um den den Autor und die Geschichte besser zu verstehen. Und nun zu meiner Lieblingsgeschichte, vielleicht sogar die längste Geschichte des Bandes, mit 115 Seitenumfang: „Großes steht bevor“ von Baoshu Dem Vorwort nach ist das die „chinesischste“ Story. Umso mehr man von der Geschichte Chinas weiß, umso besser versteht man sie. Weltweit sehen die Menschen ein buntes Leuchten am Himmel und glauben vor dem Ende der Welt zu stehen. Als es vorbei ist und nichts passierte, wurde dieser Tag zum „Der Tag der Wiedergeburt“ gefeiert. An diesem Tag ist auch unser Protagonist geboren. Wir dürfen fortan seine Leben und das Leben seiner Freundin Qiqi verfolgen. Quer durch Zeit und Land, durch Ereignisse wie den olympischen Spielen, SARS, Saddam Houssein, den Taliban. Die geschichtlichen Elemente sind alle wahr und genauso geschehen, nur die Zeitabläufe sind völlig anders. Eine sehr dramatische und faszinierende Geschichte, die sich erst im laufe des Lesens erschließt. Mich haben natürlich weitere Geschichten begeistern können. Besonders gut in Erinnerung habe ich, nach Wochen, noch immer: „U-Boote“ von Han Song, in dem Wanderarbeiter, aufgrund von fehlenden Wohnräumen, sich nicht anders zu helfen wussten, als sich U-Boote zu bauen um im Wasser zu leben. Dadurch haben sie sich noch mehr von der Gesellschaft abgekapselt. Die Gesellschaftskritik wird sehr schnell deutlich. „Gute Nacht, Traurigkeit“ von Xia Jia. Dass anhand von zwei Perspektiven erzählt wird, während eine Perspektive der Informatiker Alan Turing einnimmt, wird die andere Perspektive in einer Zeit gespielt, in der Alan sie kommen sah. Dennoch haben beide mit seinem Leben und Ableben zutun. „Mondnacht“ von Cixin Liu, war wie nicht anders zu erwarten eine großartige Geschichte, in der es um Zeitreisen und um die Probleme der Umweltverschmutzung geht. Unser Verbrauch der fossilen Brennstoffe und wie wir es besser machen können, oder vielleicht doch nicht. Mein Fazit: Eine Story-Sammlung die nicht nur eine Story-Sammlung ist. Nach beenden des Buches ist der Mensch schlauer an chinesischer Geschichte und Literatur. Außerdem hat er viele neue Autoren im Petto, die entdeckt werden wollen. Und dann gilt abzuwarten, welche Geschichten einem selbst nie wieder aus dem Gedächtnis gehen.

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