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Rezension zu
Die verlorene Frau

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Rettung durch Familiengeheimnis

Von: Frau Goethe liest
23.07.2020

Rebecca leidet seit 50 Jahren unter einem Trauma, über das sie beharrlich schweigt. Als Dreizehnjährige fand sie ihre Eltern tot in Seaview Cottage. Der Tathergang wurde nie aufgeklärt. Inzwischen ist sie selber Mutter zweier Töchter und gerade Großmutter geworden. Ihre älteste Tochter Jessie ist jedoch mit ihrem totkranken Säugling aus der Klinik geflohen. Die fünf Jahre jüngere Iris bekommt als Journalistin den Auftrag, mehr über dieses Drama herauszufinden. Niemand weiß, dass Jessie ihre Halbschwester ist. Die richtige Lösung kann nur mittels des Familiengeheimnisses kombiniert werden. Emily Gunnis erzählt in ihrem zweiten Roman erneut ein Familiendrama, das sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt. Sie wählt die idyllische Umgebung von Sussex für ihren Roman auf zwei Zeitebenen. Der Kriegsheimkehrer Jacob hat durch die Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg mit einer Neurose zu kämpfen. Seine Frau versucht, dieses Verhalten zu vertuschen. Während dieser Zeit arbeitet sie in einem Haushalt für ein junges, wohlhabendes Paar. Die Situation eskaliert jedoch. Jacob kommt in eine Klinik und die Hausherrin scheint sich samt ihres Neugeborenen im Meer ertränkt zu haben. In den Fünfziger Jahren litten ehemalige Soldaten auf der ganzen Welt unter den Folgen des Kriegs. Zudem gab es andere Gesetze im Familienrecht, sodass eine Ehe nur unter bestimmten Umständen geschieden wurde. Harriets Ausharren mit Jacob in einer gewalttätigen Umgebung ist ebenfalls plausibel. Niemand konnte erahnen, welche Belastung ihre Tochter Rebecca aus ihrer Kindheit mit sich tragen würde. Der Handlungsstrang in der Gegenwart scheint eine Wiederholung der Geschichte zu sein. Wieder ist eine junge Mutter mit ihrem Säugling auf der Flucht. Jessie ist Rebeccas Tochter und hat ihr totkrankes Baby eigenmächtig aus der Klinik mitgenommen. Die Suche nach ihr gibt der Handlung den Rahmen. Man lernt Rebecca im gesetzten Alter kennen und ihre Erinnerungen lassen Rückschlüsse auf die Ereignisse der letzten 50 Jahre zu. Mit ihrem damals besten Freund Harvey war sie offenbar verheiratet und erlebte eine schlimme Trennung. Ihre jüngste Tochter Iris ist Journalistin und hat damit einen natürlichen Drang, die Hintergründe zu erforschen. Mit dem Verheimlichen ihres Verwandtschaftsverhältnisses darf sie für die Zeitung die Story schreiben. Die Figuren wurden für die komplexe Familiengeschichte passend ausgesucht. Jeder hat seinen Platz und die Spannungen entstehen durch die angedeuteten Diskrepanzen. Schon am Anfang kann man herauslesen, dass es einen Vorfall gegeben haben muss, der das Paar entzweit hat. Die Neugier ist geweckt, sodass man das Buch kaum noch weglegen kann. Das Drama nimmt weiter zu, je länger die verschwundene Tochter gesucht wird. Zwischendurch springt man in den Zeiten und erfährt dadurch sämtliche Hintergründe. Gunnis verwebt in ihrem Roman die Vergangenheit mit der Gegenwart und lässt ihre Leser lange im Dunkeln tappen. Fast wie ein Krimi liest sich die Familiengeschichte, in der es zudem um zwei Leichen geht. In der Auflösung dieser liegt aus meiner Sicht das einzige Manko, das aber nicht zur Abwertung führt. Die fiktive Geschichte enthält wie schon das Debüt Das Haus der Verlassenen, reale Fakten wie das Recht zwischen Eheleuten und auch die Therapie in den 60-er Jahren für psychisch Erkrankte. Zusammen ergibt es ein mitreißendes Leseerlebnis.

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