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Rezension zu
The Passengers

Manipulativer, sehr fesselnder Thriller, der mich begeistert hat

Von: Jenny
28.08.2020

Der Klappentext dieses Thrillers hat mich sofort angesprochen, weil der Zusatz "die Zuschauer entscheiden über Leben und Tod" im Klappentext moralische Dilemmata und Psychospiele versprochen hat. Tatsächlich konnte ich aber nicht einmal ahnen, wie manipulativ das Buch tatsächlich sein würde. Der Hacker, der die autonomen Autos übernommen hat und nun auf einen fatalen Crash zusteuern lässt, steuert auch sehr genau, welche Informationen die Zuschauer bekommen, indem er die Insassen der Fahrzeuge sprechen lässt, ihre Mikrofone stumm schaltet oder selbst teils mit Bildmaterial unterlegte Fakten mitteilt. Manchmal gibt er seine Informationen so selektiv heraus, dass sie gesellschaftliche Vorurteile ansprechen, um darüber die Meinung der Zuschauer zu manipulieren - und es funktioniert! Beispielsweise teilt er über eine Frau mit Kopftuch mit, dass sie noch nie gearbeitet hat und kein Wort Englisch spricht, obwohl sie seit 20 Jahren in dem Land lebt. Damit stimmen die Zuschauer sofort gegen sie. Aber niemand weiß, dass sie gerade in ihr Taxi gestiegen ist, um vor ihrem gewalttätigen Mann davon zu laufen, der sie immer unterdrückt und ihr alles verboten hat. Solche Informationen haben mich als Leser auf zwei Arten erreicht: Entweder hat der Hacker die Zuschauer darüber aufgeklärt, nachdem sie ihr Urteil gesprochen hatten, oder ein Kapitel war aus der Perspektive der Person erzählt, um die es gerade ging. Die Manipulation war wirklich richtig gut und meist sehr subtil gemacht. Tatsächlich kann ich aber nicht mit dem Finger auf die Zuschauer zeigen und sie dafür verurteilen, wie vorschnell sie sich eine Meinung gebildet haben, denn insbesondere am Anfang bin ich in die gleichen Fallen getappt. Teilweise ist mir das selbst am Ende noch passiert, denn oftmals belässt der Hacker es nicht bei einer überraschenden Enthüllung von Informationen. Er hat die Insassen der Fahrzeuge so gezielt ausgewählt, dass er die Öffentlichkeit nach seinem Gutdünken manipulieren und die Meinung zu einer Person mehrfach von positiv zu negativ und zurück schwanken lassen kann. Dadurch hatte das Buch unglaublich viele überraschende Wendungen, die ich absolut nicht vorher gesehen habe. Es war extrem fesselnd, weil ich nie wusste, wohin die Handlung als nächstes führen würde. Immer wieder sind plötzlich neue Aspekte zur Sprache gekommen, die teilweise gar nichts mehr mit den Insassen der Fahrzeuge zu tun hatten, und die die Geschichte in eine neue Richtung gelenkt haben. Ich habe das Buch in nur zwei Tagen verschlungen, weil ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen, so packend war es. Besonders das Ende hat mich noch mal richtig überrascht, weil es mir erst gar nicht gefallen hat, aber nachdem sich alles doch wieder als Finte herausgestellt hat, war ich dann umso zufriedener. Auch alle anderen Aspekte des Buches konnten mich überzeugen. Das Setting in der nahen Zukunft, in dem per Gesetz nur noch vollkommen autonome Autos fahren dürfen, war die perfekte Grundlage. Interessant fand ich vor allem das Komitee, das gebildet wurde, um bei Unfällen mit Fußgängern ein Urteil darüber zu fällen, ob die Fußgänger oder das Fahrzeug die Schuld tragen. Wenig überraschend, dass es da irgendwie nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Charaktere, die Passagiere der Fahrzeuge sind, haben es mir nur bedingt angetan, aber der Autor hat es schließlich darauf angelegt, die Meinung der Zuschauer zu lenken, und da kann ich mich, wie gesagt, nicht ausnehmen von. Eine der Erzählerinnen, Libby, die nicht in einem Fahrzeug, sondern im Komitee sitzt, fand ich aber von Anfang an sehr sympathisch. Sie ist eine starke Frau, die sich nicht nur gegen einen Chauvinisten behauptet, sondern auch intelligent und reflektiert ist und bei moralischen Dilemmata die Entscheidung trifft, die auch auch getroffen hätte. Hin und wieder war das Buch zudem echt erschreckend. Nicht nur im Hinblick darauf, dass tatsächlich an autonomen Autos geforscht wird. Vor allem hat mich geschockt, wie sensationsgeil die Zuschauer waren. Dass sie, ohne mit der Wimper zu zucken, bestimmen, welcher andere Mensch sterben soll. Dass sie in Scharen zum errechneten Ort der Kollision pilgern, um sich das Spektakel anzusehen. Dass sie selbst nach dem Tod Dutzender Menschen bei einem Zwischenfall noch Unterhaltung in den Ereignissen sehen und kein entsetzliches Drama. Teilweise ist mir bei den Reaktionen der Menschen echt übel geworden. Vor allem, weil ich mir in Anbetracht der vielen Gaffer bei Unfällen gut vorstellen kann, dass das in der Realität nicht anders aussehen würde. Fazit Dieser absolut packender Techno-Thriller hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Der Hacker manipuliert die Meinung der Zuschauer und auch meine Ansichten so subtil und gekonnt, dass das ganze Buch voll unzähliger überraschender Wendungen steckt. Es zeigt deutlich auf, wie fatal Vorurteile und selektive Informationssammlung sein können. Das Setting mit den autonomen Fahrzeugen bildet dafür die perfekte, faszinierende Grundlage und Protagonistin Libby ist eine starke Sympathieträgerin. "The Passengers: Du entscheidest über Leben und Tod" hat mich so begeistert, dass ich John Marrs anderen Thriller demnächst auch lesen werde und für diesen hier alle fünf Schreibfedern vergebe. Ich bedanke mich beim Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar.

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