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Rezension zu
Lügenmädchen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein lange Zeit eher leiser, aber dennoch beklemmender und wirkungsvoller Psychothriller

Von: Büchermonster
13.05.2015

Es gibt sicherlich Psychothriller, die mit einem aufregenderen Szenario beginnen als dass ein Mädchen im Teenageralter an der Tür klingelt und während eines plötzlichen Wintereinbruchs um Unterschlupf und Schutz vor Schneefall und Kälte sucht. Für Stella Fisher, die Protagonisten in Luana Lewis’ Debütroman „Lügenmädchen“, ist ein solch banaler Zwischenfall allerdings bereits ein absolutes Horrorszenario: Seit weit über einem Jahr hat Stella die Sicherheit der eigenen vier Wände nicht mehr verlassen und keinen Kontakt zu anderen Menschen als ihrem Ehemann gehabt – und nun steht auf einmal eine völlig fremde Person vor der Tür, bittet energisch um Einlass und lässt sich auch durch stures Ignorieren nicht abwimmeln. Zu allem Überfluss geht dann auch noch der Ehemann nicht ans Telefon und Stella muss alleine die Entscheidung treffen, ob sie die Fremde in ihre persönliche Schutzzone einlässt. Klingt vielleicht immer noch nicht nach einem nervenzerreißenden Thriller, Luana Lewis schafft es aber schon auf den ersten Seiten, eine recht intensive Atmosphäre zu erschaffen und eine subtile Spannung aufzubauen. So sorgt z.B. schon die Vorstellung des beharrlichen Klopfens des jungen Eindringlings für leichtes Unwohlsein und lässt die Beklemmung der Protagonistin spürbar werden. Trotzdem bleibt „Lügenmädchen“ auf den ersten 150 Seiten – also praktisch während der ersten Buchhälfte – ein eher ruhiger Roman, in dem streng genommen zunächst nicht viel passiert. Lewis zieht ihre Geschichte dabei auf drei verschiedenen Zeit- und Erzählebenen auf. Während die Haupthandlung im Haus der Fishers spielt und sich schnell zu einer Art Kammerspiel zwischen Stella und dem unbestreitbar recht zwielichtigen Mädchen entwickelt, schildert ein zweiter Erzählstrang die eher verstörend verlaufenden therapeutischen Sitzungen zwischen einem Psychiater und dessen Patientin, während ein dritter langsam auf das Ereignis zusteuert, das aus einer aufstrebenden Psychologin selbst einen psychischen Pflegefall mit Panikattacken gemacht und zu Stellas völliger Isolation geführt hat. Man kann zwar recht früh erahnen, wie diese drei Ebenen zusammenhängen und wer sich hinter den zunächst nicht namentlich genannten Beteiligten verbirgt, das tut der Spannung aber keinen Abbruch. „Lügenmädchen“ lebt nämlich in erster Linie von den Charakteren, und hier hat Luana Lewis wirklich gute Arbeit geleistet. Alle Figuren wirken glaubwürdig, bieten aber jede für sich genug Ecken und Kanten, um sie einerseits interessant zu machen und andererseits auch eine gewisse Skepsis ihnen gegenüber auf Seiten der Leser hervorzurufen. Das liegt zum Teil auch daran, dass man den Geisteszuständen gewisser Charaktere nicht immer vertrauen kann, was die ganze Angelegenheit noch einmal faszinierender macht – der Titel „Lügenmädchen“ kommt hier z.B. nun wahrlich nicht von ungefähr. Ab der Mitte des Buches nimmt dann auch die Story (bzw. die drei Teilgeschichten) spürbar Fahrt auf und selbst wenn der Roman auch dann nicht zum Adrenalin-Feuerwerk ausartet, so hat „Lügenmädchen“ dennoch ganz klar Pageturner-Qualitäten. Die Geschichte ist beklemmend und verstörend zugleich und lässt einen nicht eher los, bis man auch das letzte dunkle oder traurige Geheimnis enthüllt hat. Luana Lewis schafft es mit einfachsten Mitteln ein Gefühl des Unwohlseins zu erzeugen, sodass ein scheinbar harmloses und zierliches Mädchen plötzlich zur echten Bedrohung wird – und das auf subtile Weise und nicht mit schockierenden Horror-Einlagen wie z.B. in Stephen Kings „Carrie“. In „Lügenmädchen“ ist alles eine Spur ruhiger und spielt sich vorrangig auf der psychologischen Ebene ab, gerade das macht die Geschichte aber umso glaubwürdiger und sorgt dafür, dass sich das Debüt von Luana Lewis die Bezeichnung „Psychothriller“ auch tatsächlich verdient. Gerne mehr davon!

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