Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Normale Menschen

Was ist schon "normal"?

Von: Y. Schwindhammer
27.09.2020

Connell und Marianne leben in einem kleinen Ort in Irland. Sie gehen zur gleichen Schule, gehören zu den besten Schülern, aber haben eigentlich keinen Kontakt zu einander, da sie unterschiedlichen Gesellschaftsschichten angehören. Doch eines Tages spricht Connell Marianne an und die beiden beginnen sich heimlich zu treffen. Zwischen Beiden gibt es eine enge Verbindung, die trotz Kontaktunterbrechungen auch noch nach Jahren besteht. Nur die Schatten der eigenen Herkunft und die inneren Teufel können beide nicht abstreifen. Der Roman „Normale Menschen“ von Sally Rooney wurde vorab stark gelobt. Daher war mein Interesse natürlich groß. Ich brauchte einige Zeit der Eingewöhnung an den Schreibstil, da die wörtliche Rede nicht als solche gekennzeichnet ist. Genaues, aufmerksames Lesen ist daher Pflicht. Die Kapitel sind relativ lang und beziehen sich immer auf eine bestimmte zeitliche Spanne über einen Zeitraum von insgesamt 4 Jahren, während welcher auch noch Rückblicke in die Vergangenheit erfolgen. Nun, dem zu folgen war nicht immer ganz einfach. Auch fand ich es schwierig, innerhalb der Kapitel eine Lesepause einzulegen, da der Wiedereinstieg durch den Schreibstil und den Zusammenhang im Text recht schwer war. Inhaltlich geht es um die zwei Jugendlichen Connell und Marianne, also eigentlich um ganz normale Menschen, die altersbedingt sich selbst und ihren Stand in der Gesellschaft suchen. Da Beide aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen und in komplett unterschiedlichen familiären Verhältnissen aufgewachsen sind, scheinen beide unterschiedlicher nicht sein zu können. Doch sind beide von Selbstzweifeln geplagt: Marianne, weil sie als exzentrische Außenseiterin gilt und nach Anerkennung in der eigenen Familie und unter den Mitschülern sucht und Connell, welcher zwar allseits beliebt in der Schule ist, liebevoll von seiner Mutter großgezogen wurde, aber seine Gefühle für Marianne nicht offen zeigen kann. Dieses Drama führt schließlich zu einer jahrelangen On-/Off-Beziehung. Im Grunde genommen können sich beide eigentlich beide gar nicht richtig verstehen, aber die Magie zwischen ihnen ist einfach stärker. Sie begehren sich, sind leidenschaftlich mit einander und lieben sich eigentlich. Doch da sie nicht offen und dauerhaft zu einander stehen, erfolgen ständige Verletzungen der Gefühle, die in weiteren Selbstzweifeln, Depressionen, Alkohol, schlechten Freundschaften, dem Eingehen von machtbesessenen Beziehungen und weiteren familiären Konflikten enden. Es ist also eine Liebesgeschichte, die doch so richtig keine ist. Also was ist „normal“? Ich für meinen Teil hatte hin und wieder meine Probleme, den abstrusen Gedankengängen und dem selbstzerstörerischen Wesen vor allem von Marianne zu folgen. Zu erkennen, dass eigentlich auch Connell eine gestörte Persönlichkeit hat, hat bei mir länger gedauert. Die nüchternen, schnörkellosen und oft knallharten Worte der Autorin haben mich dabei oft überrascht. Fazit: Eine ruhige, komplett außergewöhnliche Liebesgeschichte, die Mut zum Lesen braucht und tief in die Psyche der Menschen blicken lässt. Wer das Buch bis zum Ende liest, wird überrascht werden. Doch bin ich mir sicher, dass nicht jeder das Buch lieben wird.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.