Rezension zu
Europa, das Meer und die Welt

Europa, das Meer und die Welt "Europa entdeckte die Welt über das Meer und lernte sich zugleich selber kennen." Jürgen Elvert zeigt dies an zahlreichen historischen Begebenheiten und internationalen Kommunikationsräumen und Konfliktsituationen. Hierbei folgt er dem Trend der Geschichtsforschung, sich nicht mehr nur auf ein Ereignis oder eine Region zu beziehen. Vielmehr bildet das Meer - und damit meint er nahezu sämtliche Meere der Welt - den Schwerpunkt seiner Untersuchung. Er will mit diesem Buch "zur Weitung des nationalen Bezugsrahmens" beitragen. Konkret bedeutet dies: "Die Rolle des Nationalstaates als primärer gesellschaftlicher Referenzrahmen bleibt damit weitgehend unangetastet, obwohl in Zeiten allgemeiner Globalisierung dessen Öffnung für internationale Zusammenhänge dringend notwendig wäre." Eine derartige Proto-Globalisierung wird auch im Mittelalter erkenntlich, mit dem Elvert sein Buch beginnt - nämlich mit Heinrich dem Seefahrer und dem Aufstieg Portugals zur Art Kolonialmacht, bis sie im 16. Jahrhundert von Briten und Niederländern verdrängt werden. In wissenschaftlich höchster Qualität und gleichzeitig gut verständlichem Schreibstil vermittelt Elvert, wie sehr internationale Beziehungen zu Unternehmungen wie der Afrika-Umsegelung oder Amerika-Entdeckung beigetragen haben. Die vernetzte Welt von heute ist schneller, doch nicht unbedingt offener gegenüber anderer Nationalstaaten. Genau diese Öffnung fordert der Autor jedoch und auch in Anbetracht der aktuellen Wirtschaft wie auch historischen Wirtschaft täte es sehr gut, mit Vorurteilen aufzuräumen. Zahlreiche Beispiele und umfangreiche Themengebiete erlauben einen konkreten wie umfassenden Einblick in die maritime Geschichte europäischer Gesellschaften seit dem Mittelalter bis heute. Wer sich von dem Umfang des Buches und wissenschaftlicher Arbeitsweise nicht abschrecken lässt findet mit diesem Werk einen spannenden und hochgradig professionellen Einstieg in eine Welt zahlloser spannender Geschichten und Zusammenhänge.