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Rezension zu
Lügenmädchen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Psychologisch fundiert

Von: Michael Lehmann-Pape
18.05.2015

„Mich hat niemals jemand berührt. Nie“. Ein klägliches Eingeständnis, könnte man meinen, das umgehend tiefes Mitleid für dieses jugendliche Mädchen hervorruft, das mitten im Winter, unterkühlt vor dem Haus erscheint, in dem die Psychologin Stella mit ihrem Mann Max lebt. Wenn da nicht Stella ziemlich schnell bereits Zweifel an den „Geschichten“ dieser „Blue“ bekommen würde und wenn da, vor allem, nicht die massiven Phobien wären, unter denen Stella seit einem dramatischen Erlebnis leiden würde. Weswegen sie das Haus wie eine Festung hat ausbauen lassen und selbst gar nicht genau weiß, warum sie dieses Mädchen hineingelassen hat. Nun aber ist Blue im Haus. Und beginnt fast umgehend, Andeutungen in den Raum zu setzen. Andeutungen, die mit dem Stellas Mann Max zu tun haben. Andeutungen, hinter denen auch Stellas eigenes Drama bedrohlich seine Anwesenheit zeigt. Was aber ist geschehen, das einerseits aus der karrierebewussten und dynamischen Psychologin Stella ein solch vor Angst bebendes und unter schweren Beruhigungsmitteln stehendes Wesen gemacht hat? Und das andererseits dieses junge Mädchen mit den völlig abgebissenen Fingernägeln bei Nacht im Winter zu ihrem Haus getrieben hat? In einem steten Wechsel der Perspektiven und der Zeiten erzählt Luanna Lewis flüssig und in fast eher sachlich zu nennender Sprache die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit, die zu Stellas Zusammenbruch führten, die bei jener Blue einiges an Obsessionen auslösten und die auch Stellas Ehemann (und ehemaligem Chef) mit hineinziehen werden. Wobei die psychologischen inneren Zustände und die Beziehungsdynamiken sehr intensiv und glaubwürdig geschildert werden, so dass der Leser mehr und mehr eine deutlicher werdende Ahnung von dem bekommt, was wirklich geschehen sein könnte. Das Ende (die Auflösung) all der Ereignisse erfolgt so kaum mehr mit Überraschungen. Weniger mitreißend liegen die gefährlichen Momente, die Spannungssequenzen im Buch vor. „Es war nicht leicht gewesen, die Fassung zu bewahren, aber es gelang ihr“. Dies gilt nicht nur für Stella, sondern auch für den Leser bei dramatischen Stellen im Buch (Stellas Trauma) oder bei anderen Entwicklungen (die Zerstörung der Glasfront im Wohnzimmer). Aufgrund des eher beschreibenden, darstellenden Stils der Autorin wird der Leser nicht unmittelbar emotional mit in die entsprechenden Szenen hineingezogen, die Gefahren nicht unmittelbar und emotional plastisch genug geschildert, um wirklich mit zu fiebern. Dennoch verbleibt am Ende eine unterhaltsame, in der inneren Entwicklung der Personen sehr folgerichtige und überzeugend gestaltete Lektüre. Eine Intensive Gänsehaut beim Leser oder eine fühlbare Übertragung der inneren Panik Stellas allerdings findet nur an einzelnen Stellen des Thrillers statt.

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