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Rezension zu
Dort, wo die Zeit entsteht

Wunderschön poetische Erzählung von der Reise zu sich selbst

Von: Else S.
16.11.2020

In "Dort, wo die Zeit entsteht" erzählt Claudia Wengenroth von der mystischen Hütte am Waldrand in den Bergen und von der alten Irmelin, die sich als Hüterin der Hütte um sie kümmert und über sie wacht. Die Dorfbewohner bleiben auf Abstand zur Hütte und die Städter, denen die Hütte eigentlich gehört, kommen nur selten - höchstens im Sommer - dorthin. Denn sie vergessen, wenn sie in die Nähe der Hütte gelangen, da sie suchen. Nur die junge Internistin Katharina, die zuletzt als kleines Mädchen in der Hütte gewesen ist, wird von der Hütte eingeladen. Sie sucht die Hütte kurz nach Heiligabend in der Zeit der dunklen Nächte auf, da sie hofft dort allein sein zu können und Stille zu finden. An "Dort, wo die Zeit entsteht" haben mir der fast schon märchenhafte, aus der Zeit gefallene Schreibstil und die wunderschönen poetischen Beschreibungen sehr gut gefallen. Dieser lyrische Schreibstil, der vieles nur andeutet, einen oft im Unklaren lässt und mich bisweilen an Raoul Schrott erinnert, liegt wohl auch darin begründet, dass Claudia Wengenroth zuvor Gedichte verfasst hat. So legen sich etwa "schwere, satte Wolken auf die Dächer des Dorfs", der Himmel ist "schneeschwer und grausatt" und der "helle, dicke Schnee, der alle Geräusche dämpft, lässt die Welt anders klingen und macht möglicherweise den Lärm im Denken leiser". Diese besondere Art zu erzählen lässt selbst so alltägliche Dinge wie die Zubereitung von Kaffee besonders erscheinen. Im Kontrast zu Katharinas Aufenthalt in der mysteriösen Hütte stehen ihre Gedanken an ihre Arbeit als Ärztin im Krankenhaus. Den präzisen und realistischen Beschreibungen ihrer Nachtdienste - etwa wie es nachts im Krankenhaus riechen würde - merkt man meiner Ansicht nach deutlich an, dass Claudia Wengenroth als Ärztin tätig ist. Der Kontrast verstärkt für mich nur den besonderen Eindruck, den Katharinas Aufenthalt in der Hütte hinterlässt, wo Träume stets von Bedeutung sind und nicht nur Träume, wo ihr ein Rabe als Bote begegnet, wo sie Geschichten von der wilden Jagd, der umher ziehenden Holler und den wilden Reitern hinter Wotan und dem braven Eckart hört, von Winden und deren Zusammenhang mit dem Ort, wo die Zeit entsteht - und noch so vieles mehr. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für das besondere Leseerlebnis, das "Dort, wo die Zeit entsteht" bietet. Mich hat die atmosphärische Dichte dieser Erzählung, die ihrem ganz eigenen Rhythmus folgt, in ihren Bann gezogen. Und ich habe mich sehr gerne von Claudia Wengenroth in diese mystische Welt der Hütte am Berg zu dieser besonderen Zeit zwischen den Jahren entführen lassen und dort die junge Katharina auf ihrer Reise zu sich selbst begleitet.

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