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Rezension zu
Die vergessene Heimat

Ein sehr persönliches Werk der Autorin von der Flucht der Eltern und der Demenzerkrankung ihres Vaters

Von: Claudia aus Leinach
17.11.2020

Mit dem Roman "Die vergessene Heimat" hat die Autorin ein sehr persönliches Werk über die Flucht aus der DDR ihrer Eltern und der Demenzerkrankung ihres Vaters geschrieben. Klar, wusste sie von der Flucht, aber vieles kommt erst jetzt ans Licht, nachdem der Vater während seiner Erkrankung vieles nochmal durchlebt. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, die Kapitel sind kurz gehalten und in 2 Zeitebenen geschrieben und wechseln sich mit den Jahren 1961 mit der Vergangenheit zur Vorbereitung und Durchführung der Flucht und 2014/15 mit der zunehmenden Demenzerkrankung des Vaters ab. Besonders gut gefiel mir die Idee mit dem Glückssäckchen, welches sich durch das ganze Buch in der Gegenwart zieht, was allerdings leider immer leerer wird. In diesem Roman blieben die Nebenprotagonisten namenlos, was ich teilweise vom Verständnis her schwierig fand, wenn z.B. von "Der Schwägerin des jüngeren Bruders" oder "Der Mann der Schwester" die Rede war. Da hätte ich mir fiktive Namen gewünscht, weil es das Verständnis und den Lesefluss blockierte. Allerdings hatte die Autorin ihre Gründe, warum sie das so gehandhabt hat, aus Rücksicht ihrer Familie, was ich auch durchaus verstehen kann. Irgendwann gewöhnte ich mich daran und es störte mich nicht mehr so. Was hier wirklich gut geschildert wurde in der Gegenwart war die fortschreitende Demenzerkrankung des Vaters und auch wie die Angehörigen damit umgehen, die Ängste, die Gefühle und die Akzeptanz der Erkrankung und wie man sich gemeinsam Hilfe holt in einem Demenzkurs. Die Vorbereitung der Flucht war zwar langwierig, musste aber natürlich auch gut vorbereitet werden, vorallem weil es dann doch mehr Flüchtige in der Gruppe gab wie anfangs geplant war. Die Durchführung der Flucht war dann unglaublich spannend und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Auch wenn im Klappentext stand "Als ihr Vater an Demenz erkrankt, verrät er unabsichtlich Details aus dem Jahr des Mauerbaus 1961" kam das zwar beim Lesen nicht so bei mir an, als wenn der Vater der Autorin dies aus seinem Munde erzählt hat, aber doch werden Themen der Flucht in der Gegenwart des demenzkranken Vaters aus der Vergangenheit aufgegriffen, so als ob er alles nochmal durchlebt. Das gefiel mir doch ausgesprochen gut und entspricht dem Krankheitsbild eines an Demenz erkrankten. Fazit: Mir hat die sehr persönliche Geschichte der Autorin richtig gut gefallen, es ist sehr emotional und ich erfuhr vieles, was ich noch nicht wusste in Bezug auf Sperrbezirk, Zonengrenze und den Notaufnahmelager, wie hier beschrieben Marienfelde. Die Demenzerkrankung des Vaters ist sehr realistisch dargestellt mit all dem Kummer, den Ängsten und das Akzeptieren der Erkrankung. Auch die Darstellung der Vorbereitung und Durchführung der Flucht spannend und nervenaufreibend. Sehr gerne empfehle ich diesen Roman weiter.

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