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Rezension zu
Meine dunkle Vanessa

Ein erschütterndes Buch über Missbrauch, Manipulation und emotionale Abhängigkeit

Von: steffi-liest
27.02.2021

Die Rezension zu diesem Buch fällt mir unheimlich schwer. Ich habe zum einen großen Respekt vor dem Thema des Romans, hatte aber zum anderen so meine Schwierigkeiten mit ihm. Erzählt wird er in zwei Zeitebenen: in der Vergangenheit und in der Gegenwart, zu Zeiten der #MeToo-Bewegung. Es geht um die 15-jährige Vanessa, die ein Verhältnis mit ihrem fast dreißig Jahre älteren Englischlehrer hat. Sie ist sich sicher, dass es Liebe ist. Denn wenn nicht, was ist es dann? Doch Mr Strane, der Lehrer, ist ein Meister der Manipulation. Knapp zwanzig Jahre später wird er von einer anderen ehemaligen Schülerin wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt und Vanessa ist gezwungen sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Vanessa ist als Highschool-Schülerin sehr einsam und isoliert, eine Außenseiterin, und somit leichtes Opfer für Mr Strane. Dieser übergibt ihr immer wieder die Verantwortung für sein Handeln und gibt ihr das Gefühl, dass sie das Sagen hat. Doch letztenendes ist er der Erwachsene, der Überlegene, der die Zügel in der Hand hält. Vanessa genießt seine Aufmerksamkeit, fühlt sich geliebt und wird emotional abhängig von ihrem Lehrer. Manche Szenen sind unheimlich erschreckend und explizit, gerade was die Intimität zwischen den Beiden angeht, sodass ich teilweise wirklich schlucken musste. Auch in der Gegenwart hat die Beziehung zu Mr Strane noch Folgen für Vanessa. Sie hat ihr Leben überhaupt nicht im Griff und führt einen ungesunden Lebensstil. Der innere Konflikt von Vanessa wird überzeugend dargestellt, denn sie fragt sich, inwieweit sie ein Opfer war, wo doch eine vermeintliche Zustimmung ihrerseits erfolgt ist. Ihre Schilderungen sind sehr nüchtern und emotionslos, was vielleicht ihre innere Leere zeigen soll, allerdings fiel es mir dadurch schwer einen richtigen Bezug zu ihr herzustellen. Der Schreibstil war mir insgesamt einfach zu distanziert, auch war er sehr düster und bedrückend. Auffallend oft gibt es in der Geschichte Verweise zu Nabokovs "Lolita", was mich ein bisschen gestört hat. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich das Buch besser vorher gelesen hätte, für ein besseres Verständnis. Leider empfand ich den Roman gerade in der zweiten Hälfte sehr langatmig, sodass ich mich immer wieder zum Lesen zwingen musste, was kein sehr gutes Zeichen ist. Trotz allem möchte ich in meiner Bewertung berücksichtigen, dass das Buch einen wertvollen Beitrag zur #MeToo-Bewegung leistet und aufzeigt, wie sehr sich ein junges Mädchen in einer Beziehung zu einem älteren Mann verlieren kann.

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