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Rezension zu
Normale Menschen

The Catcher in the Rye der Generation Z

Von: Fliederherz
24.03.2021

Wie soll man an bedingungslose Liebe glauben, wenn sonst nichts im Leben bedingungslos ist? Sally Rooney, der Shootingstar der jungen irischen Literaturszene, hochgelobt vom Feuilleton wie auch von Frauenzeitschriften, ist ein Must-Read (mittlerweile auch ein Serien-Must-See). Ihr Normal People hat das Potenzial, Klassiker der Schullektüre wie J.D. Salingers Catcher in the Rye abzulösen. Doch das wusste ich noch nicht, als ich – auf den Zug wartend – spontan zugriff. (Englische Buchcover sind einfach um so vieles optisch und haptisch attraktiver!) So viel Lob und Auszeichnungen (Winner Costa Novel Award, The Irish Book Award, British Book Award, Longlist Man Booker Prize! und noch viele andere), das kann ja nur super werden! Selbst wenn es um eine Coming-of-Age-Geschichte geht, für die ich eigentlich schon deutlich zu alt bin… Zunächst hab ich mir schwer getan. Die Geschichte zwischen Marianne und Connell entfaltet nur langsam ihr Drama. Rooney erzählt eher beiläufig (siehe erster Satz). Bei 265 Seiten glaubte ich dann schon nicht mehr dran. Aber die Falter-Buchclub-Fans haben mich ermutigt. Und ich bin ihnen sehr dankbar. Nach dem ersten Drittel hat das Buch ein starkes Momentum entwickelt, ich wollte es nicht mehr aus der Hand legen. Rooney beschreibt einfach und glaubwürdig, was Klassenunterschiede auch im 21.Jahrhundert anrichten können, die Brutalität von jugendlichen Cliquen, wie sich Gewalt und Missbrauch in die Psyche einfräsen und Selbstzweifel und -hass hinterlassen. Aber auch welche Unsicherheit die Zeit zwischen 20 und 30 bereithält, welche Wege man nehmen könnte (müsste?), warum man sie nicht nimmt, was hätte sein können. Und dann diese bedingungslose Liebe an die man nicht glauben kann, wenn nichts sonst im Leben bedingungslos ist. Wenn ihr jung seid: Lest das Buch! Anderen geht es auch so – oder noch schlimmer! Wenn ihr älter seid: Lest das Buch! Erinnert euch an eure Zweifel, habt Verständnis, seid froh, dass ihr ganz viele Fragen bereits beantwortet habt. Das Leben ist „Weiterwurschteln“ wie Josef Hader mal gesagt hat. Sally Rooney schreibt davon.

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