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Rezension zu
Das kurze Leben des Ray Müller

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Mann scheitert am Leben

Von: Gabriela Pagenhardt von Mainberg
01.06.2015

Der 1963 geborene Ralf Bönt studierte nach einer Handwerkerlehre Physik. Forschungsaufenthalte brachten ihn unter anderem ans Genfer CERN. Er veröffentlichte erfolgreich Erzählungen, Romane, Hörspiele und Essays und wurde für sein literarisches Werk mehrmals ausgezeichnet. Sein neuer Roman mit dem Titel “Das kurze Leben des Ray Müller” erschien im März 2015 bei DVA. Vom Opfer zum Täter Marko Kindler wartet auf sein Verhör durch einen Polizeipsychologen. Wenige Stunden vorher entführte er seinen kürzlich geborenen Sohn. Wie konnte es bloß soweit kommen? Markos Leben verlief recht kompliziert: mit seiner Jugendliebe Nadja hat er zwei Kinder, doch die Beziehung gerät unter den hohen Erwartungen an ihn in eine Krise und das Paar trennt sich schließlich. Außerdem leidet er an einer seltenen Schilddrüsenkrankheit, die ihn körperlich zum Wrack macht. Marko stellt Nachforschungen über die Ursachen seiner Erkrankung an und erkennt, dass er an einer Quecksilber-Vergiftung aufgrund einer fehlerhaften Zahnbehandlung leidet. Doch zum Glück bekommt er seine Krankheit in den Griff. In Rückblicken erinnert er sich an seine frühere Beziehung zu der psychisch gestörten New Yorker Künstlerin Nelly. Marko lernte sie bei einem Besuch in den USA kennen und beide fühlten sich seelenverwandt, zumal sie auch an den gleichen gesundheitlichen Problemen mit der Schilddrüse litten. Doch auch die platonische Beziehung mit Nelly verlief irgendwann im Nichts. Schließlich wagt Marko einen Neuanfang mit der netten Journalistin Lycile. Als ihr Sohn Ray zur Welt kommt muss Marko erkennen, dass seine Ideale von Vaterschaft wieder nicht zu erfüllen sind. Denn Rays Geburtstag ist zugleich Nellys Todestag. Als Marko von Nellys Beerdigung wieder zurück nach Deutschland kommt, empfindet er sein Leben nur noch als Gefängnis. In einer Kurzschlusshandlung entführt er seinen Sohn an die Ostsee und träumt von einem Leben als alleinerziehender Vater, der seinem Kind jeden Wunsch erfüllt. Der Roman endet im Verhörraum, in dem Marko bereits am Anfang des Buches sitzt. Jetzt erfährt man auch, wie die Entführung des Kindes endete. Fazit Der Roman über einen Mann, der immer wieder am Leben scheitert, ist keine leichte Kost. Markos Leben besteht nur aus Verlusten: seine erste Beziehung mit Nadja, seine platonische Beziehung mit Nelly, seine Gesundheit und schließlich Nelly durch ihren Tod. Erzählt wird der Roman aus Markos Sicht. So konzentriert sich das Geschehen hauptsächlich auf seine Gefühle und Erlebnisse. Nach und nach setzt sich Markos Leben wie ein Puzzle zusammen und wirft immer neue Fragen auf. Sein Leben ist eine Ansammlung von Tragödien. Marko ist ein Mann, der schwach und zugleich eifersüchtig auf das “schwache” Geschlecht ist. Sehr detailliert geht der Autor auf die Schilddrüsenerkrankung Markos und Nellys ein – meiner Meinung nach etwas zu detailliert. Man benötigt beim Lesen eine Menge Konzentration, um Markos Leben und seine Handlungen komplett zu begreifen. Dann wird man mit einem berührenden, teils heiteren und spannenden Roman belohnt. Das Buchcover passt perfekt zum Inhalt: ein leeres Boot in totaler Finsternis. Finster sind Markos Gedanken und der Titel “Das kurze Leben des Ray Müller” besagt, wie der Roman endet. “Das kurze Leben des Ray Müller” – Roman von Ralf Bönt, erschienen im März 2015 bei DVA, gebunden, 336 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-421-04639-0 Herzlichen Dank an DVA für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

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