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Rezension zu
Im Schatten der Macht

GUNST, VERBINDUNGEN UND INTRIGEN

Von: Frau Goethe liest
27.08.2021

London, 1615. Frances Howard gehörte als Tochter von Thomas Howard, dem Earl of Suffolk, einer mächtigen Familie an. Zudem entsprach sie dem Schönheitsideal, was sie in der Zeit von James I. zu einem Ass im Ärmel der Howards werden ließ. Ihr Vater arrangierte für Frances im Alter von 14 Jahren die Ehe mit Robert Devereux, dem dritten Earl of Essex. Auch seine Familie hatte eine enge Bindung zum Königshaus. Allerdings war das Paar zu jung und fand nicht zueinander. Die Ehe wurde annulliert und Frances heiratete wenige Tage später Robert Carr, dem Earl of Somerset. Alles scheint in bester Ordnung, wenn denn nicht ein Zeuge ihrer heimlichen Affäre vor der Heirat gewesen wäre. Ausgerechnet Carrs Freund, Sir Thomas Overbury, ließ erkennen, dass er in der Lage wäre, die Annullierung anfechten zu lassen, da Frances und Carr bereits vorher eine Beziehung hatten. Die Lösung fand sich in einer Giftphiole. Doch auch hier hatte das Paar kein Glück. Sie wurden beide im Tower of London festgehalten. Elizabeth Fremantle greift mit diesem Vorfall einen Krimi auf, den das Leben schrieb. Sie lässt das Geschehen erneut durch ihren Roman lebendig werden. Dabei wechselt sie die Perspektiven zwischen Sie und Er. Das ermöglicht einen umfassenden Blick auf die Situation. Während man zunächst denkt, das die junge Frau ein Spielball in der Geschichte war, wird im Verlauf deutlich, dass auch sie genau wusste, was sie wollte. Sie bekannte sich sogar schuldig am Mord von Overbury, weckte aber auch das Mitleid von König James I., der sie begnadigte. Carr plädierte auf unschuldig. Wie es zum Mord kam, wird in Erinnerungen und durch die Verhöre der Anwälte anschaulich. Die Zeit der Stuart-Dynastie wird näher beleuchtet und verwundert immer wieder, wie fortschrittlich sie einerseits war, und dann eben doch nicht. James I. war definitiv ein Mann der Gegensätze. FAKTEN IN NEUEM LICHT Fremantle versetzt ihre Leser in ebendiese Zeit, indem sie eine zeitgemäße Sprache wählt, die dennoch in unserer Zeit leserlich bleibt. Das Leben bei Hofe und die Erwartungen an eine Tochter des Adels werden deutlich. Der Einfluss ihres Onkels wird in diesem Fall Anlass zum Zweifel, ob seinerzeit alles in die vorgesehenen Bahnen gelenkt wurde. Der Aufstieg Carrs als potentieller Liebhaber des Königs ebenso wie sein rapider Fall bekommen eine plausible Erklärung. Bei historischen Romanen, die sich eng an die realen Begebenheiten anlehnen, haben die Autoren kaum die Möglichkeit, Spannung aufzubauen. Leser kennen normalerweise das Ende. Hier liest es sich jedoch wie ein Krimi, auch wenn man die Meilensteine kennt. Im Nachwort wird erklärt, wie Fremantle zu ihren Thesen kam. Welche Beweggründe die Parteien hatten, ist nach über 400 Jahren nicht mehr exakt zu beantworten. Aber diese erscheinen glaubwürdig. Bereits mit der Tudor-Trilogie bewies die britische Journalistin, dass sie Nebenfiguren des Königshofes geschickt zu porträtieren weiß. Mit Frances Howard und dem Mord an Thomas Overbury zeigt sie nun auch noch ihr Geschick, Fakten in einem neuen Licht zu präsentieren, ohne sie zu verfälschen und zudem Emotionen einzuflechten.

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