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Rezension zu
Der Schwur der Adlerkrieger

Fulminante Fortsetzung der grandiosen Meistererzählung

Von: Koreander
14.10.2021

Die Meistererzählung geht weiter. Der zweite Teil des grandiosen Abenteuerepos von Jin Yong wurde kürzlich im Heyne Verlag veröffentlicht. Und wieder hat die kongeniale Übersetzerin Karin Betz eine wundervolle Sprache gefunden, um uns ins Wuxia-Heldenuniversum des alten China zu entführen. Was schon für den ersten Teil galt, gilt auch für „Der Schwur der Adlerkrieger“: kaum ein Roman hat mich in der letzten Zeit so sehr beeindruckt und in fremde Welten entführt. Man muss Heyne wirklich einen riesen Dank aussprechen, dass sie Jin Yong dem deutschen Buchmarkt zugänglich machen. Zumal mit einer eigenständigen direkten Übersetzung und nicht mit einer Übertragung aus dem Englischen. Man kann diese Übersetzungsleistung gar nicht hoch genug rühmen, denn die Romane lesen sich einfach nur wunderbar. Und das ist alles andere als selbstverständlich, denn Jin Yong galt als unübersetzbar! Es sind nicht nur die Besonderheiten der chinesischen Sprache, die Begriffe und Sinnbilder, die im chinesischen Jede*r kennt, die eine Übersetzung ins Deutsche erschweren, sondern gerade das Wuxia-Universum hat eine ganze Menge Wörter erschaffen, die es so vorher auch im Chinesischen gar nicht gegeben hat. Die Interpretations- und Sprachschöpfungsleistungen von Karin Betz sind preiswürdig. Wer den ersten Teil noch nicht gelesen hat, sollte dies dringendst nachholen und hier nicht weiterlesen. Während wir im ersten Teil vor allem die Vorgeschichte und die Kindheit der beiden Protagonisten kennengelernt haben, erleben wir nun Ausbildung und Jugend der Kung-Fu-Novizen. Und wie es die Jugend mit sich bringt, kommt es auch zur ersten Liebe. Genau genommen zu mehreren ersten Lieben. Mit den entsprechenden Verirrungen und Verwirrungen. Jin Yong (und Karin Betz muss man ja eigentlich immer dazu erwähnen) meistern diese jugendlichen, ambivalenten Gefühle genauso wie sie die Kampfszenen grandios beherrschen. Und die Kämpfe sind wieder so, wie wir es lieben gelernt haben. Die unterschiedlichsten fantastischen Stile treffen aufeinander. Und dieses Mal wird es noch wilder, noch berauschender – schließlich entwickelt sich vor Allem Guo Jing zu einem wahren Virtuosen der Kampfkünste. Zu den ans Herz gewachsenen Figuren des ersten Teils gesellen sich eine Reihe neuer seltsamer Halunken, Krieger, Heldinnen und Abenteurer. Aber, und das zeichnet Jin Yong im Besonderen aus, auch die altbekannten Protagonist*innen bekommen mehr Tiefe und mehr Kontext. Die Personen ändern sich oder erhalten eine variantenreiche Geschichte. Es gibt kein Weiß und Schwarz, eher Yin und Yang, die immer zusammen zu denken sind. Das Eine existiert nicht ohne das Andere. Und sie ergänzen sich und gehen ineinander über. Daoismus, Buddhismus und Konfuzianismus bilden auch weiterhin den Wertekanon und die Weltanschauung im Jianghu. Im Schwur der Adlerkrieger dominieren das Abenteuer, die Liebes- oder Beziehungsgeschichten und die gefahrvolle Suche nach dem seit Langem verschollenen Buch „Der Wahre Weg der Neun Yin“. Unsterblichkeit und Unbesiegbarkeit sind die Mittel mit denen die gefährlichsten Kämpfer*innen und alten Meister hervorgelockt werden. Und wenn so viele Kampfkünstler aufeinandertreffen, muss es einen fulminanten Showdown auf der Pfirsichblüteninsel geben. Wer den ersten Teil gemocht hat, muss den zweiten sowieso lesen. Alle anderen sollten dieser herausragenden Literatur, dieser fantastischen, humorvollen, spannenden und einfach nur wunderschönen Trilogie ebenfalls eine Chance geben. Bitter ist nur, dass wir jetzt wohl ein Jahr auf das Finale warten müssen.

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