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Rezension zu
Die fabelhaften Schwestern der Familie Cooke

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Karen Joy Fowler – Die fabelhaften Schwestern der Familie Cooke

Von: Mareike/Herzpotenzial
01.07.2015

Dieses Buch handelt von Rosemary Cooke und wie sie zunächst ihre Schwester und dadurch dann auch ihren Bruder verlor. Nein, es ist kein Krimi und auch kein Schicksalsroman im üblichen Sinne, doch um das zu begreifen, um muss man ein wenig weiter ausholen und das will Rosemary, die die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt, zunächst nicht. Sie war als Kind eine unheimliche Plapperliese und deshalb haben ihr ihre Eltern einige Regeln auferlegt: Von drei Dingen, die ihr einfallen, sollte sie immer nur eine, nämlich die beste der drei Sachen erzählen. Außerdem sollte sie sich kurz halten und deshalb direkt in der Mitte der Erzählung beginnen. Diese beiden Regeln hat sie auch als erwachsene Frau verinnerlicht und wendet sie nun auch auf diese Geschichte an – außerdem ist sie schon längst keine Plapperliese mehr…. Sie beginnt ihre eigene Geschichte also in der Mitte, in den 90ern, als sie zum College geht und in einen Streit eines Pärchens in der Kantine gerät. Die junge Frau, die ihren Partner beschimpft, beginnt mit Geschirr und Stühlen zu werfen, sodass schließlich die Polizei gerufen wird. Aus irgendeinem Grund hält man Rosemary für nicht ganz unschuldig an der Kantinenverwüstung und so landet sie ebenfalls in einer Zelle. Damit ist der Grundstein für eine ungewöhnliche Freundschaft gelegt. Zum ersten Mal in Rosemarys Leben hat sie eine Freundin und sie spürt, wie diese emotionale Nähe tief vergrabene und verdrängte Erinnerungen aus ihrer frühsten Kindheit an die Oberfläche spülen. Die Erinnerungen an ihre frühe Kindheit in den 70ern und frühen 80ern werden nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt, sondern wie sie bei Rosemary ausgelöst werden: Mal ist es eine Anekdote an ihren rebellischen Teenager-Bruder, mal eine frühe Erinnerung aus ihren ersten Lebensjahren. Doch alle Ereignisse scheinen sich nur um ein traumatisches Ereignis herum zu drehen und durch es bestimmt zu werden: Das Verschwinden von ihrer Schwester Fern. Es gibt also Ereignisse MIT Fern und dann gibt es die düstere Zeit OHNE Fern. Durch die sehr unzuverlässige Ich-Erzählerin wird man mehr als einmal hinters Licht geführt. Sie erzählt bruchstückhaft und in geschönten Anekdoten. Erst nach und nach, zögernd und fast schamhaft enthüllt sich die eigentliche Geschichte der Familie Cooke. Zugleich schafft des der Ton der Erzählung einen in den Bann zu ziehen und eine Sogkraft zu entwickeln, dass man Rosemary nur zu gern alles glauben möchte und sich gern von ihr lenken lässt. Rosemary ist zugleich zynisch und schonungslos, wenn es ihre eigene – nicht gerade beeindruckende – Person geht. Der schwarze Humor, mit dem sie nach und nach sich selbst und ihre eigenen Schutzmechanismen aufdeckt, die sie sich über die Jahre angewöhnt hat, um bloß nicht an eines erinnert zu werden: Ihre Schwester Fern und wie tief diese ihre eigene Persönlichkeit geprägt hat. Denn Fern war etwas ganz besonderes und wie ein Abdruck, ein Mahl, hat sie ihre Familie geprägt und bis ins Mark verändert. Gerade deshalb gefällt mir das Cover mit dem Baum so gut, weil es gut diesen Roman widerspiegelt: All die Äste und Verzweigungen stehen für die unterschiedlichen Begebenheiten in der Familie Cooke und all das konnte nur aus dem verborgenen Wurzelwerk erwachsen, das tief in der Vergangenheit ruht. Die Wendungen in diesem Buch können einen völlig unerwartet treffen und deshalb möchte ich nicht zu viel über das eigentliche Thema und die Beweggründe der einzelnen Familienmitgliedern erzählen, denn der Überraschungsmoment ist viel zu geschickt konzipiert. Ihr solltet hier einfach darauf vertrauen, dass das Buch umwerfend ist, wenn man sich nicht zu sehr darüber im Vorfeld informiert. Ich wusste zwar vorher, worum es geht und was der Überraschungsmoment ist, doch habe ich trotzdem jede einzelne Seite genossen. Fazit Ein schöner, spannender Familienroman mit einer ungewöhnlichen Familie und einer gehörigen Portion schwarzem Humor. Allein für diese ungewöhnliche Ich-Erzählerin mit starker Stimme lohnt sich das Buch sehr!

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