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Rezension zu
Ein Jahr auf dem Land

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Geschichte mit einer wundervollen Botschaft, die jedoch nicht ganz meinen Geschmack traf

Von: Svenjas BookChallenge - Svenja
11.07.2015

Mit dem Anfang der Geschichte habe ich mich doch recht schwer getan, was vor allem am Erzähl- und Schreibstil lag. Der Roman ließ sich zwar von Beginn an recht flüssig lesen, was mich aber gestört hat, waren die übermäßig vielen Rück- und Ausblicke und die inflationäre Verwendung der Phrase "Aber das kam später". Es muss zwar nicht alles immer chronologisch erzählt werden, aber bei Ein Jahr auf dem Land hatte ich teilweise das Gefühl, ein ziemliches Durcheinander vor mir zu haben und habe manchmal erst nach ein paar Seiten gemerkt, dass ich momentan nicht in der Gegenwart, sondern in der Zukunft oder Vergangenheit bin. Auch mit der Protagonistin Rebecca hatte ich so meine Probleme, denn sie war für mich irgendwie nicht wirklich greifbar, was nicht nur daran liegt, dass sie mit 60 verhältnismäßig alt ist. Nach meinem Empfinden habe ich nicht wirklich viel über sie und vor allem ihr Innenleben erfahren, sondern nur Oberflächlichkeiten und dass sie nach einem halbwegs luxuriösen Leben nun ständig rechnen muss und knapp bei Kasse ist. Generell betrachtet Quindlen ihre Charaktere aus einer gewissen Distanz, was einfach nicht meinen Geschmack trifft, weil ich so das Gefühl habe, sie lediglich von Weitem zu beobachten und nicht wirklich an ihrem Leben teilzuhaben. Originell, wobei jedoch etwas holprig, sind die verschiedenen Kapitel des Romans gegliedert. Teilweise geben sie kurze Zeitungsartikel wieder oder beschäftigen sich nicht mit der Protagonistin Rebecca, sondern auch mit anderen Figuren, zum Beispiel ihrem Sohn Ben oder dem Dachdecker Jim Bates. Das ist durchaus interessant, stört aber für mich auch den Lesefluss und lässt den Text stellenweise inkohärent wirken, da mir ab und zu die Zusammenhänge und Übergänge fehlen. Auch habe ich angesichts des Titel etwas anderes vom Landleben erwartet. Rebecca zieht für ein Jahr aus New York weg und in eine Kleinstadt, die auf mich nicht besonders ländlich wirkt. Das kann aber daran liegen, dass ich selbst auf dem Land und in einem ziemlich kleinen Dorf aufgewachsen bin. Wenn man aus einer Millionenstadt wie New York kommt, erscheint vermutlich Leipzig mit seinen um die 500.000 Einwohnern schon beinahe ländlich :D Ich jedenfalls hatte irgendwie detailliertere Landschaftsbeschreibungen, Kühe, Apfelkuchen im Herbst und generell eine andere Idylle erwartet. Für die Protagonistin ist jedoch die Kleinstadt schon eine derartige Veränderung, dass sie ihr Leben von grundauf umkrempelt und nun auch Wert auf andere Dinge legt. Diese Veränderung hat mir schon sehr gut gefallen, denn sie zeigt, wie sehr unsere Umgebung uns beeinflusst und dass es sich manchmal lohnt, seinen Horizont zu erweitern und neue Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Diese neuen Eindrücke inspirieren Rebecca nicht nur in Bezug auf ihre Arbeit als Fotografin, sondern geben ihr auch den Mut, sich auf eine neue Liebe einzulassen, die sie in dem deutlich jüngeren Dachdecker Jim findet. Das ist durchaus romantisch, auch wenn die Beziehung zwischen den beiden mir auch nicht besonders glaubwürdig und irgendwie eher zweckmäßig erschien. Das Ende von Ein Jahr auf dem Land ist dann ein typisches Happy End. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich sagen, dass Rebecca endlich ihre Bestimmung findet und auch die anderen Personen glücklich ihrer Wege gehen. Ein schöner Abschluss des Romans, der mich dann doch noch berührt hat, obwohl mir die Geschichte insgesamt ziemlich distanziert und gewöhnlich erschien. Mein Fazit: Ein Jahr auf dem Land von Anna Quindlen transportiert eine schöne Botschaft, nämlich, dass es sich auch mit fortschreitendem Alter noch lohnt, aus seinem gewohnten Trott auszubrechen und sich für Neues zu öffnen. Die Grundidee hat mir wirklich gut gefallen, nur die Umsetzung traf leider nicht ganz meinen Geschmack. Zu den Personen konnte ich keinen wirklich Bezug herstellen und auch hatte ich von Anfang an einfach eine völlig andere Vorstellung von einem Roman, der Ein Jahr auf dem Land heißt. Auch der Schreibstil ist eher gewöhnungsbedürftig, die vielen Rück- und Ausblicke haben den Lesefluss gestört und die kurzen, auch auf andere Personen Bezug nehmenden Kapitel wirkten manchmal deplatziert und überflüssig. Dennoch möchte ich mich beim DVA Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken, denn die wirklich schöne Botschaft und das Ende der Geschichte haben mich wirklich erreicht.

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