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Rezension zu
Abgeschminkt

Bewegende Autobiographie einer starken Frau

Von: jasmin_lesewelten
13.03.2023

Mit ,,Abgeschminkt" hat Ilka Bessin, die mich mit ihrer Kunstfigur Cindy aus Marzahn von Anfang an begeisterte, eine überaus vielseitige, fesselnde und bewegende Autobiographie veröffentlicht. ,,Ich war ein rastloses Zirkuskind geworden, heute hier - morgen dort. Immer eine andere Manege, nur der Clown blieb der gleiche" (S. 199). In diesem Sinne erzählt sie zunächst von ihren ersten 18 Lebensjahren in Luckenwalde, DDR. Sehr interessant fand ich die Kapitel, in denen sie sich als Zeitzeugin über die Lebensverhältnisse in der DDR äußert, von ihren Erfahrungen als Animateurin auf der AIDA und ihrer Arbeit als Köchin und Gastronomin berichtet. Gerade in dieser Phase beschäftigte sie sich mit dem Naturell der Menschen und lernte, auf Sprüche zu kontern und eigene selbstbewusst zu verteilen. Ausführlich schildert sie auch die Jahre der Arbeitslosigkeit, lässt uns dabei an ihrem Gefühlszustand - ihren depressiven Phasen und ihrer damaligen Verzweiflung- teilhaben und kritische Einblicke ins System gewinnen. ,,Abgeschminkt" handelt dann auch vor allem von Ilka Bessins erfolgreichem Aufstieg mit ihrer Kunstfigur Cindy aus Marzahn in der Comedy-Welt. Nostalgisch tauchte ich in die Vergangenheit ab, sah sie wieder bei Stefan Raab in ,,TV Total" und als Assistentin von Markus Lanz in ,,Wetten, Dass...?" vor mir, ebenso als sechsfache Preisträgerin des Deutschen Comedypreises. Bewegend äußert sie sich über diskriminierende Äußerungen, Niedertracht, Intrigen und Missgunst, die sie verletzten, sie gibt aber auch zu, sich die Cindy-Rolle als Selbstschutz und Panzer zugelegt und MitarbeiterInnen manchmal unhöflich behandelt zu haben, wofür sie sich heute schämt. Ein sehr intensiver und gefühlsvoller Stellenwert kommt ihrem Papa zu, der leider an Demenz litt. Bei der Beschreibung dieser Erfahrungen ist die Traurigkeit der Familie spürbar, Ilka Bessins Verzweiflung, ihre Sorgen und Ängste nachvollziehbar. Niemals hätte ich vor dem Lesen ihrer Biographie angenommen, dass sie ,,am lustigsten war, wenn es ihr am beschissensten ging" (S. 255) und danke ihr für ihre Offenheit bezüglich ihrer Selbstzweifel, Minderwertigkeitskomplexe und katastrophalen Liebesbeziehungen. Überaus gelungen ist ihr Fazit und hervorzuheben ist ihre Fähigkeit, sich so gut selbst reflektieren und so fesselnd erzählen zu können. Alles, was sie erreichen wollte, hat sie meiner Meinung nach mit ihrer Autobiographie erreicht: ,,Sie will Mut machen mit ihrer eigenen Geschichte. Zeigen, dass man nach Niederlagen immer wieder aufstehen kann. Nur wer aufgibt, hat verloren. Man kann Irrwege wieder verlassen und auf den rechten Pfad zurückfinden" (S. 285).

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