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Rezension zu
Maud Martha

Die Entdeckung einer starken, weiblichen, schwarzen Stimme ,Die Entdeckung einer starken, weiblichen Stimme

Von: buecherundschokolade
25.05.2023

„Sie mochte Schokolinsen und Bücher (…) und den sich wandelnden Abendhimmel (…). Und Löwenzahn. Gelbe Alltagsedelsteine mit denen das geflickte grüne Kleid ihres Hinterhofs verziert war. Sie mochte diese nüchterne Schönheit, mehr noch aber ihre Alltäglichkeit, denn darin glaubte sie ein Abbild ihrer selbst zu erkennen, und es war tröstlich, dass etwas, das gewöhnlich war, gleichzeitig eine Blume sein konnte.“ Mit dieser Charakterisierung der Protagonistin Maud Martha beginnt der Roman von Gwendolyn Brooks. Und um die Alltäglichkeit des Lebens einer schwarzen Frau auf der Chicagoer South Side der 1940er geht es. Während Maud Martha Brown neben ihrer begehrten Schwester heranwächst, erlebt der Leser die Nöte der schwarzen Arbeiterklasse. Das eigene Häuschen der Familie Brown? Immer einen Banktermin von der Zwangsversteigerung entfernt. Das Viertel verfallen, die Gärten verwildert. Maud träumt indes von New York & der großen Liebe. Macht sich Gedanken, ob sie „zu dunkel“ für ihren Schwarm Paul ist. Schließlich heiraten die beiden, aber der Traum von einer komfortablen Wohnung „mit Zentralheizung“ zerschlägt sich. Am Ende stranden sie in einer Kitchenette & Maud rückt den Kakerlaken mit Lysol zu Leibe. Sie bekommen eine Tochter & schlagen sich durch. Rassismus ist dabei jederzeit spürbar, er sickert gleichsam durch die Ritzen des Alltags. Da ist die weiße Make-up-Vertreterin, die sich im schwarzen Friseursalon echauffiert, dass sie wie ein „N*“ schufte. Oder die rassistische Hutverkäuferin, die zu ihren schwarzen Kunden nicht einmal mehr pro forma höflich sein will. Maud reagiert hierauf stärker als andere. Dann halt kein Hut. Oder sie kündigt ihren Job. Mit ihrem einzigen Roman ist der ersten schwarzen Pulitzerpreisträgerin auch eine frühe Autofiktion gelungen. Brooks Leben war von Existenzangst geprägt. Als sie vom Pulitzer erfuhr, hatte sie gerade keinen Strom. Ihrem unglaublich klugen, humorvollen, poetischen & berührenden Buch merkt man an, dass sie eine hervorragende Lyrikerin war. Die Verdichtung beherrscht sie meisterhaft. Ich habe den Roman mit großem Vergnügen gelesen und wünsche ihm viele Leser:innen.

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