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Rezension zu
Der Tanz auf dem Vulkan

Der ungeschönte, sprachlich brillant ausgearbeiteter Weg zur Haitianischen Revolution.

Von: MarcoL
11.06.2023

Die Autorin bedient sich bei diesem beeindruckenden Roman historischer Begebenheiten. Es ist der Vorabend zum Sklavenaufstand in Haiti, Ende des 18. Jahrhunderts, welcher schließlich, weltweit einzigartig, zu einem unabhängigen Staat führte. 1792, Minette und ihre jüngere Schwester Lise wachsen von ihrer Mutter, eine affraniche – eine freigelassene Sklavin, behütet in Port-au-Prince auf. Beide können auf ihr Gesangstalent sehr stolz sein, und mit der Fürsprache und Schutz von Madame Acquaire, welche beiden in aller Heimlichkeit Gesangsunterricht gibt, darf Minette eines Tages auf der Bühne auftreten, obwohl es Farbigen strickt verboten ist. Ihr außergewöhnlicher Gesang und der Zusammenhalt innerhalb der Schauspielertruppe beschützt sie weitestgehend vor Repressalien und gröberen Anfeindungen. Zunächst singt sie unentgeltlich, fordert dennoch bald einen eigenen Vertrag. Ihr Selbstbewusstsein ist groß, auch ihr tiefer Argwohn gegen die weißen Kolonialherren, welche nach Lust und Laune regieren und die Einheimischen und Farbigen unterdrücken. Trotz ihres Erfolges bleibt Minette der Zugang zur Gesellschaft, wie etwas der obligatorische Ball nach einer Aufführung, aus Rassengründen untersagt. Während dieser Monate kommt Minette immer mehr mit rassistischen Anfeindungen in Berührung. Auch wird sie mehrfach Zeuge der willkürlichen Gewalt der Weißen Farbigen gegenüber. Sie trifft auf den Untergrund, die aufständischen Sklaven und jenen guten Seelen, welche die aufkeimende Revolution unterstützen. Und sie beginnt, ihr Umfeld zu hinterfragen. „ Warum gab es Reiche und Arme? Warum wurden die Sklaven geschlagen? Warum gab es gute und schlechte Herren, gute und schlechte Priester? Warum lehrte der Katechismus das eine und taten die Priester das andere? Sie sagten: wir sind alle Brüder, und trotzdem kauften sie Sklaven, manchmal schlugen sie sie, oder quälten sie zu Tode.“ Denn im ganzen Land formieren sich die Sklaven, es gibt erste Aufstände, bis hin, ohne jetzt zuviel zu spoilern, zur blutigen Revolution, welche oft sehr detailreich geschildert wird (Triggerwarnung!). Die Geschichte ist mit einer großen, erzählerischer Kraft geschrieben. Die handelnden Personen sind derart plastisch dargestellt, als ob man sie real kennen würden. Das ist eine große Stärke der Autorin, welche ihre Heimat Haiti 1968 verlassen und ins Exil gehen musste. Die patriarchalen und menschenfeindlichen Strukturen haben das Land nie verlassen. Der Roman beginnt sanft, Kritik und Aufstand kommen langsam daher, aber es schaukelt sich gegen Ende gewaltig auf. Manchmal ein wenig zu heftig nach meinem Geschmack, sodass der ursprüngliche Lesefluss und die eindrücklichen Szenen etwas in Mitleidenschaft geraten. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung , vor allem für jene, die historisch über den Tellerrand schauen möchten.

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