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Rezensionen zu
Der Tanz auf dem Vulkan

Marie Vieux-Chauvet

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Historisch packend hat Marie Vieux-Chauvet bereits 1957 des letzten Jahrhunderts über die Geschichte Haitis geschrieben. Auf Französisch, nun endlich hervorragend übersetzt von Nathalie Lemmens auch für uns zu lesen. Beispielsweise bleiben kreolische Begriffe wie im Original stehen. Der Roman bringt uns das Haiti Ende des 18. Jahrhundert näher, wo es noch die französische Kolonie Saint-Domingue war. Der sprichwörtliche „Tanz auf dem Vulkan“ sind die brodelnden sozialen Unruhen, die dann 1804 in der Revolution mündete und Haiti gegründet wurden. Die gesellschaftlichen Dynamiken werden von Marie Vieux-Chauvet gekonnt rausgearbeitet. Ist es denn nicht nur der offensichtliche Rassismus Weißen gegenüber den Schwarzen, sondern macht sie deutlich das Klasse und Stand eine Unterdrückung anderer möglich macht und es auch arme Weiße und vereinzelte schwarze Großgrundbesitzer gibt. Sehr differenziert und gut ausgeleuchtet werden diese Zerrungen und demütigenden Unterdrückungen. Das braucht viele einzelne Personen im Roman, über die man einen Überblick behalten muss, aber es gelingt. Der „Tanz auf dem Vulkan“ handelt hauptsächlich von den Schwestern Minette und Lise, die als Mulattinnen bezeichnet werden, nicht weiß, nicht schwarz. Dieser rassistische Begriff wird hier von der Autorin bewusst eingesetzt um die gesellschaftliche Position in den damaligen Verhältnissen zu verdeutlichen. Die Töchter einer Sklavin schlagen sich durch und singen hervorragend. So gelangt die Ältere, Minette, der beiden am Theater in Port-au-Prince , wo sie sich ihren Platz, ihre Gage und dessen Auszahlung sehr hart erkämpfen muss. Die im US-Exil schreibende Marie Vieux-Chauvet hat auch mit diesem Roman, genau wie mit „Töchter Haitis“ einen sehr lesenswerten Roman geschrieben. Unbedingt entdecken!!!

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Ein Novum der Geschichte: Auf Haiti fand die einzige erfolgreiche Sklavenrevolution der Welt statt. Diese führte zur Gründung des ersten unabhängigen Karibikstaates. Dieser Roman erzählt, wie es zwischen 1791 und 1804 dazu kam, dass sich die französische Kolonie Saint-Domingue zur souveränen schwarzen Republik Haiti entwickelt hat, in der Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe dieselben Bürgerrechte erhielten. Dies zu einer Zeit, als die Flotten der Meere Sklaven aus Afrika in alle Welt verschifften. Marie Vieux-Chauvet erzählt von den besonderen Umständen, die dazu geführt haben, aber auch von dem Leid und den vielen Opfern, die dieser Befreiungsschlag gefordert hat. Absolut faszinierend und mitreißend! Die vielfach ausgezeichnete Autorin stellt starke, zum Großteil historisch verbürgte Frauenfiguren in den Mittelpunkt Ihres Romans. Allen voran die berühmte Opernsängern Minette und ihre Schwester Lise. Die Besonderheit liegt in ihrer Herkunft. Als „Affranchis“ bzw. Mulatten (freigelassene ehemalige Sklaven gemischtrassiger Abstammung) betreten sie auf den Theaterbühne von Port-au-Prince eine Welt, die Schwarzen bislang verwehrt blieb. Doch diese Privilegien sind mit ständigen Kämpfen verbunden. Anerkennung, Gage und Respekt muss sich Minette hart erkämpfen. Die Abwertung, die Minette erfährt ist subtiler, aber deshalb nicht weniger brutal. Sie darf auf der Bühne singen, aber den Ballsaal der Weißen nicht betreten. Die Presse zerreißt sie regelmäßig und warnt vor den Folgen, wenn „diese Kreaturen“ weitere Ansprüche stellen sollten. Blutiger Sklavenaufstand auf Haiti Nachdem Minettes Mutter Jasmine ihr einmal ihren vernarbten Rücken gezeigt hat – Spuren all der Misshandlungen, die sie als ehemalige Sklavin erdulden musste, wird Minette immer politischer. Sie arbeitet für Weiße, die andere Farbige ausbeuten. Ein Dilemma. Doch sie weiß, dass ihr eine Art Vorreiterfunktion erfüllt, die dabei helfen kann, Klassenunterschiede aufzulösen. Während Lise davon träumt, als Sängerin reich zu werden, um sich schöne Dinge leisten zu können, träumt Minette davon, als Sängerin reich zu werden, um alle Sklaven freikaufen zu dürfen. Ihr ehemaliger Hauslehrer Joseph und Freunde der Sklavenbewegung unterstützen Minette in Ihren politischen Ansichten. Denn auf Saint-Domingue brodelt es überall unter dem Vulkan des fragilen gesellschaftlichen Konstrukts der Machthaber. In drastischen Szenen beschreibt die Autorin Leid und Unterdrückung der Sklaven. Herausgeschnittene Zungen, amputierte Gliedmaßen, Tod durch stundenlanges Rädern – keine Foltermethode scheint zu grausam. Der Antrieb liegt vor allem in der Angst. Denn 160.000 Sklaven und 12.000 freigelassene Farbige stehen einer Minderheit von 14.000 Weißen im Westen der Insel gegenüber. So versuchen die Machthaber die zahlenmäßig überlegenen Schwarzen durch Gewaltausübung in Schach zu halten. Wenn aus den Bergen Voodoo-Musik ertönt, wird das Unbehagen der Weißen umso größer. Denn hier versammeln sich die entlaufenen Sklaven, um den Aufstand zu proben. Nicht selten nehmen sie eine ebenso grausame Rache an ihren ehemaligen Peinigern, brennen Plantagen ab und metzeln ganze Familien nieder. Rassismus kennt viele Gesichter Die Autorin, die selbst unter Präsident François Duvalier in die USA ins Exil gehen musste, beschreibt die Vielschichtigkeit des Rassismus. Mulatten oder Affranchis beuten ihrerseits schwarze Sklaven aus, um sich einen gewissen Reichtum zu sichern. Die verarmte weiße Unterschicht neidet den Mulatten ihren Reichtum, die Oberschicht der weißen Pflanzer fühlt sich von den Sklaven bedroht, gleichzeitig will man sich als Kolonie von Frankreich lossagen, erst recht nach der französischen Revolution. Unselige Allianzen zwischen Rebellen und Militär und Verbrechen auf beiden Seiten sorgen dafür, dass die wechselvolle Geschichte des Rassismus auf Haiti bis heute nachhallt. Besonders schön verdeutlicht Vieux-Chauvet diesen Konflikt in Form des wohlhabenden Mulatten und Plantagenbesitzers Lapointe, in den sich Minette verliebt. Sie kann es nicht begreifen, wie er einerseits die Weißen hasst, seinerseits aber selbst schwarze Sklaven auspeitschen lässt. Mitreißender Roman, viele historische Anmerkungen Frauen lernen, den Aufstand auf leise Art zu proben. Nachdem die weiße Regierung den Affranchis das Tragen von Schuhen untersagt hat, schmücken sie ihre Füße einfach mit herrlichen Juwelen, was sie umso bezaubernder wirken lässt im Gegensatz zu den steifen, blassen Europäerinnen. Dies ruft Begehrlichkeiten der weißen Männer und unverhohlenen Hass bei deren Frauen hervor. „Die Vermischung so unterschiedlichen Blutes hatte in ihnen wahre Wunder an Schönheit hervorgebracht. Und das wiederum war von der Natur selbst unverzeihlich.“ (S.8) Ein sehr ausführliches Verzeichnis mit Anmerkungen ermöglicht es bei Bedarf, tiefer in die historische Materie einzutauchen, da hier historische Personen, geschichtliche Hintergründe oder Musikstücke näher beleuchtet werden. Insbesondere auf die Rolle der Frau in der Kaste der „gens de colour“ verweist das ebenso informative Nachwort von Kaiama L. Glover Marie Vieux-Chauvet zeichnet ein vielschichtiges, faszinierendes, brodelndes Bild eines Landes im Ausnahmezustand. Sie konzentriert sich auf die Zeit vor der Revolution und nimmt sich die künstlerische Freiheit heraus, die eigentlich Revolution, die sich über Jahre erstreckte, zeitlich zu verdichten. Ihre Betrachtungen zu Rassidmus, Sexismus und Kolonialismus sind dabei so universell wie zeitlos. Dieses Buch berührt und erschüttert zugleich. Ein wahres Happy End sucht man vergebens. Gerade deshalb bleibt diese Prosa unvergesslich.

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In totaler Sommerstimmung habe ich mich an den Klassiker „Tanz auf dem Vulkan“ der haitianischen Autorin Marie Vieux-Chauvet gewagt. Nicht nur die karibische Stimmung, sondern auch die politischen Umstände des Haitis der 1790er haben mich in ihren Bann gezogen. Vielen Dank @bloggerportal, @manesseverlag und @natlielemmens für diese schöne Ausgabe und ergreifende Übersetzung eines großartigen historischen Romans, der erstmals auf Deutsch erschienen ist. Ein meisterhaft komplexer Roman über ein Frauenschicksal im Kontext der Spannungen der Kolonisation auf der kleinen Karibik Insel Saint Domingue (später Haiti). 1792 findet die Sklaventochter Minette dank ihres außergewöhnlichen Talents eine Anstellung im Schauspielhaus von Port-au-Prince. Als einzig Farbige nimmt sie mit ihrem Gesang nicht nur „ihresgleichen“ sondern auch teilweise die Kolonialherren ein. Was für eine Sensation. Doch ihre eigene Herkunft verbietet ihr sich mit ihnen einzulassen und auch hier ist nicht alles Gold was glänzt. Ihr moralischer Kompass kann die Ausbeutung der Sklaven durch die Kolonialherren nicht gutheißen. Auch wenn sie als „Freigelassene“ mehr Privilegien erhält, zeichnet sie das Schicksal ihrer Mutter. Als sie sich dann in einen anderen „Freigelassenen“ verliebt und ihn bei der brutalen Behandlung seiner Sklaven beobachtet, ist das Drama groß. Zeitgleich befindet sich nämlich das Land in einer Revolution. Die Farbigen begehren auf und Minette muss sich ihrem Gewissen stellen. Was zählt am Ende Liebe oder Freiheit? Für welchen Kampf entscheidet sich unsere Protagonistin. Vieux-Chauvet stammt selber aus Haiti und zu ihren Lebzeiten (1916.1973) musste auch sie Zeugin einre sehr schwierige politische Wandlung des Landes unter dem Diktator Francois Duvalier sein. So war die freigeistige Autorin gezwungen ins Exil zu gehen. Doch schrieb sie weiter in ihrer Mission und bleibt bis heute eine wichtige Stimme Haitis. Dieser Roman beruht auf wahre Begebenheiten, Minette sowie ihre Widersache hat es tatsächlich gegeben. Durch die Abbildung der Kolonialgeschichte und Befreiung Haitis anhand einer sehr besonderen und willensstarken Frau, bekommt der Leser ein tiefes Mitgefühl für die damaligen Umstände. Verschiedene Ethnien und Gesellschaftsschichten treffen aufeinander. Es wird nichts beschönigt, doch in Prosa eingebunden ist es leicht zu verfolgen und klar umrissen. Minette als sehr lebendige Hauptfigur des Romans ist brillant gewählt, da sie durch ihren Sonderstatus als Sängerin, Einblicke in jede Schicht erhält. Doch auch jede andere differenzierte Figur ist lebhaft, vielschichtig und anschaulich dargestellt. Ihre Schwester Lise, ihr Bruder Joseph, ihr Mutter Jasmine oder die diversen weißen Kollegen am Schauspielhaus. Es gibt kein Schwarz und Weiß hier. Nach der Lektüre kommt man gebildet und emotional aufgewühlt zurück in die Realität. Am Ende war es nämlich schon ein ganz schönes Blutbad. Zusätzlich hilfreich fand ich das Nachwort von Kaiama L. Glover. Der kleine Inselstaat hat als erster und einziger seiner Art die Fesseln der Gefangenschaft (durch Frankreich) gelöst, was einen freien Staat zur Folge hatte. Die „weiße“ Geschichtsschreibung hat dem sehr lange keinerlei keine Beachtung geschenkt. Dies soll sich ändern, also kauft euch das lesenswerte authentische Buch. Ich werde mich einem weiteren Roman Vieux-Chauvets widmen und zwar den „Töchtern Haitis“. Schön das auch dort Frauen wieder im Mittelpunkt stehen. #haiti #klassiker #tanzaufdemvulkan #ladansesurlevolcan #marievieuxchauvet #kolonialherrschaft #befreiung #sklaven #gloggerportal #manessverlag #natalielemmens #gesang #schauspielhaus #historischerroman #frauenschicksal #karibik #freierstaat #revolution #wahrebegebenhet #kolonialgeschicht #töchterhaitis

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Die Autorin bedient sich bei diesem beeindruckenden Roman historischer Begebenheiten. Es ist der Vorabend zum Sklavenaufstand in Haiti, Ende des 18. Jahrhunderts, welcher schließlich, weltweit einzigartig, zu einem unabhängigen Staat führte. 1792, Minette und ihre jüngere Schwester Lise wachsen von ihrer Mutter, eine affraniche – eine freigelassene Sklavin, behütet in Port-au-Prince auf. Beide können auf ihr Gesangstalent sehr stolz sein, und mit der Fürsprache und Schutz von Madame Acquaire, welche beiden in aller Heimlichkeit Gesangsunterricht gibt, darf Minette eines Tages auf der Bühne auftreten, obwohl es Farbigen strickt verboten ist. Ihr außergewöhnlicher Gesang und der Zusammenhalt innerhalb der Schauspielertruppe beschützt sie weitestgehend vor Repressalien und gröberen Anfeindungen. Zunächst singt sie unentgeltlich, fordert dennoch bald einen eigenen Vertrag. Ihr Selbstbewusstsein ist groß, auch ihr tiefer Argwohn gegen die weißen Kolonialherren, welche nach Lust und Laune regieren und die Einheimischen und Farbigen unterdrücken. Trotz ihres Erfolges bleibt Minette der Zugang zur Gesellschaft, wie etwas der obligatorische Ball nach einer Aufführung, aus Rassengründen untersagt. Während dieser Monate kommt Minette immer mehr mit rassistischen Anfeindungen in Berührung. Auch wird sie mehrfach Zeuge der willkürlichen Gewalt der Weißen Farbigen gegenüber. Sie trifft auf den Untergrund, die aufständischen Sklaven und jenen guten Seelen, welche die aufkeimende Revolution unterstützen. Und sie beginnt, ihr Umfeld zu hinterfragen. „ Warum gab es Reiche und Arme? Warum wurden die Sklaven geschlagen? Warum gab es gute und schlechte Herren, gute und schlechte Priester? Warum lehrte der Katechismus das eine und taten die Priester das andere? Sie sagten: wir sind alle Brüder, und trotzdem kauften sie Sklaven, manchmal schlugen sie sie, oder quälten sie zu Tode.“ Denn im ganzen Land formieren sich die Sklaven, es gibt erste Aufstände, bis hin, ohne jetzt zuviel zu spoilern, zur blutigen Revolution, welche oft sehr detailreich geschildert wird (Triggerwarnung!). Die Geschichte ist mit einer großen, erzählerischer Kraft geschrieben. Die handelnden Personen sind derart plastisch dargestellt, als ob man sie real kennen würden. Das ist eine große Stärke der Autorin, welche ihre Heimat Haiti 1968 verlassen und ins Exil gehen musste. Die patriarchalen und menschenfeindlichen Strukturen haben das Land nie verlassen. Der Roman beginnt sanft, Kritik und Aufstand kommen langsam daher, aber es schaukelt sich gegen Ende gewaltig auf. Manchmal ein wenig zu heftig nach meinem Geschmack, sodass der ursprüngliche Lesefluss und die eindrücklichen Szenen etwas in Mitleidenschaft geraten. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung , vor allem für jene, die historisch über den Tellerrand schauen möchten.

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