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Rezension zu
Der Tanz auf dem Vulkan

Licht in die dunkle Kolonialgeschichte Haitis

Von: Buch_Zeit,Buchzeit
27.07.2023

In totaler Sommerstimmung habe ich mich an den Klassiker „Tanz auf dem Vulkan“ der haitianischen Autorin Marie Vieux-Chauvet gewagt. Nicht nur die karibische Stimmung, sondern auch die politischen Umstände des Haitis der 1790er haben mich in ihren Bann gezogen. Vielen Dank @bloggerportal, @manesseverlag und @natlielemmens für diese schöne Ausgabe und ergreifende Übersetzung eines großartigen historischen Romans, der erstmals auf Deutsch erschienen ist. Ein meisterhaft komplexer Roman über ein Frauenschicksal im Kontext der Spannungen der Kolonisation auf der kleinen Karibik Insel Saint Domingue (später Haiti). 1792 findet die Sklaventochter Minette dank ihres außergewöhnlichen Talents eine Anstellung im Schauspielhaus von Port-au-Prince. Als einzig Farbige nimmt sie mit ihrem Gesang nicht nur „ihresgleichen“ sondern auch teilweise die Kolonialherren ein. Was für eine Sensation. Doch ihre eigene Herkunft verbietet ihr sich mit ihnen einzulassen und auch hier ist nicht alles Gold was glänzt. Ihr moralischer Kompass kann die Ausbeutung der Sklaven durch die Kolonialherren nicht gutheißen. Auch wenn sie als „Freigelassene“ mehr Privilegien erhält, zeichnet sie das Schicksal ihrer Mutter. Als sie sich dann in einen anderen „Freigelassenen“ verliebt und ihn bei der brutalen Behandlung seiner Sklaven beobachtet, ist das Drama groß. Zeitgleich befindet sich nämlich das Land in einer Revolution. Die Farbigen begehren auf und Minette muss sich ihrem Gewissen stellen. Was zählt am Ende Liebe oder Freiheit? Für welchen Kampf entscheidet sich unsere Protagonistin. Vieux-Chauvet stammt selber aus Haiti und zu ihren Lebzeiten (1916.1973) musste auch sie Zeugin einre sehr schwierige politische Wandlung des Landes unter dem Diktator Francois Duvalier sein. So war die freigeistige Autorin gezwungen ins Exil zu gehen. Doch schrieb sie weiter in ihrer Mission und bleibt bis heute eine wichtige Stimme Haitis. Dieser Roman beruht auf wahre Begebenheiten, Minette sowie ihre Widersache hat es tatsächlich gegeben. Durch die Abbildung der Kolonialgeschichte und Befreiung Haitis anhand einer sehr besonderen und willensstarken Frau, bekommt der Leser ein tiefes Mitgefühl für die damaligen Umstände. Verschiedene Ethnien und Gesellschaftsschichten treffen aufeinander. Es wird nichts beschönigt, doch in Prosa eingebunden ist es leicht zu verfolgen und klar umrissen. Minette als sehr lebendige Hauptfigur des Romans ist brillant gewählt, da sie durch ihren Sonderstatus als Sängerin, Einblicke in jede Schicht erhält. Doch auch jede andere differenzierte Figur ist lebhaft, vielschichtig und anschaulich dargestellt. Ihre Schwester Lise, ihr Bruder Joseph, ihr Mutter Jasmine oder die diversen weißen Kollegen am Schauspielhaus. Es gibt kein Schwarz und Weiß hier. Nach der Lektüre kommt man gebildet und emotional aufgewühlt zurück in die Realität. Am Ende war es nämlich schon ein ganz schönes Blutbad. Zusätzlich hilfreich fand ich das Nachwort von Kaiama L. Glover. Der kleine Inselstaat hat als erster und einziger seiner Art die Fesseln der Gefangenschaft (durch Frankreich) gelöst, was einen freien Staat zur Folge hatte. Die „weiße“ Geschichtsschreibung hat dem sehr lange keinerlei keine Beachtung geschenkt. Dies soll sich ändern, also kauft euch das lesenswerte authentische Buch. Ich werde mich einem weiteren Roman Vieux-Chauvets widmen und zwar den „Töchtern Haitis“. Schön das auch dort Frauen wieder im Mittelpunkt stehen. #haiti #klassiker #tanzaufdemvulkan #ladansesurlevolcan #marievieuxchauvet #kolonialherrschaft #befreiung #sklaven #gloggerportal #manessverlag #natalielemmens #gesang #schauspielhaus #historischerroman #frauenschicksal #karibik #freierstaat #revolution #wahrebegebenhet #kolonialgeschicht #töchterhaitis

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