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Rezension zu
Das Gästezimmer

Unglaublich intensiver Psychothriller ohne die Taten in den Fokus zu rücken

Von: Mo und die Macht der Buchstaben
28.08.2023

Mir gefällt der Einstieg in „Das Gästezimmer“. Er impliziert, dass ich die Frau, welche in einem Schuppen gefangen gehalten wird, sein könnte. So entsteht sofort eine packende Nähe und ich bin neugierig, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird. Im Verlauf lerne ich weitere Frauen kennen. Manche nur sehr flüchtig, andere begleite ich länger. Sie alle erzählen mir aus der Ich-Perspektive was sie mit Aidan, dem Antagonisten aus „Das Gästezimmer“ verbindet. Nur eine Perspektive bleibt konsequent in der Du-Ansprache, wenn es um die Frau vom Anfang geht. So bleibe ich stets ein direkter Teil dieser Geschichte, welche einen fesselnden Sog für mich entwickelt. Wenn ich nicht weiterlesen kann, so beschäftige ich mich gedanklich weiterhin mit diesem aufregenden Plot. Die kurzen Kapitel machen es mir leicht, mehr lesen zu wollen, als ich eigentlich Zeit habe. Es fasziniert mich, wie sich ständig die Dynamik innerhalb der Erzählung ändert und ich frage mich, wann es zu Gunsten der Frauen sein wird. Es ist ein leiser, aber eindringlicher Psychothriller, in dessen Fokus zwar der Serienmörder steht, aber welchen ich ausschließlich aus der Sicht der Frauen kennenlerne. Durch die verschiedenen Perspektiven auf ihn ergibt sich ein vielschichtiges Bild, sodass er als Person nicht einfach nur einfarbig dargestellt wird. Er ist ein Mensch mit einer lichten, aber auch einer furchtbar dunklen Seite. Clémence Michallon geht bei den eigentlichen Grausamkeiten nie ins Detail, sie fordert die Fantasie ihrer Leser heraus. Auch ergötzt sie sich nicht an dem Leid der Frauen oder stillt die morbide Neugierde der Lesenden, sondern versucht das Überleben der Frauen, den Kampf mit dem Schicksal herauszuarbeiten. Clémence Michallon stellt heraus, wie die Frauen versuchen, damit klarzukommen, dass etwas gegen ihren ausdrücklichen Willen geschieht oder gar von einem Mann Hoffnung gemacht zu bekommen, dessen Launenhaftigkeit nicht greifbar ist und sie mal voller Glück und dann wieder voller Hoffnungslosigkeit sind. Das imponiert mir und macht mich süchtig nach dem Buch. Die Art, wie Clémence Michallon „Das Gästezimmer“ erzählt ist, unglaublich spannend und intensiv. Die Zwischentöne machen diesen Psychothriller so spektakulär. Oft läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken, so eindringlich wird das Geschehen geschildert. Das Setting trägt seinen Teil dazu bei, dass ich mich oft beklommen fühle. Ich leide mit der Frau vom Anfang von Beginn an mit und begleite sie gern. Etwa beim letzten Drittel von „Das Gästezimmer“ wird der Spannungsbogen intensiver. Es liegt das Knistern von Veränderung in der Luft. Es bleibt stets unvorhersehbar und den Showdown finde ich sehr aufregend. Das Ende ist nüchtern, was mir aber im Kontext gut gefällt. Ein kleines bisschen mehr Auflösung, einen größeren Blick aufs Ganze hätte ich gut gefunden, da aber der Fokus ganz klar auf den Frauen liegt, passt dies hervorragend zur Gesamtkonstruktion. Fazit: Ein unglaublich intensiver Psychothriller, der ohne Tamtam und blutigen Detaileffekten auskommt und besonders durch die Zwischentöne Gänsehaut erzeugt. Leise wird das Schicksal von Frauen erzählt, die einem Serienmörder begegnen und ihm gewollt oder nicht nahestehen.

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