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Rezension zu
Die Parabel vom Sämann

Überraschend zeitloser Klassiker

Von: Jill von Letterheart
05.09.2023

>>Überraschend zeitlos<< In dieser neuen Ausgabe gibt es auch ein Vorwort von N. K. Jemisin, was ich euch nur empfehlen kann. Es lässt bereits erahnen, was für ein außergewöhnliches Werk hier auf uns wartet. Denn Octavia Butler ist eine wahre Größe, gerade als Schwarze Frau, in der Science Fiction und hat hier einiges geprägt. Normalerweise schrecken mich Klassiker ein wenig ab, doch das ist gerade hier vollkommen unangebracht. Mit diesem eher dystopischen Werk trifft die Autorin einen anhaltenden Zeitgeist und fügt sich auch im heutigen Stil nahtlos ein, was schon fast erschreckend gut ist. Dafür, dass das Buch schon über 40 Jahre alt ist, war es dann schon ein bisschen komisch, dass sich die Geschichte in unserer jetzigen Zeit ansiedelt – zwar immer noch in einem anderen Zukunftsszenario, als das in dem wir leben, doch mit Problemen, die auch unserer Zeit keinesfalls fremd sind. Die Menschheit zerstört immer mehr ihre eigene Lebensgrundlage und so zeigen auch Klimawandel, Wirtschaftskrisen und ein politischer Rechtsruck hier ihre Auswirkungen. Die junge Lauren Olamina lebt mit ihrer Familie in einer Gegend, die noch mit Mauern geschützt ist. Keinesfalls reich, aber immer noch wesentlich besser, als viele andere Menschen es haben. Plünderungen, Überfalle und Mord stehen quasi an der Tagesordnung – doch Lauren entkommt in den ersten Jahren dem Grauen größtenteils und da sie keine andere Welt kennt, trauert sie auch weniger der Vergangenheit nach, sondern konzentriert sich wesentlich mehr auf ihre Zukunft. Dazu „leidet“ sie an einer Hyperempathie, die verursacht, dass sie Empfindungen von anderen Menschen teilt, was gerade in diesen Zeiten mehr als nur gefährlich ist und daher auch versucht wird geheim gehalten zu werden. >>Unglaubliche Sogwirkung<< Der eigentliche Stil ist zwar wie ein Tagebuch aufgebaut, liest sich jedoch keinesfalls stockend und gibt jede Menge Momentaufnahmen wieder. Dass Lauren teilweise ein wenig „anders“ ist, bzw. mit ihrem Denkmuster nicht der Norm entspricht, wird auch beim Lesen schnell klar, hat mich aber unglaublich fasziniert. Das Kennenlernen der Gesellschaft und der Welt war faszinierend und erschreckend zugleich, vor allem aber die Entwicklung, die Lauren selbst durchlebt. Denn in ihr keimt wortwörtlich die Zukunft und so gründet sie eine eigene Religion. Zuerst im geheimen für sich, bis sie beschließt immer mehr Menschen ins Vertrauen zu ziehen. Der Leitfaden ist „Gott ist Veränderung“. Ich bin selbst nicht gläubig, würde niemals jemanden den eigenen Glauben absprechen, lese aber auch nicht gerne religiöse Bücher. So hat sich bei mir hier direkt eine Abwehrhaltung breit gemacht, die Octavia E. Butler aber einfach durchbrochen hat. Irgendwann hatte ich selbst schon das Gefühl, dass Lauren mich selbst ganz persönlich mit einbezieht und mir eine Zukunft zeigt, die ich mir selbst nicht hätte ausmalen können. Eine Einsicht und ein Weg, der so pragmatisch und „einfach“ ist, dass man es gar nicht glauben mag. Doch die Regeln des Lebens sind zwar meistens nicht fair, aber eigentlich sehr überschaubar. Diese Reise hier ist alles andere als leicht – sie ist brutal, ehrlich und hat ihre Ecken und Kanten. Und dennoch konnte und wollte ich das Buch nie aus der Hand legen, weil es mich so fasziniert hat. Tatsächlich liest sich diese dystopische Reise fast wie ein Einzelband, doch die Fortsetzung (Neuübersetzung) kommt bald und ich freue mich unendlich darauf. Der dritte Band wurde leider nie veröffentlicht, bzw. fertig geschrieben, doch soweit ich weiß, ist auch das Ende vom zweiten Band so aufgebaut, dass man es als Abschluss sehen kann. FAZIT Endlich habe ich ein Buch von Octavia E. Butler gelesen und was soll ich sagen? Es wird auf keinen Fall das letzte von ihr sein. Erschreckend zeitlos und mit einer unfassbaren Sogwirkung, sodass ich das Buch gar nicht mehr zur Seite legen konnte. Keinesfalls leichte Kost, aber sehr empfehlenswert!

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