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Rezension zu
Der große Wunsch

Die Suche eines Mannes nach seiner verschollenen Tochter im Islamischen Staat

Von: MarcoL
27.09.2023

Murad ist im im Grenzgebiet der Türkei zu Syrien. Er streift umher, oft ohne Ziel, schlägt Nächte und Tage tot, nur um auf weitere Informationen zu warten. Er begab sich von Deutschland aus in das Land seiner Väter. Ein Land, mit dem er abgeschlossen hatte und sich in Deutschland angekommen fühlte. Sein Leben war dennoch nicht erfüllt. Die Ehe zerbrochen, seine Tochter Naima von ihm entfernt. Die Distanz war groß, geographisch wie emotional. Naima hatte sich einem „Bruder“, einem Glaubenskrieger, angeschlossen, wahrscheinlich aus Liebe, und ging nach Syrien. Der Kontakt nach Hause riss komplett ab, und so machte sich Murad auf die Suche nach ihr. Mit Hilfe von Schleusern, die ihn nur spärlich mit Informationen (gegen viel Geld) versorgten, lässt er sich im kurdischen Grenzgebiet nieder. Das Warten wurde zur Qual, die aufgezwungene Untätigkeit zur Nervenprobe. Auf sich allein gestellt reflektierte Murad viel über sich selbst nach. Als die ersten Voice-Mails mit der Stimme einer Frau, welche anscheinend seine Tochter ist, ihn erreichten, begannen Zweifel und Hoffnung einen Kampf in ihm, welcher sprachlich sehr gekonnt den Leser:Innen dargeboten wird. In diesen Audiofiles erfuhr Murad viel über das Leben dieser Frau in der Syrischen Stadt Rakka, über ihren Alltag, die Kämpfe, Grausamkeiten, den Krieg und den drohenden Angriff auf die Stadt. Weiterhin wurde Murad nur spärlich mit Informationen gefüttert, seine Ungeduld nahezu greifbar, und die Vergangenheit aus der neuen Heimat Deutschland holte ihn ein … besonders als sich sein Freund Aziz meldete … Es ist ein sehr vielschichtiger Roman, trotz der oftmals sehr überzeichneten Tristesse, den Ausflügen durch das trockene Land, stecken viele Botschaften und Wahrheiten im Text, welche sich manchmal wirklich mühsam erlesen werden müssen. Fatah scheint mit der Ungeduld von Murad zu spielen, verwebt diese derart im Text, dass dieses Gefühlt aus den Zeilen heraus lebendig zu werden scheint. Es war für mich keine leichte Lektüre, gegen Mitte des Buches war ich dem aufgeben nahe, und nun froh, durchgehalten zu haben. Der Roman hallt nach – und erst Tage nach Beendigung scheint sich vieles zu setzen und der ganze Nebel des Erzählten sich zu lichten und Klarheit zu schaffen. Insofern ist dies eine ganz große Erzählkunst – mensch muss sich nur darüber trauen. Und so bin ich der Meinung, dass dieses Buch sehr wohl seine Berechtigung auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis hat. Gerne gebe ich (trotz allem) eine Leseempfehlung ab, vor allem für jene, die sich aus der Komfortzone des Lesens herauswagen und mutig und neugierig sind.

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