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Rezension zu
Sonne über Gudhjem

Verliebt in Bornholm - trotz eines Mordfalls

Von: meinding.blog
25.10.2023

Vor einigen Jahren fragte mich eine Kollegin, ob ich mit zu einer Lesung von Klüpfel/Kobr gehe. Ich kannte weder die Autoren, noch ihre Krimireihe rund um Kommissar Kluftinger. Damit ich nicht ganz so ahnungslos war, lieh sie mir einen Band der Reihe. Bei der Lektüre war ich nicht komplett überzeugt, für einen richtigen Krimi war er mir irgendwie zu launig. Nun ja, ich ging also mit gemischten Gefühlen zu dieser Lesung. Aber was soll ich sagen? Es war ein mega unterhaltsamer Abend und vielmehr eine Show als eine Lesung. Ich habe Tränen gelacht und dann angefangen, alle Bände nach und nach „abzuarbeiten.“ Dabei ist mir der schrullige Klufti ordentlich ans Herz gewachsen. Falls ihr euch fragt, warum ich so aushole: Michael Kobr ist die eine Hälfte des Kluftinger-Autorenteams und natürlich wird er daran gemessen, was er im Duo so erfolgreich auf die Beine gestellt hat. Von daher waren meine Erwartungen hoch und ich auf den ersten Seiten verunsichert, weil mir nicht ganz klar war, ob ich die Personen ernst nehmen kann oder ob sie auch ein wenig neben der Spur sind, wie ich es gewohnt bin. Ich habe also zunächst ein wenig mit diesem Buch gefremdelt. Es wird schnell deutlich, dass Michael Kobr darauf aus ist, eine neue Serie zu entwickeln. Alle Figuren sind langfristig angelegt und werden schon jetzt liebevoll bis ins kleinste Detail vorgestellt. Ich konnte mich also direkt mit ihnen anfreunden. Da ist zunächst mal Lennart Ipsen. Der Kommissar hat in den vergangenen Jahren in anderen Teilen Europas gearbeitet, war mit einer Deutschen verheiratet und hat zwei Kinder. Der Karrierestress hat ihn ins Burnout getrieben, die Ehe ist gescheitert. Mit dem Wunsch nach Ruhe zieht Ipsen als Leiter der Kripo auf die kleine Insel Bornholm in seinem Geburtsland Dänemark. Hier passiert wenig und sein Team besteht lediglich aus zwei Mitarbeiterinnen. Das gesamte Serien-Personal dreht sich um ihn: Die Kolleginnen sind wichtig, seine Töchter, sein Vater und vielleicht hat auch die Frau, in die er sich verguckt, die Chance weiter dabei zu sein. Alle sehr sympathisch und mit Potential für mehr. Die Insel Bornholm ist für Michael Kobr ein Sehnsuchtsort, hier hat der Allgäuer viele Urlaube verbracht und man merkt, dass er sich gut auskennt. Ich bin mir sicher, man kann die Spielorte des Romans besuchen und wird sie genau so vorfinden wie beschrieben. Es gibt also viel Lokalkolorit. Auf jeden Fall scheint es ein Ort zu sein, in den man sich direkt verlieben kann. Hinter dem Romantitel „Sonne über Guthjem“ versteckt sich unter anderem ein typisches Gericht der Insel. Geräucherte Heringsfilets mit Schwarzbrot, grobem Meersalz, Eigelb-Dip und Radieschen. Und auch der Kochwettbewerb von Spitzenköchen mit gleichem Namen, der im Buch eine Rolle spielt, findet tatsächlich jedes Jahr in der Hafenstadt statt. Man ahnt es natürlich gleich zu Beginn. Das Inselleben wird für Lennart Ipsen nicht so ruhig wie er es sich erhofft. Kurz nach seiner Ankunft wird Schweinebauer Kristensen tot aufgefunden. Es war keine angenehme Art zu sterben (falls es die überhaupt gibt): In seiner Räucherkammer ergeht es ihm wie den Schinken, die er herstellt. Ein Motiv, ihn aus dem Weg zu schaffen könnten einige Menschen haben, denn er war kein einfacher Zeitgenosse. Freunde hatte er kaum, Konkurrenten gab es genug und auch zur eigenen Familie war das Verhältnis schwierig. Es gibt also genug Richtungen in die ermittelt werden muss. Und der oder die Täter hat kein Problem damit, auch diejenigen aus dem Weg zu räumen, die ihm auf die Schliche kommen wollen. Ich habe mich in dem Bornholmer Umfeld schnell wohlgefühlt, ich mochte die ungewöhnliche Art zu morden und den Schreibstil von Michael Kobr schätze ich ohnehin. Das ist ein Krimi, der sowohl Spannung als auch Wohlfühlmomente enthält. Das Mordmotiv erschließt sich erst sehr spät und ist dann durchaus überraschend. Den oder die Täter hätte ich schon eine Weile vorher im Visier, den Grund für die Tat hätte ich mir so nicht ausdenken können. Von daher auch noch mal ein Lob für die Idee. Man merkt dem Krimi auch die Liebe zu Bornholm und zu Dänemark an. Das hat mir gut gefallen. Etwas nervig fand ich es irgendwann, dass die Figuren ständig Essen gehen und sehr genau beschrieben wird, was sie futtern. Das hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Wie ich gelesen habe, soll im nächsten Frühjahr ein zweiter Band erscheinen und auch mit Kluftiger geht es weiter. Von daher ist meine kleine Lesewelt in Ordnung und Michael Kobr hat gezeigt, dass er auch alleine schreiben kann. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung

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