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Rezension zu
Vom Mythos des Normalen

Ein Mahnstein, der aus der Fachliteratur herausleuchtet

Von: Die Schutzgärtnerin - Manja Kendler
01.11.2023

Für mich mehr als nur eines der Bücher des Jahres. Maté nimmt seine Leser in dem Wälzer mit auf eine spannende Betrachtung der Menschen. Politik, Erziehung, medizinische Versorgung, Bildung, Süchte, die Toxizität der Gesellschaft. Klimawandel, und Spiritualität und jene werden mittels neuster Erkenntnisse aus Neurologie, Trauma-Forschung und Psychologie zu einer Warnung und Vorschlägen für die Zukunft zusammengefasst. Gabor Maté ist dabei schonungslos anklagend und ans Licht zerrend, ohne seine gutmütige väterliche Wärme zu verlieren. Es ist kein Zeigefingerbuch, dennoch ein Mahnstein, der aus der Fachliteratur herausleuchtet, nicht nur aufgrund des Buchcovers. Wer Maté nicht kennt, findet hier seinen Rundumschlag mit vielen Quellen und Nebenverweisen auch zu seinen bisherigen Büchern, Kollegen und bekannten Köpfen. Auch seine eigene Geschichte lässt Maté erneut einfließen sowie seine Erfahrung mit Menschen, mit denen er bereits arbeitete und deren Erfahrung, die es leichter macht zu verstehen, warum es weniger um Perfektion geht, mehr darum, sich selbst und uns als Gemeinschaft zu erkennen. Kindheitstrauma ist hausgemacht und vom sozialen Umfeld abhängig. All das wäre einfacher mit ein wenig mehr Selbstverständnis und Verständnis für andere sowie mehr natürliches Embodiment im Alltag. Genau da geht der Autor tief auf den Nerv der Technik, Zeit und vergessenen Ursprünge. Dieses Buch hat mir viel Zeit abverlangt und wird es auch weiterhin, es einfach mal gemütlich durch zu schmökern war mir nicht möglich. Auch wenn ich die meisten seiner Gedanken dazu bereits kannte, liest es sich gerade durch Studien, Beispiele und Anekdoten wie eine kleine Enzyklopädie. Mehrmals kam ich für mich an den Punkt, etwas zu markieren und anschließend es noch mal zu verdauen. Ob Jamie Lee Curtis über die Vorteile ihrer Sucht erzählt, wenn Maté beschreibt, wie sich Nettigkeit auf die Gesundheit auswirkt, wenn er über das Bildungssystem sinniert oder seine Unfähigkeit jahrelang sich selbst zu reflektieren und wie er anderen damit schadete. Gerade letzteres ist berührend mit dem Hintergrund, dass er das Buch zusammen mit seinem Sohn schrieb, der auch die englische Hörbuchversion einsprach. Gabor Maté ist nicht frei von Ideologien und unbeantworteten Fragen, wer sich auf die Suche begibt, darf darauf gefasst sein, sich zu irren und stetig auf neue Fragen zu treffen. Viele Ansätze in diesem Buch sind jedoch bereits Praxis bewährt und interdisziplinär bestätigt, nur gesellschaftlich ignoriert – mit schwerwiegenden Folgen bisher. Das Paradoxon, das, was wir als normal wahrnehmen und was es als „normal“ zu begreifen gilt, können Maté und Kollegen aufzeigen. Ein wichtiges Buch für mich ist es das Buch 2023, wer sich selbst davon überzeugen will, findet in diesem Werk mannigfaltig Inspiration, dieses Wissen praktisch an sich selbst zu überprüfen.

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