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Rezension zu
Der Wald und der Fluss

Knausgårds Annäherung an Anselm Kiefers Kunst

Von: Co Winterstein
04.12.2023

Der Wald und der Fluss Damit habe ich nicht gerechnet! 6 Bücher habe ich von Knausgård gelesen Bd.1-5 seiner autobiographischen Kampf-Reihe und das Jahreszeitenbuch "Winter". Immer standen ausschließlich er und seine Befindlichkeiten im Vordergrund und meistens hat mich das auch interessiert, aber nicht immer vom Hocker gerissen. Anders hier: In "Der Wald und der Fluss" begibt sich Knausgård auf Spurensuche, Anselm Kiefer und seine Kunst zu erforschen. Bis jetzt habe ich die Beschäftigung mit Kiefers Kunst immer gemieden, die Düsternis seiner Bilder, dunkel, ernst und bedrohlich, seine Materialien Blei, Asche, Stroh, das Fehlen von Farben - haben mich abgeschreckt, aber besonders die Abwesenheit von Persönlichem, von Menschlichkeit und Intimität. Eine existenzielle Schwere liegt in seinen gigantischen 6 bis 8 Meter hohen Bildern und hallenfüllenden Installationen. Ein Zugang zu Kiefers Kunst zu finden, war mir bis jetzt, bis Knausgård, unmöglich. Doch Knausgård nähert sich langsam an Kiefers Wesen und Kunst an. Chronologisch beschreibt er, wie er Kiefers Retrospektive in der Royal Academy of Art sah und den Entschluss fasste, den Künstler um Illustrationen für ein Buch zu bitten. Das erste, eindrucksvolle Kennlerntreffen - Knausgård beschreibt ausführlich Kiefers gigantisches Atelier (das auch seine Wohnstätte ist), hat mich sehr beeindruckt, aber auch die Schilderungen, wie er Kiefer bei der Arbeit mit flüssigem Blei beobachtet. Viele Male trifft der Autor den Künstler, interviewt ihn, besucht mit ihm wohlhabende Grafenfreunde, begleitet ihn zu seinem Elternhaus nach Donaueschingen - und kommt nach und nach zu dem Schluss, dass Kiefer nicht für seine Kunst lebt, sondern in ihr, weil seine Kunst eine eigene Denkweise repräsentiert. Vermutlich weil Heidegger für Anselm Kiefer ein wichtiger Philosoph ist, zieht Knausgård ihn zur Erklärung heran. Jetzt nach der Lektüre habe ich fast das Gefühl, ich würde Kiefer kennen oder hätte eine Ahnung, was diesen Menschen und seine Kunst ausmacht. Ein einfühlsames und ehrliches Porträt, dass diese unerreichbare Künstlergestalt doch etwas nah- und fassbarer gemacht hat. Heftige Leseempfehlung für alle Kunstfans!

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