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Rezensionen zu
Der Wald und der Fluss

Karl Ove Knausgård

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„Es ist, als zeige die Kunst nicht nur das Geheimnis, sondern als behüte sie es auch.“ Eigentlich hatte ich mich entschlossen nach Karl Ove Knausgårds mehrbändigen Mammutwerk nichts mehr von ihm zu lesen. Sie gefielen mir überwiegend, aber ich wollte wirklich nichts mehr aus seinem Privatleben wissen. Da er aber auch über Kunst schreibt, ja sogar Ausstellungen kuratiert, wurde ich doch wieder zur Leserin. In „Der Wald und der Fluss“ schreibt er sehr persönlich über seine Treffen mit dem Künstler Anselm Kiefer, über dessen Werke ich gerne mehr erfahren wollte. Und tatsächlich macht er das richtig gut. Ich kann seinen Gedanken und Kiefers Kunst folgen. Ergänzen will ich den Beitrag mit dem Hinweis auf den wunderschönen Prachtband „Unter einem Zuckerhimmel“, der Gedichte von Christoph Ransmayr mit Bildern von Anselm Kiefer kombiniert, die dieser speziell zu den Texten gemalt hat. Sehr gut schildert Knausgård was bei bekannten bildenden Künstlern anders ist, als etwa bei Schauspielern oder Sängern: Man hat das Werk im Kopf und nicht das Gesicht des Künstlers. Und so ging es ihm eben mit Anselm Kiefer, dessen Kunst er bewunderte, dem er aber nun auch persönlich gegenüberstehen sollte. Knausgård empfindet Hochachtung vor Kiefers Werken, sieht sie zunächst aber ernst und dunkel. Das verändert sich durch die Begegnung. Nach dem Besuch einer seiner Ausstellungen hat er die Idee Kiefer zu fragen, ob er nicht einige Bilder für sein nächstes Buch zur Verfügung stellen würde. Nach Absenden des Briefs dauert es sechs Monate, bis er Antwort erhält und in Kiefers riesiges Atelier in Paris zum Mittagessen eingeladen wird. Auch Bilder für das Buch werden ihm zugesichert. Die ganze Korrespondenz führt er mit Waltraud Forelli, der rechten Hand Kiefers. Nach dem ersten Essen in Kiefers Appartement, welches in seinem Atelier in einer riesigen hangarähnlichen Lagerhalle stattfindet und bei dem Knausgård beim Bearbeiten dreier Bilder mit Blei dabei sein darf, fragt er nach einem Interview. Er hat vor einen Text für das New York Times Magazine zu schreiben. Auch das wird ihm gewährt. Bevor der Termin stattfindet macht sich Knausgård kluge Gedanken zu Kiefers Werk, stellt fest, dass es vor allem Wald, Bäume, Landschaften sind, die in seiner Malerei vorkommen. Er weiß, dass Kiefer mit seinen 70 Jahren unermüdlich arbeitet und dass seine Werke durchaus von großen Unterschieden geprägt sind. Für sein Buch erhält er Aquarelle, die blütenleicht sind (siehe Buchcover). Was ihn aber auch dringend interessiert ist die Person Kiefers, die er schwer einzuschätzen weiß. „Wir sind es, die den Dingen einen Sinn verleihen und davon ausgehend die Welt erschaffen. Wir glauben, dass wir in einer fixierten Welt leben, einer Welt, in der die Kultur beweglich und die Natur unbeweglich ist, oder in der die Gegenwart beweglich und die Geschichte unbeweglich ist, aber das ist eine Illusion. Und es ist diese Illusion, an der Kiefer rüttelt.“ Nach dem zweiten Interview im Atelier in Paris, zeigen sich weitere Bausteine, es gibt eine kurze Begegnung in New York und bei einer Vernissage in Kopenhagen, wo Kiefer ihn plötzlich begrüßt, als wären sie dicke Freunde. Was ihm seltsam und befremdlich erscheint. Bei Forelli fragt er an, ob sie sich im Schwarzwald, Kiefers Heimat, treffen könnten. Er möchte die biographischen Hintergründe erkunden. Dazu kommt es erst, als Kiefer die Ehrendoktorwürde der Universität Freiburg verliehen bekommt. Nun lesen wir von Gesprächen auf dem Weg zum Geburtshaus von Kiefer bei dem er lange nicht mehr war. Für Knausgård zeigt sich der Mensch Kiefer so immer privater und intimer. Für mich scheint Kiefer hier als ein sehr sprunghafter Typ, der in der Öffentlichkeit gerne Showman ist, sehr selbstbewusst. „Wie die meisten Künstler sprach auch Kiefer nur ungern über die Bedeutung seiner Bilder. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Gemälde und Skulpturen finden außerhalb der Worte statt, sie vermitteln etwas anderes als das, was Sprache erfassen kann, und das ist das Entscheidenden an ihnen.“ Auch die ersten Werke studiert Knausgård. Es sind Bücher, Einzelexemplare, von denen scheinbar seine weitere Kunst ausgeht. Es folgen noch Einladungen und Begegnungen im ehemaligen Atelier in Barjac in Südfrankreich und in London. Beim letzten Treffen scheint Kiefer in nicht zu erkennen. Vielleicht weil der Artikel über ihn noch immer nicht erschienen ist? Wenig später wird der Beitrag im New York Times Magazine erscheinen. Kiefer ist zufrieden damit …

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Lesenswert!

Von: Rabiata

13.02.2024

Ich habe mich bisher nicht mit dem Werk von Anselm Kiefer beschäftigt. Auch wusste ich bisher fast nichts über den Künstler selbst. Daher fand ich, dass ich meine Wissenslücke mal füllen sollte. Und warum nicht mit dem Buch von Karl Ove Knausgård anfangen? 192 Seiten sind keine abschreckend hohe Seitenzahl. Und aus meinem Lesekreis hörte ich bereits, dass die Bücher des Autoren sehr lesenswert seien. Auch hier war ich bisher noch völlig unwissend, da ich zwar bereits Bücher von Knausgård zu Hause liegen, aber sie noch nicht gelesen habe. Ich habe mich daher sehr gefreut, als mir der Verlag freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst. Knausgård hat über Kiefer keinen langweiligen Lebenslauf und kein trockenes Sachbuch geschrieben. Vielmehr schildert er chronologisch und in leicht lesbarer Sprache seine verschiedenen Begegnungen mit dem Künstler in seinem Atelier bei Paris, bei Ehrungen und Ausstellungseröffnungen. Dabei lässt er nebenbei noch einiges aus dem Leben des Künstlers einfließen. Er gibt Gespräche wider und beschreibt seine Eindrücke, die er über mehrere Jahre gesammelt hat. Das macht er so bildhaft, dass ich mir vorkam, als wäre ich dabei gewesen und hätte alles mit eigenen Augen gesehen. Bei der Lektüre des Buches lernt man so nicht nur den Künstler Kiefer kennen, sondern auch ein wenig über Knausgård und seine Beziehung zur Kunst. Mich hat das Buch fasziniert und ich hätte mir gerne sofort eine Ausstellung von Anselm Kiefers Werken angesehen. Leider ist da gerade keine in für mich erreichbarer Nähe, so dass ich auf die wirklich schönen Illustrationen und Fotos in dem Buch angewiesen bin. Aber auch die zeigen nur einen ganz geringen Ausschnitt, des offenbar imposanten Lebens und Schaffens Kiefers. Auch habe ich jetzt wirklich Lust, eines der Bücher von Knausgård zu lesen, die bei mir noch ungelesen liegen. Ich denke, das Buch eignet sich bestens, um sich an den Schreibstil von Knausgård und das Leben von Anselm Kiefer anzunähern. Es ist also auch für Neulinge in beiden Bereichen sehr gut lesbar.

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Der Wald und der Fluss Damit habe ich nicht gerechnet! 6 Bücher habe ich von Knausgård gelesen Bd.1-5 seiner autobiographischen Kampf-Reihe und das Jahreszeitenbuch "Winter". Immer standen ausschließlich er und seine Befindlichkeiten im Vordergrund und meistens hat mich das auch interessiert, aber nicht immer vom Hocker gerissen. Anders hier: In "Der Wald und der Fluss" begibt sich Knausgård auf Spurensuche, Anselm Kiefer und seine Kunst zu erforschen. Bis jetzt habe ich die Beschäftigung mit Kiefers Kunst immer gemieden, die Düsternis seiner Bilder, dunkel, ernst und bedrohlich, seine Materialien Blei, Asche, Stroh, das Fehlen von Farben - haben mich abgeschreckt, aber besonders die Abwesenheit von Persönlichem, von Menschlichkeit und Intimität. Eine existenzielle Schwere liegt in seinen gigantischen 6 bis 8 Meter hohen Bildern und hallenfüllenden Installationen. Ein Zugang zu Kiefers Kunst zu finden, war mir bis jetzt, bis Knausgård, unmöglich. Doch Knausgård nähert sich langsam an Kiefers Wesen und Kunst an. Chronologisch beschreibt er, wie er Kiefers Retrospektive in der Royal Academy of Art sah und den Entschluss fasste, den Künstler um Illustrationen für ein Buch zu bitten. Das erste, eindrucksvolle Kennlerntreffen - Knausgård beschreibt ausführlich Kiefers gigantisches Atelier (das auch seine Wohnstätte ist), hat mich sehr beeindruckt, aber auch die Schilderungen, wie er Kiefer bei der Arbeit mit flüssigem Blei beobachtet. Viele Male trifft der Autor den Künstler, interviewt ihn, besucht mit ihm wohlhabende Grafenfreunde, begleitet ihn zu seinem Elternhaus nach Donaueschingen - und kommt nach und nach zu dem Schluss, dass Kiefer nicht für seine Kunst lebt, sondern in ihr, weil seine Kunst eine eigene Denkweise repräsentiert. Vermutlich weil Heidegger für Anselm Kiefer ein wichtiger Philosoph ist, zieht Knausgård ihn zur Erklärung heran. Jetzt nach der Lektüre habe ich fast das Gefühl, ich würde Kiefer kennen oder hätte eine Ahnung, was diesen Menschen und seine Kunst ausmacht. Ein einfühlsames und ehrliches Porträt, dass diese unerreichbare Künstlergestalt doch etwas nah- und fassbarer gemacht hat. Heftige Leseempfehlung für alle Kunstfans!

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