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Rezension zu
Weihnachten in Prag

Eine Liebeserklärung an die Stadt Prag

Von: Santiago
14.12.2023

„Weihnachten in Prag“ von Jaroslav Rudis ist eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte, in der vier verlorene Seelen zufällig am Heiligen Abend in Prag aufeinander treffen. Jarà, das erzählende Ich, ist am Abend mit dem Zug gekommen und will am ersten Weihnachtstag weiterfahren ins „Böhmische Paradies“ zu seinen Eltern, doch vorher will er mit Freunden den Heiligen Abend in Prag verbringen. So ist der Plan. Weil er die Freunde nicht erreichen kann, steigt er erst einmal in die Straßenbahn und steuert den „Schwarzen Ochsen“ an, die Kneipe, in der es das beste Bier in Prag gibt und wo er vor vielen Jahren sein erstes getrunken hat. Dort macht er Bekanntschaft mit Kafka (nicht mit dem Dichter), mit dem er weiterzieht durch die fast menschenleere still-verschneite Stadt. Was die beiden sehen und erleben, was Jarà berichtet, ist ganz unspektakulär und doch magisch, und so fühlt sich die Stadt für mich zum Greifen nah an und sehr vertraut, obwohl ich noch nie dort war. Bilder früherer Erlebnisse tauchen vor dem Auge des Erzählers auf, die er geschickt mit seinen neuen Eindrücken des Abends verwebt. Gemeinsam mit Kafka trifft er bei seinem Rundzug durch die Stadt und ihre Kneipen auf den König von Prag und eine gestrandete Mailänderin. Diese vier verschrobenen Gestalten werden zur Gelegenheitsfamilie für diesen einen besonderen Abend. Und am Ende gibt es noch einen Knalleffekt, den Kafka mit „Du hast es auch nicht leicht.“ kommentiert. Jaroslav Rudis hat eine absolut unkitschige, unsentimentale Weihnachtsgeschichte geschrieben, die man am liebsten nicht nur lesen, sondern selbst erleben möchte. Demnächst werde ich eruieren, mit welchem Zug ich am besten nach Prag fahre, um den Zauber nachzuempfinden. Wunderschön illustriert ist der schmale Band von Jaromir 99. Diese großartige kleine Geschichte könnte der Weihnachtsklassiker zukünftiger Jahre werden – meiner jedenfalls ganz bestimmt.

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