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Rezension zu
Tokio Kill

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Unterhaltsamer Mystery-Thriller mit einer Prise trockenem Humor

Von: Lesen ist
15.08.2015

Nach »Japantown« ist dieses Buch Teil 2 der Jim Brodie Reihe. Brodie lebt mit seiner 6-jährigen Tochter Jenny eigentlich in San Francisco und ist Kunsthändler, spezialisiert auf antike, japanische Kunstgegenstände. Er ist aber in Japan aufgewachsen, beherrscht die Sprache, kennt die Sitten und ist in der japanischen Geschichte sehr bewandert. Von seinem Vater hat er die Hälfte einer Ermittleragentur in Tokio geerbt und hat schon seinen ersten, sehr gefährlichen Fall, gelöst und sich unfreiwillig einen Namen gemacht. Dieses Mal befindet er sich bereits in Tokio mit seiner Tochter. Es gab bereits acht Tote, als der sechsundneunzigjährige Akira Miura mit seinem Sohn Yoji in dem Büro von Brodie erscheint. Er erzählt eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg und glaubt, dass jemand Vergeltung an den Männern seiner Einheit übt, für etwas, das damals geschehen ist. Sein Sohn vertritt eher die Meinung, dass sein alter Herr senil ist, und hält damit nicht hinter dem Berg in einem Vieraugengespräch mit Brodie. Aber wenn es seinen Vater beruhigt, soll er den Schutz der Brodie-Agentur bekommen. Bald darauf gibt es einen sehr grausamen Mord und das Opfer wird als Yoji Miura identifiziert. Die schiere Brutalität des Verbrechens deutet in Richtung Triaden, der chinesischen Mafia. Jim Brodie erzählt wieder aus der Ich-Perspektive. Der Leser hat bereits im ersten Band das wichtigste über Brodie und seine Vergangenheit erfahren. Wer er ist, seine Kindheit und Jugend, seine Fähigkeiten und wieso er ein alleinerziehender Vater ist. Es ist natürlich ganz interessant den Hintergrund zu kennen, aber das ist alles nicht wirklich wichtig für diese Geschichte. Er beherrscht diverse asiatische Kampfkünste und ist noch immer irgendwie eine Mischung aus Chuck Norris und Jean-Claude Van Damme. Obwohl er dem Ermittlerberuf erst seit kurzem nachgeht, ist er besser als sein wortkarger, mürrischer Chefdetektiv Noda. Im ersten Buch bin ich nicht so richtig warm geworden mit ihm, das hat sich hier nur leicht verbessert. Die Widersprüchlichkeit wird dadurch vermindert, dass seine Tochter fast nicht vorkommt. Er ist sehr empathisch, was ihn natürlich auch sympathischer macht. Ich finde ihn aber zu nüchtern und kaufe ihm seine manchmal aufflammenden negativen Gefühle nicht wirklich ab. Was seine Tochter Jenny betrifft, behaupte ich, dass kaum ein sechsjähriges Kind dieser Welt sich so ausdrückt, es sei denn es ist ein Wunderkind mit einem hohen IQ. Die Geschichte selbst ist kurzweilig. Es gibt immer wieder brenzlige Situationen, wobei es doch manchmal etwas übertrieben ist, wie Brodie immer wieder da rauskommt ohne Superheldenkräfte! Vielleicht doch ein Avenger und kein Norris/ Van Damme Verschnitt?! Was mir sehr gut gefällt sind die geschichtlichen Tatsachen: wie die Japaner in China einmarschiert sind; die Plünderungen und Kriegsverbrechen; die Geschichte der japanischen Schwerter; über den japanischen Mönch und Maler Sengai und einiges mehr. Alles äußerst interessant. Diesmal ist es auch wesentlich mehr auf diese Geschichte direkt bezogen und schweift weniger ab als im ersten Band. Wer einmal in Tokio war, wird wissen, dass die Atmosphäre sehr realistisch ist, aber auch der Teil, der in Miami und die Karibik spielt, lässt die passende Stimmung aufkommen. Der Fall wird immer mysteriöser; Yakuza, Triaden, chinesische Spione, wer ist hier wirklich am Werk? Einbrüche, Morde, gestohlene und sehr wertvolle Kunstgegenstände, die plötzlich wieder auftauchen, oder sich in Wohnungen befinden, wo man sie nie vermutet hätte. Ziemlich viel, wenn es eigentlich nur darum geht, einen alten Mann zu beschützen. Wie gut, dass Brodie sich mit Kunst UND Kampfkünsten auskennt und seine beiden Berufe damit so schön verbinden kann. Wenn Indianer Jones das kann, dann auch Jim Brodie 😉 Der Plot ist gut durchdacht und sorgt am Ende für einige große Überraschungen! Der Ausgang bleibt absolut unvorhersehbar. Der Showdown dauert auch diesmal viel zu lange und ist etwas übertrieben. Es bleibt aber ein unterhaltsamer Mystery-Thriller mit einer Prise trockenem Humor, durchaus spannend und mit zunehmendem Tempo. Das wird manchmal durch die Länge einer brenzligen Situation leider etwas ausgebremst. Wie auch in »Japantown« gibt es viele interessanten Details zur Kunst, Kultur und Geschichte Japans und diesmal auch Chinas. Vor diesem lebendigen, realen Hintergrund ist mir der Protagonist zu trocken, einfach nicht authentisch genug. Mir fehlt eine charakterliche Tiefe.

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