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Rezension zu
Das Tal der Blumen

Eine traurige Geschichte & Realität

Von: mari_liest
15.01.2024

„Das Tal der Blumen“ von Niviaq Korneliussen ist ein tiefgründiger und emotional intensiver Roman, der in die raue, triste, aber auch faszinierende Welt Grönlands entführt. Im Mittelpunkt steht eine junge Grönländerin, die sich mit Themen wie Identität, Liebe, Verlust und den sozialen sowie kulturellen Herausforderungen einer postkolonialen Gesellschaft auseinandersetzt. Der Roman ist strukturiert durch die Erwähnung von Suiziden, beginnend mit der Zahl 45, was der Anzahl der Selbstmorde in Grönland pro Jahr entspricht. Dieses wiederkehrende Element unterstreicht die tragische Realität in Grönland und ist ein zentrales Thema des Buches. Die Erzählung vermittelt dabei eindrucksvoll, wie jede*r in der kleinen Gemeinschaft von diesen tragischen Ereignissen betroffen sein kann. Die Protagonistin des Romans hat wenig Selbstwert, ist phasenweise extrem ambivalent, wirkt kühl, kämpft mit Selbstzweifeln und Homophobie in der Gesellschaft und sieht sich mit dem Rassismus in Dänemark konfrontiert, als sie dorthin zieht, um zu studieren. Ihre Beziehung zu ihrer großen Liebe Maliina bietet einen Kontrast zu den dunkleren Aspekten ihres Lebens. Sie ist DER Lichtblick, doch auch diese Beziehung ist von Herausforderungen geprägt: sie manipuliert diese Beziehung mit Maliina regelmäßig und dann insbesondere als Maliina selbst einen schweren Schicksalsschlag erlebt. Der Schreibstil ist ungeschönt, schnörkellos, wechselt zwischen Zärtlichkeit und Vulgarität, ist phasenweise auch sehr deprimierend. Dies spiegelt für mich auch die innere Zerrissenheit und Komplexität der Protagonistin wider. Der Roman bietet auch einen kritischen Blick auf die Folgen des Kolonialismus und die soziale Ungleichheit in Grönland, was bspw. die Therapiemöglichkeiten bietet bzw. die Möglichkeit junge Menschen von Suiziden abzuhalten. Die schönen Beschreibungen der Landschaft jedoch, bieten an vielen Stellen den Kontrast zu dem gefühlt, tristen Leben. Insgesamt ist „Das Tal der Blumen“ ein bewegendes Werk, das mich berührt und einen Einblick in die grönländische Gesellschaft geboten hat. Es fühlt sich so an, wie eine Liebeserklärung an Grönland und seine Menschen, vermischt mit bitterer Ironie und oftmals schlimmerer Realität; nämlich die einer Generation, die mit Perspektivenlosigkeit und vielen Herausforderungen konfrontiert ist. Der Hinweis im Buch, dass es keine tiefere Auseinandersetzung mit den Suiziden oder der Prävention gibt, hat mich nicht sonderlich erstaunt, wenn ich an die Parallelen zur Prävention von Femiziden denke. Auch wenn unsere Protagonistin in ihren Aussagen und Handlungen an einigen Stellen vielleicht „hysterisch“ oder überbordend daherkommt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass es sich so im Inneren vieler jungen Menschen abspielt. In der Mitte des Romans hatte ich kurz das Gefühl, ich bekomme irgendwie keine Connection zur Hauptfigur, aber jetzt, nach Beendigung muss ich sagen, dass ich dieses Stilmittel als passend empfinde! #leseempfehlung denn das Buch hat mich sehr gut unterhalten!

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