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Rezension zu
Von Geistern und Schatten

Ein Buch voller Schicksale aus Haiti, eingepackt in 15 faszinierenden Stories

Von: MarcoL
21.03.2024

Die Autorin beglückt uns in diesem Buch mit fünfzehn Stories, einige gerade mal nur eine Seite lang. Es sind allesamt Erzählungen über Schicksale aus Haiti. Es geht so gut wie immer um das Thema der haitianischen Volksseele, um Identität, das Zurechtfinden in der eigenen und fremden Welt. Wortgewandt, mit Espit, manchmal mit Humor, dann wieder mit der bittersten Härte des Lebens, bringen uns die Geschichten die Leben von verschiedenen Menschen näher. Meistens geht es um Auswander:Innen, die ein besseres Leben suchen. Die Träume sind vielfältig, die Wünsche groß, und nicht selten fallen die Suchenden in die naive Blase von einer besseren Welt. Die bittere Enttäuschung, dass im gelobten Land Amerika auch keine gebratenen Tauben vom Himmel fallen, folgt auf dem Fuß. Und dennoch: aufgeben ist keine Option. S.91: „Er trinkt langsam, so langsam, dass kein Eis mehr im Becher ist, wenn er endlich wieder aufsteht. Die eine Hot Pocket isst er, die andere hält er einfach nur fest. Er spürt die wohltuende Wärme und meint, die ganze Welt in den Händen zu halten.“ Trotz Arbeit in den USA (oftmals illegal), bleibt die Armut allgegenwärtig. Die großen Versprechen den zurückgelassenen Ehefrauen und Kindern gegenüber, diese binnen ein paar Monaten, sobald sich der Reichtum eingestellt hat, nachzuholen, zerplatzen wie Seifenblasen. Sie wähnten sich trotz ihrer miserablen Lage in einer heileren Welt angekommen: S. 18:“Viele Jahre lang hatten wir gar nicht bemerkt, dass unsere Eltern mit Akzent sprachen und ihre Stimmen für feindselige amerikanische Ohren anders klangen. Wir hingegen hörten nichts als Heimat.“ Die Texte reißen einen alle mit, ausnahmslos. Sprachlich gekonnt, wunderbar übersetzt von Eva Bonné, werden verschiedenste Bereiche angesprochen, seien sie politischer Art, queere Themen, Gewalt gegen Frauen, Hoffnungslosigkeit oder all die Vorurteile, welche Haitianer:Innen entgegengebracht werden. Nur weil ein Mädchen aus Haiti stammt, wird impliziert, dass dieses Voodoo praktiziert – eine wunderbar erzählte Geschichte, kurz und prägnant. Absolute Leseempfehlung für dieses wunderbare Buch, welches trotz der brisanten Themen leicht und flüssig zu lesen ist. Am besten genießt man dieses Buch in Raten – Story für Story, um sie noch besser wirken zu lassen.

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