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Rezension zu
Der Wald und der Fluss

Kleiner Einblick in die Welt des Künstlers Anselm Kiefer

Von: Marina Büttner
04.04.2024

„Es ist, als zeige die Kunst nicht nur das Geheimnis, sondern als behüte sie es auch.“ Eigentlich hatte ich mich entschlossen nach Karl Ove Knausgårds mehrbändigen Mammutwerk nichts mehr von ihm zu lesen. Sie gefielen mir überwiegend, aber ich wollte wirklich nichts mehr aus seinem Privatleben wissen. Da er aber auch über Kunst schreibt, ja sogar Ausstellungen kuratiert, wurde ich doch wieder zur Leserin. In „Der Wald und der Fluss“ schreibt er sehr persönlich über seine Treffen mit dem Künstler Anselm Kiefer, über dessen Werke ich gerne mehr erfahren wollte. Und tatsächlich macht er das richtig gut. Ich kann seinen Gedanken und Kiefers Kunst folgen. Ergänzen will ich den Beitrag mit dem Hinweis auf den wunderschönen Prachtband „Unter einem Zuckerhimmel“, der Gedichte von Christoph Ransmayr mit Bildern von Anselm Kiefer kombiniert, die dieser speziell zu den Texten gemalt hat. Sehr gut schildert Knausgård was bei bekannten bildenden Künstlern anders ist, als etwa bei Schauspielern oder Sängern: Man hat das Werk im Kopf und nicht das Gesicht des Künstlers. Und so ging es ihm eben mit Anselm Kiefer, dessen Kunst er bewunderte, dem er aber nun auch persönlich gegenüberstehen sollte. Knausgård empfindet Hochachtung vor Kiefers Werken, sieht sie zunächst aber ernst und dunkel. Das verändert sich durch die Begegnung. Nach dem Besuch einer seiner Ausstellungen hat er die Idee Kiefer zu fragen, ob er nicht einige Bilder für sein nächstes Buch zur Verfügung stellen würde. Nach Absenden des Briefs dauert es sechs Monate, bis er Antwort erhält und in Kiefers riesiges Atelier in Paris zum Mittagessen eingeladen wird. Auch Bilder für das Buch werden ihm zugesichert. Die ganze Korrespondenz führt er mit Waltraud Forelli, der rechten Hand Kiefers. Nach dem ersten Essen in Kiefers Appartement, welches in seinem Atelier in einer riesigen hangarähnlichen Lagerhalle stattfindet und bei dem Knausgård beim Bearbeiten dreier Bilder mit Blei dabei sein darf, fragt er nach einem Interview. Er hat vor einen Text für das New York Times Magazine zu schreiben. Auch das wird ihm gewährt. Bevor der Termin stattfindet macht sich Knausgård kluge Gedanken zu Kiefers Werk, stellt fest, dass es vor allem Wald, Bäume, Landschaften sind, die in seiner Malerei vorkommen. Er weiß, dass Kiefer mit seinen 70 Jahren unermüdlich arbeitet und dass seine Werke durchaus von großen Unterschieden geprägt sind. Für sein Buch erhält er Aquarelle, die blütenleicht sind (siehe Buchcover). Was ihn aber auch dringend interessiert ist die Person Kiefers, die er schwer einzuschätzen weiß. „Wir sind es, die den Dingen einen Sinn verleihen und davon ausgehend die Welt erschaffen. Wir glauben, dass wir in einer fixierten Welt leben, einer Welt, in der die Kultur beweglich und die Natur unbeweglich ist, oder in der die Gegenwart beweglich und die Geschichte unbeweglich ist, aber das ist eine Illusion. Und es ist diese Illusion, an der Kiefer rüttelt.“ Nach dem zweiten Interview im Atelier in Paris, zeigen sich weitere Bausteine, es gibt eine kurze Begegnung in New York und bei einer Vernissage in Kopenhagen, wo Kiefer ihn plötzlich begrüßt, als wären sie dicke Freunde. Was ihm seltsam und befremdlich erscheint. Bei Forelli fragt er an, ob sie sich im Schwarzwald, Kiefers Heimat, treffen könnten. Er möchte die biographischen Hintergründe erkunden. Dazu kommt es erst, als Kiefer die Ehrendoktorwürde der Universität Freiburg verliehen bekommt. Nun lesen wir von Gesprächen auf dem Weg zum Geburtshaus von Kiefer bei dem er lange nicht mehr war. Für Knausgård zeigt sich der Mensch Kiefer so immer privater und intimer. Für mich scheint Kiefer hier als ein sehr sprunghafter Typ, der in der Öffentlichkeit gerne Showman ist, sehr selbstbewusst. „Wie die meisten Künstler sprach auch Kiefer nur ungern über die Bedeutung seiner Bilder. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Gemälde und Skulpturen finden außerhalb der Worte statt, sie vermitteln etwas anderes als das, was Sprache erfassen kann, und das ist das Entscheidenden an ihnen.“ Auch die ersten Werke studiert Knausgård. Es sind Bücher, Einzelexemplare, von denen scheinbar seine weitere Kunst ausgeht. Es folgen noch Einladungen und Begegnungen im ehemaligen Atelier in Barjac in Südfrankreich und in London. Beim letzten Treffen scheint Kiefer in nicht zu erkennen. Vielleicht weil der Artikel über ihn noch immer nicht erschienen ist? Wenig später wird der Beitrag im New York Times Magazine erscheinen. Kiefer ist zufrieden damit …

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