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Rezension zu
Rosaleens Fest

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Einfluss einer Mutter auf Denken, Fühlen und Handeln ihrer Kinder

Von: Fantasie und Träumerei
09.11.2015

Der Mittelpunkt der Familie Madigan ist Mutter Rosaleen. Sie ist die Figur, um die sich in der Familie alles dreht. Die Herrscherin der Familienbande. Ihr Mann Pat, sowie ihre vier Kinder, Emmet, Dan, Constance und Hanna, lassen sich von ihr delegieren, von ihrem Einfluss, ihrer Art, auf die Familienmitglieder einzuwirken, beeinflussen. Hat Rosaleen das Gefühl etwas läuft aus dem Ruder, bekommt sie eine Art Nervenzusammenbruch. Den Kindern vermittelt sie das Gefühl, dass es so schlimm ist, dass sie daran sterben wird. Ihr Tod ist für sie das Druckmittel, alles in geordnete Bahnen zu lenken, die Familie zusammen zuhalten und in die Richtung zu dirigieren, die ihr als die geeignete vorschwebt. Sie meint es ja nicht böse, möchte nur das Beste für sich und die Familie, missachtet dabei jedoch häufig die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kinder. Verkennt den Zusammenhang zwischen freier Entfaltung und gesunder Entwicklung. Der Tod bleibt weiterhin Bestandteil des Lebens der Madigan Kinder. Auch, als sie schon längst erwachsen sind und ihren eigenen Weg gehen. So sehr vom Verhalten der Mutter beeinflusst, können sie sich den kalten Händen des Todes, mit denen er sie immer wieder erwischt, versucht zu berühren, ohne immer sofort zuzugreifen, nicht entziehen. Bewusst wie unbewusst umgeben sie sich mit Menschen, die zum Sterben verurteilt sind, entdecken in sich kleine Todesfäden, versuchen auf ihre Art zu helfen, zu retten, dem kalten Feind ein Schnippchen zu schlagen. „Es war eine Vergewaltigung, dachte sie jetzt, oder es wäre eine gewesen, wenn sie gewusst hätte, wie man Nein sagt. Das war, seien wir ehrlich, kein Wort, das zu verwenden sie erzogen worden war: Was soll das heißen, >>nein<< ?“ An ihren Handlungsvorgängen ist deutlich zu spüren, welch großen Einfluss Rosaleen auf sie hatte bzw. nach wie vor noch hat. Dass von ihr bestimmte Handlungsstrukturen sich so sehr manifestiert haben, dass sich keins der Kinder davon lösen kann. Untergründig tragen sie den Wunsch sich endlich dem Einfluss der Mutter zu entziehen, meiden den Kontakt zu ihr, wünschen sich vielleicht sogar ihren Tod, um ihren Fängen zu entgehen. Doch ist es im Endeffekt nicht dennoch Mutterliebe, die von Rosaleen ausgeht? Erdrückend und schwer, aber Liebe aus ganzem Herzen. In der Form ausgedrückt, die Rosaleens Möglichkeiten entspricht? Das Thema Einfluss der Eltern auf die Handlungen, auf Vorlieben, Wünsche und Sehnsüchte der Kinder, finde ich eigentlich sehr interessant. Anne Enright hat dies sprachlich gut herausgearbeitet, auch wenn der Leser manchmal einen kleinen Umweg mit ihr geht. Sie lässt Freiraum für eigene Gedanken und eigene Interpretationen. Dennoch konnte sie mich eben nicht zu hundert Prozent überzeugen. Als Grund sehe ich die Familie Madigan, deren psychische Einschränkungen zwar prinzipiell interessant sind, aber eben nicht so, wie Enright sie darstellt. Ich finde die Kinder zum Teil langweilig und ihre Handlungen zu sehr voraussehbar, wodurch der Roman einige Längen entwickelte. Für mich ist „Rosaleens Fest“ der erste Roman Anne Enrights, die mich sprachlich mehr überzeugt hat, als inhaltlich, aber dennoch mein Interesse an ihren anderen Romanen wecken konnte.

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