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Rezension zu
»Mich hat Auschwitz nie verlassen«

Würdevolle Erinnerungen den den Schrecken

Von: PonineT
11.11.2015

Auschwitz is nicht einfach nur der Name einer polnischen Stadt. Auschwitz ist ein Synonym für geplanten und fabrikmäßigen Massenmord. Und wohl niemand dürfte durch seine Schuljahre gegangen zu sein, ohne nicht das Bild des Tores oder die Schienen in das Lager gesehen zu haben. Die Erforschung des Holocaust und des Vernichtungssystems wird immer noch betrieben, vor allem Zeitzeugen sind dabei eine wichtige Quelle. Doch je länger deer Nationalsozialismus her ist, desto mehr Zeitzeugen sterben und desto mehr angewiesen ist man auf die Aufzeichnungen, die diese hinterlassen haben. Für den SPIEGEL wurden im Rahmen einer Titelgeschichte Interviews geführt mit Überlebenden, die hier in diesem Buch noch einmal alle versammelt sind. Sie sind über achtzig, haben als Kinder oder Jugendliche den Holocaust erlebt. Die Auswahl ist dabei sehr spannend, sowohl berühmte Menschen als auch "Normalbürger". Es kommen neben Juden auch Sinti und Roma zu Wort, die Gründe für ihren Transport sind vielfältig (sei es die direkte Verhaftung oder der Weg durch verschiedene Lager). In vielen Fällen sind die Erinnerungen sehr ähnlich, immer wieder wird erzählt von der Selektion an der Rampe, von den Lebensumständen in den Baracken, von Krankheiten und Tod. Für mich spannend waren die Unterschiede, die sich in den Geschichten zeigen. Dadurch wird eutlich, wie perfide durchgeplant das System letztlich war, wie unterschiedlich Auschwitz auch innerhalb der Kriegsjahre bewertet wurde. Die einzelnen Interviews werden dabei nicht im tyxpischen Frage- und Antwort-Stil gehalten, sondern mit einer Einleitungsfrage begonnen, woraufhin der Zeitzeugentext einfach nur erzählt. Nachfragen, die der Interviewer vielleicht gestellt hat, bleiben ungenannt, sodass der Leser wirklich nahezu überrollt wird von den Details, die er hier erfährt. Was ich mir deshalb vielleicht gewünscht hätte, wäre ein kurzer Überblick über die Geschichte von Auschwitz gewesen oder ein kurzes Glossar der wichtigsten Abkürzungen und Begriffe. ich denke, das würde jüngeren Lesern, die noch nicht viel Ahnung haben, einige Einordnungen erleichtern, um mit diesem Buch umgehen zu können. Jedes Interview wird begleitet von Portraitfotos der Interviewten sowie zum Teil Originalfotos aus der Zeit des Nationalsozialismus, oftmals ist auch die in den Arm eintätowierte Nummer zentraler Bestandteil eines Bildes. Jedes einzelne Bild ist dabei zurückhaltend und stimmungsvoll (was für ein doofer Ausdruck letztlich bei einem solchen Buch) und machen die Zeitzeugen nie zu einer Art vordergründigem "das Gesicht des Überlebens". Dafür hat das Buchfdefinitiv ein Lob verdient, es ist trotz aller Grausamkeit und aller Schrecken eine extrem würdevolle Darstellung, in der der Leser trotz aller Distanz an Jahren und Erfahrungen sehr genau vor Augen geführt bekommt, dass Auschwitz sich nicht einfach vergessen lässt.

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