Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Old School

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

No risk, no fun

Von: Elke Heid-Paulus
01.12.2015

Ursprünglich hatte der schottische Autor John Niven „Sunshine Cruise Company“, so der Originaltitel seines neuen Romans „Old School“, als Drehbuch geplant. Als das Interesse der Filmstudios daran aber eher verhalten war, arbeitete er das Manuskript kurzerhand um. Glücklicherweise, denn sonst hätten wir Leser auf ein äußerst unterhaltsames Lesevergnügen verzichten müssen! Im Zentrum der Handlung stehen vier Frauen in der zweiten Lebenshälfte: Susan, das biedere Hausmütterchen aus der englischen Provinz, die ihr Wohlergehen komplett in die Hände ihres Mannes gelegt hat. Julie, deren Freundin seit der Schulzeit, die zwar auf ein ereignisreiches Leben zurückblicken kann, aber nun mit leeren Händen dasteht und in einem Seniorenheim als Reinigungskraft tätig ist. Jill, eine gemeinsame Bekannte, deren Enkel an einer lebensbedrohlichen Krankheit leidet und nur durch eine kostspielige Operation gerettet werden kann. Und die siebenundachtzigjährige Ethel, früher Revuetänzerin und eine Schönheit, jetzt im Rollstuhl sitzend, die die Nase von ihrem Aufenthalt im Seniorenheim gestrichen voll hat. Susans Ehemann Barry hat spezielle Vorlieben, von denen seine Frau allerdings nichts weiß. Und als er dann unter bizarren Umständen ums Leben kommt, fällt Susan aus allen Wolken, denn seine Hinterlassenschaft besteht aus Schulden in Höhe von einer halben Million Pfund. Sie fällt aus allen Wolken, aber als ihr Geldinstitut Susan davon in Kenntnis setzt, dass sie ihr Haus verlieren wird, kommt sie auf eine aberwitzige Idee. Wie wäre es denn, diese Bank zu überfallen und damit auf einen Schlag die Geldsorgen los zu sein? Soweit die Ausgangssituation für diese herrlich schräge Geschichte, in der vier Frauen jenseits der Sechzig, unterstützt von Nails, dem ehemaligen Bankräuber (und alter Freund von Julie), dem Schicksal ein Schnäppchen schlagen und sich auf das gewagteste Abenteuer ihres Lebens einlassen. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Und plötzlich ist die gesamte Planung überflüssig und es geht nur noch darum, der englischen Polizei ein Schnippchen zu schlagen und das die erbeuteten vier Millionen in Sicherheit zu bringen. „Old School“ ist ein Höllenritt par excellence. Ein ganz großes Ding, das die vier Frauen hier drehen, und das wider Erwarten sogar gelingt. John Niven spult in diesem Roman sein gesamtes Können ab: wunderbare Charakterisierung der Personen, mit denen man von Beginn an in Sympathie verbunden ist, herrliche Dialoge mit jeder Menge Wortwitz, Kritik am Umgang der Gesellschaft mit ihre älteren Bürgern, die Vorführung der gierigen Banker, die aber ihr Fett abbekommen sowie die Ignoranz der britischen Polizisten. Niemand in diesem Roman nimmt ein Blatt vor den Mund, die Sprache ist rotzig und direkt, im Falle von Ethel recht derb, aber passt immer in den jeweiligen Kontext. Und die Story ist absolut rasant, man fiebert mit dem Quartett mit und hofft inständig, dass sie der Polizei ein Schnippchen schlagen und der Verhaftung entgehen werden. In diesem Jahr habe ich mich von keinem Roman so gut unterhalten gefühlt wie von John Nivens „Old School“, der dem Leser vor Augen führt, dass es auch in der zweiten Lebenshälfte ein Leben neben Kukident und Doppelherz gibt. Lesen!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.