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Rezension zu
Im Hause Longbourn

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

http://klusiliest.blogspot.de/2014/12/im-hause-longbourn-jo-baker.html

Von: Klusi
12.02.2016

Als ich in der Vorschau gelesen habe, dass sich dieser Roman an Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ anlehnt, war ich zunächst skeptisch, denn wer kennt nicht die Familie Bennet, ständig bemüht, eine ihrer fünf Töchter unter die Haube zu bringen.Diesen Klassiker fortzuführen, das kann nicht gut gehen, dachte ich. Aber Jo Bakers Ansatz ist ein ganz anderer. Ihr Roman ist keine Fortsetzung, sonder er verläuft parallel zu Jane Austens Geschichte, nur der Blickwinkel ist anders. Man erlebt auch hier, wie in der Nachbarschaft der Bennets eines Tages der wohlhabende Mister Bingley einzieht. Für Mrs. Bennett ist er sofort ein geeigneter Heiratskanditat für eine ihrer reizenden Töchter. Man liest darüber, wie Mister Collins, Bennets Cousin und Erbe des Anwesens, um die Hand der zweitältesten Tochter Elizabeth anhält und abgewiesen wird. Man lernt Mr. Darcy, Bingleys Freund, kennen und erfährt einiges über den Offizier Wickham, der im Hause Longbourn ebenfalls häufig ein und aus geht und sich um die Töchter bemüht, wenn auch nicht gerade aus immer ehrenvollen Gründen. Das alles kennt man bereits, wenn man „Stolz und Vorurteil“ gelesen hat, aber diesmal ist das Geschehen rund um die Bennets in den Hintergrund gerückt. Man erfährt mehr über diejenigen, die bei Jane Austen nur eine Nebenrolle haben, nur am Rande erwähnt werden oder gar nicht in Erscheinung treten. Aber hinter den Kulissen des Haushalts arbeiten Menschen mit Gefühlen, Sorgen und Hoffnungen. Was man in anderen Romanen kaum zu lesen bekommt, erfährt man nun aus allernächster Nähe, denn hinter der eleganten Erscheinung der Bennet-Töchter steckt jede Menge Mühsal und Arbeitsaufwand. „Wenn Elizabeth Bennet ihre Petticoats selbst waschen müsste, würde sie bestimmt sorgfältiger mit ihnen umgehen“, denkt sich das Hausmädchen Sarah, während sie die Wäsche schrubbt, Flecken entfernt und Schuhe säubert. Sarah träumt von einem anderen Leben, über das sie selbst bestimmen möchte. Sie spürt, dass es für sie nicht alles sein kann, den Bennets die Wäsche zu waschen und das Haus zu putzen. Als Mr. Bennet einen neuen Hausdiener einstellt, stürzt dessen Erscheinen Sarah in ein Gefühlschaos, denn obwohl sie ihn einerseits nicht beachtet, wünscht sie sich nichts mehr als die Aufmerksamkeit des schweigsamen, ernsten jungen Mannes. James geht es mit ihr ebenso, aber seine dramatische Vergangenheit hält ihn davon ab, sich Sarah zu nähern, denn er möchte sie nicht in seine düstere, geheimnisvolle Geschichte hineinziehen. Zudem gibt es noch ein Geheimnis, das Mrs. Hill, die Köchin, hütet... Die Autorin gibt den Bediensteten der Bennets eine ganz eigene Geschichte. Diesmal spielen sie die Hauptrolle, während die hohen Herrschaften mehr oder weniger als Statisten auftreten. Neben ausgiebigen Schilderungen der mühsamen Arbeiten, für die Sarah und ihre Kollegen verantwortlich sind, erzählt die Autorin auch die Geschichte einer zarten Liebe, die sich heimlich anbahnt und das Leben der Beteiligten grundlegend verändert. Ich habe diesen Roman sehr genossen, und ich habe „Stolz und Vorurteil“ hervorgeholt und immer wieder parallel zur aktuellen Geschichte darin geschmökert, denn es ist immerhin schon sieben Jahre her, dass ich Jane Austens Werk gelesen habe, und über so eine lange Zeit vergisst man doch viele Einzelheiten. Aber schon während des Lesens von Jo Bakers Roman habe ich viele Begebenheiten wiedererkannt. Gerade das Nebeneinanderlesen der zwei Bücher hat mir sehr gefallen, und ich kann es jedem empfehlen, der beide Romane zuhause im Regal hat. Aber auch, wenn man „Stolz und Vorurteil“ noch nicht kennt, findet man sich mühelos in Jo Bakers Geschichte zurecht, denn sie steht sehr gut für sich allein, nur eben das Wiedererkennen fehlt. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass diejenigen, die ihn noch nicht kennen, anschließend das Bedürfnis haben, den Klassiker ebenfalls zu lesen. „Im Hause Longbourn“ ist ein außergewöhnlicher, großartig geschriebener, gefühlvoller Roman, mit facettenreichen Charakteren und sehr viel authentischer Information zu den schweren Lebensbedingungen der damaligen Zeit, wenn man nicht zur gehobenen Klasse gehörte. Ich kann ihn wärmstens empfehlen, nicht nur eingefleischten Austen-Fans, sondern allen, die sich gerne mit der Vergangenheit beschäftigen und historische Romane lieben.

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