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Rezension zu
Düsterbusch City Lights

Erwachsenwerden in der DDR

Von: Christine Schmitt aus Augsburg
03.04.2016

Der Roman "Düsterbusch - City Lights" handelt vom Erwachsenwerden Anton Kummers. Dieser kommt Mitte der 70er zur Welt und wächst zu seinem Leidwesen in Düsterbusch auf, einem fiktiven Kaff in Brandenburg, unweit von Berlin. In der Kindheit gut behütet, die Mutter als Mathelehrerin in der Brandenburgischen Prärie gestrandet, nutzt Anton seine Freiheiten wofür Freiheiten da sind: Scheiße bauen, die eigene Identität finden, Mädchen beeindrucken wollen. Insbesondere die ganz große Musik hat es Anton dabei angetan: Von "Pörpel" zu Bowie ist das Sammeln, Hören und Auflegen von Westmusik ein großer Schritt, dem Alltagsgrau des systembestimmten Alltags zu entrinnen. Dabei hat Düsterbsuch so rein gar nichts von einem Großstadt-Milieu zu bieten, welches Anton sich wünscht. So wird er eben selbst aktiv und setzt alles daran, einen Club nach Londoner Vorbild aufzuziehen. Auf den ersten Seiten hat mich das Buch gleich gepackt. Die Sprache ist flüssig und zieht einen gleich ins Geschehen. Gerade in den ersten Kapiteln dachte ich, einen deutschen Nick Hornby vor mir zu haben. Leider hat mich der erste Enthusiasmus zur Mitte des Buches hin ein Stück verlassen. Zum einen war die Story im Mittelteil zu langatmig, zum anderen muss man sich in die Milieusprache der brandenburgischen Provinz erst mal einlesen. Am Ende nimmt der Roman dann wieder Fahrt auf. Das Ende kam dann auf einmal auch sehr plötzlich und ließ mich etwas allein zurück. Das ist OK für Bücher, die auf atmosphärisch-künstlerischen Sphäre vor sich hin wabern, für einen Erzählroman wie "Düsterbusch - City Ligths" es ist, hätte ich mir ein runderes Ende vorgestellt. Anton Kummer als Hauptfigur kommt zwar sehr charismatisch rüber, aber leider auch sehr unsymphathisch. So ist die Kehrseite seines Charismas eine gewisse Naivität, womit er sich und seine Freunde in die nächste missliche Lage bringt. Was den wirklichen Mehrwert dieses Buches für mich als Kind der 80er aus Westdeutschland darstellt, ist Einblick in das Erleben der DDR in der Provinz, wo neben jeder-kennt-jeden-Nachbarschaft, die Bedrohung der sozialistischen Regelwerk und der damit vebrunden Überwachung kollidiert. Dabei hilft, dass der Autor seine Charaktere durchweg sehr mehrschichtig und nachvollziehbar angelegt hat. Für alle, die in den 70er geboren und/oder in der DDR erwachsen wurden, ist das Buch sicherlich ein Muss mit zahlreichen Momenten der Nostalgie, für alle anderen eine interessanter Besuch in einer anderen Zeit.

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