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Rezension zu
Neuntöter

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Lange Rezension, kurzer Sinn: WOW, genial, mein Thrillerhighlight!!!!!!!!

Von: Floh
06.04.2016

Ich muss zu allererst sagen, dass ich so etwas in dieser krassen und atemlosen Form noch nie gelesen habe. Thriller durch und durch… Hier muss ich zugeben, dass ich sehr lange keinen so verstörenden und durchweg hochspannenden Thriller mit einer solch perfiden und abartigen Handlung, samt grandioser und zwiespältiger Psychogramme und Charakterstudien, sei es beim Täter oder sogar bei den Fallanalysten und Ermittlern selbst, und Verstrickung gelesen habe. Endlich mal wieder ein richtig fesselndes Werk, von dem man sich schon nach den ersten Seiten nicht mehr lösen kann… In ihrem Auftakt zu einer geplanten Trilogie um Profilerin Emma Carow, ihrem ersten gemeinsamen Thriller, „Neuntöter“, taucht das Autorenduo unter dem Pseudonym Ule Hansen in eine ganz erschreckende psychische Ausrichtung mit Todesfolgen ein und bringt eine gebrochene Fallanalystin ins Rennen, die von ihrem Können mehr versteht, als sie eigentlich sollte… Die Welt der Psychopathen, Vergewaltiger, Kinderschänder, Serienkiller und Massenmörder ist die ihre… . Ein Fall, der für Entsetzen und Ekel sorgt, der psychologisch jedoch so eindringlich ausgefeilt ist, dass man trotz aller Abscheu weiterlesen muss. WOW, ich bin baff! WARNUNG: Kein Thriller für schwache Nerven!!! Erschienen im Heyne Verlag (http://www.randomhouse.de/Verlag/Heyne/30000.rhd) Inhalt / Buchbeschreibung: "Vor Menschen hat sie Angst. Serienmörder versteht sie. Berlin, Potsdamer Platz. Beim Klettern auf einem Baugerüst macht ein Junge eine grausame Entdeckung: Drei Leichen, einbandagiert in Panzertape, hängen in schwindelerregender Höhe an den Gerüststangen. Sie sehen aus wie Mumien und scheinen in dieselbe Richtung zu blicken, als würden sie auf etwas warten. Als die menschenscheue Fallanalystin Emma Carow auf den Fall angesetzt wird, ist ihr schnell klar, dass er für ihre Karriere entscheidend ist. Doch je fester sie sich verbeißt, desto mehr droht ein altes Trauma sie in den Abgrund zu ziehen." Handlung: Mit „Neuntöter“ halten wir ein Buch in den Händen, was den Leser nicht mehr so schnell verlassen und loslassen wird. Allein dieses Cover ist so einzigartig und glanzvoll wie die ganze unglaubliche Geschichte, die mit drei bandagierten Leichen baumelnd in aller Öffentlichkeit am Potsdamer Platz in Berlin vor sich hin verwesen, ohne das je ein Passant Notiz von ihrem Leiden, Sterben und Verwesen nimmt. Bis ein kleiner Junge beim scheinbar harmlosen Spielen dieses silberschimmernden Fund der mumifizierten Leichen im Panzertape macht. Diese Tat ist so erschreckend und birgt noch so viele Geheimnisse, dass gleich mehrere Mordkommissionen der Berliner Bezirke und auch die „Puppenkiste“, das Büro von Emma Carow mit der hochschwangeren Chefin Brennemann auf den Schirm berufen werden. Emma ist der Fall schon aus „der Burg“ bekannt, doch nun hat sie die Aufgabe, ein Profil des Täters zu erstellen. Denn jeder weiß: keiner versteht die kranken und abtrünnigen Psychopathen und Soziopathen so gut wie Emma selbst. Diese gebrochene Fallanalystin legt ihr Handwerk erst nieder, wenn sich ihre Thesen und Theorien bewahrheiten. Beharrlich, kämpferisch, gestört und krass. Doch Emma hat nicht nur mit dem Fall an sich zu kämpfen, sondern auch im Team selbst gibt es Machtspiele und Kompetenzgerangel. Und zum großen Übel wird Emma gerade jetzt von ihrer Vergangenheit eingeholt und kann Privat, Rache, Angst, Erinnerung, Wahn, Schwur, Paranoia, Wut und Vergeltung von Privat, Beruf und Alltag kaum noch trennen. Wird sie in dieser Verfassung überhaupt in der Lage sein diesen Fall zu lösen und den Ermittlern ein handfestes Profil liefern können? Oder wird Emma von ihren eigenen Problemen derart übermannt, dass sie an ihren Kompetenzen als Beamtin zweifeln muss oder schlimmer: weitere Menschenleben damit gefährdet? Denn der Täter verfolgt ein Ziel und hält an seinen Plänen fest, diese gilt es zu erkennen und zu durchschauen. Doch der Neuntöter ist unberechenbar und schlauer als sich die Beamten je ausmalen können… Hier erleben wir einen sehr heftigen, erschütternden und sehr fesselnden, äußerst rasanten und hochspannenden Thriller. Der Plot fängt gleich nach wenigen Seiten packend und fesselnd mit einem sehr tragischen und ekelerregenden Leichenfund und einer unglaublichen Inszenierung an. Die ersten Bilder, hier für die Leser bestimmt, sind grauenvoll und grenzwertig. Nervenkitzel!!! Aber das ist noch nicht alles, denn das Buch treibt es immer weiter und macht seinem Namen Thriller alle Ehre. Kein heftiger Prolog und dann lange nix mehr. Nein, dieser Thriller bleibt durchweg so, wie er beginnt. Krass, derb, schonungslos und perfide. Das steigert sich sogar bis zur Spitze des Zumutbaren und Aushaltbaren. 3 Tote Menschen, völlig unterschiedliche Typen, eingewickelt in Panzertape, mit Grabbeigaben, einer erschütternden Inszenierung und keiner bemerkt diese verlassenen und langsam sterbenden Seelen in Mitten des Berliner Alltags… . Wieso wurde die Leiche so inszeniert? Wer hat diese Fantasien ausgelebt? Was haben die Opfer gemeinsam, Wo liegen die Motive? Warum dieser öffentliche Platz? Wer hat diese Verstümmelungen und Vergewaltigungen und Folter vorgenommen? Und wie lässt sich so ein Täter schnappen? Ein äußerst spektakulärer Fall für Emma Carow, die nicht nur mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat, sondern auch den Posten als Teamchefin in Schwangerschaftsvertretung in Aussicht hat. Emma als Leiterin der Puppenkiste, wie sie ihre Abteilung liebevoll nennt. Ein Team aus Kollegen, die zwar gute Freunde für Emma sind, die sie aber nicht immer verstehen. Denn Emma ist eine gebrochene Person und versteht, laut ihrer Chefin, von Teamfähigkeit und Sozialkompetenzen herzlich wenig. Und dann ist da auch noch ein neuer Kollege, Felix Schreiner, der gleiche Ambitionen hegt wie Emma. Neben den Mumienmörder und ihrer Vergangenheit und eigenen Opferrolle muss sie sich nun auch noch behaupten und um ihre Karriere bangen. Hier verweben die beiden Autoren unter dem Pseudonym Ule Hansen (ich mag diesen Autorennamen) Handlungsstränge aus Privat, Beruf und dem Talent sich als Profilerin in den Gedanken eines waschechten Psychopathen hineinzudenken und so zu fühlen wie eben dieser. Ein Psychopath, der seine Wurzeln und Fühler wie ein Pilzgeflecht ausgestoben und verzweigt hat. Dieser erste inszenierte Mordfall zieht eine ganze Reihe unglaublicher Verkettungen nach sich. Ein Wettlauf gegen die Zeit, üble Verdächtigungen, Zerrissenheit, Rache, Vergeltung und die Suche nach dem Primärtäter, denn scheinbar agiert dieser kaltblütige und gefährliche Mörder nicht allein. Das führt die aufwändige Tatnachstellung schnell und klar zu Tage… Wie lassen sich die Fäden ziehen? Wie kann das Puzzle gelegt werden? Zunächst erscheint es, als verfolgen wir 2 oder 3 Handlungsstränge, doch das überraschende ist, dass fast alles auf ein einziges Motiv und dessen Folgen hindeutet. Eine krasse Sprache, unverschönt und verstörend. Hier scheuen sich die Autoren nicht, alles brühwarm an die Leser zu bringen und ungefiltert die Schauplätze und Handlungen zu schildern. Heftig. „Opfer 1 wies noch eine spezielle Besonderheit auf: In ihrem Kokon lagen zusätzlich die feinen Skelettreste eines Embryos. Wie nennt man ein viertes Opfer, das zu klein ist, um vom Täter wahrgenommen zu werden? Opfer 3,5? Ein Opfer,dass nicht leiden musste, weil es noch gar nicht wusste, dass es hätte leben können? Ein Opfer, das sich die falsche Mutter ausgesucht hatte?“ (Seite 29/30) Schreibstil: Dieses Autorenduo sticht in vielerlei Hinsicht für mich stark heraus. Ich habe schon sehr viele Thriller (gute, und auch weniger gute) gelesen. Doch dieses Buch, dieser Auftakt, „Neuntöter“ ist einmal wieder ein ganz anderer Maßstab. So etwas habe ich wirklich in dieser Form und mit diesem Mut noch nicht gelesen. Ich hatte ständig das Gefühl mir Luft machen zu müssen. Jedes Kapitel konnte ich mit OMG, WOW, Heftig oder Krass beginnen und ebenso beenden um schnell weiterzulesen. Das ist wirklich selten. Ich frage mich schon lange, wie um Himmelswillen, kommen Autoren auf solche verstörenden Gedanken und Themen für einen Thriller? Dass, was wir hier lesen dürfen, und diesen Fall und diese Ermittlungen, die wir begleiten, sprengt beinahe alles bisher Dagewesene. Warum schafft es gerade ein harmonisches, stinknormales, alltägliches Autorenduo aus zwei hoffentlich ganz gewöhnlichen und harmlosen Menschen solche Ideen für uns Thrillerleser zu Papier zu bringen? Solche menschlichen Abgründe aufzutun und einen so derben, gewaltigen und verstörenden Thriller zu schreiben? Wer zu diesen schriftstellerischen Werkzeugen greift, wie es unsere Autoren Ule Hansen in „Neuntöter" tun, der beweist eindeutig Mut und ist sich seinen Recherchen und seinem Können und Genre absolut sicher. Gnadenlos, schonungslos und absolut eindringlich schreiben sich Ule Hansen hier in einen unvergesslichen Alptraum. Dieser Thriller gehört in die Sparte „Hardcore“, denn das was der Leser hier liest und mit den Protagonisten erleidet, ist nicht leicht zu verarbeiten. Die beiden Autoren nutzen ein interessantes Stilmittel, ich kenne keinen Begriff für diese Art des Schreibens. Sie führen den Leser an der Nase herum. Der Leser liest und erlebt die Taten und Handlungen, meist die von Emma aus dritter Sicht erzählt und detailliert geschildert. Emmas Handeln wirft Fragen auf, spitzt sich zu, raubt dem Leser den Atem und dann: …. War es alles bloß Wunschdenken, Halluzination oder Traum und Emma reagiert ganz anders als zunächst geschildert. Wahn oder Wahrheit? WOW, das ist äußerst interessant und der Leser wird nie zuvor wissen können ob das jetzt wirklich passiert oder nur eine Fata-morgana Emmas Denkens ist. Manche Sätze sind sehr verschachtelt, lang und mit vielen Kommata und Tempo versehen. Manche Sätze sind unheimlich kurz und bestehen einfach nur aus einem Wort, was alles beschreibt. Die wörtliche Rede wird oft mit dem Namen der agierenden oder sprechenden Person geschlossen und beendet. Kenne ich so auch noch nicht, lässt sich aber gut lesen. Top. Emma ist eine Protagonistin, die die Gemüter erhitzen und spalten wird, zudem ist dieser Thriller wirklich heftig, Ule Hansen nagen schon die Grenze des Zumutbaren an. Die Quelle der Inspiration scheint für dieses Autorenduo nach Neuntöter jedoch nicht versiegt, denn es soll noch mindestens zwei weitere Fälle mit der Puppenkiste und Emma Carow geben. Besonders hat mich das Duo hier durch ihre Sprachgewandtheit und ihren medizinischen, psychologischen und wissenschaftlichen Touch sehr beeindruckt, wenn nicht sogar begeistert. Der Schreibstil zeugt von gewissem Anspruch, lässt sich jedoch sehr einfach und schnell lesen. Dieses Buch erzeugt Bilder, die man so schnell nicht mehr vergisst, Gänsehaut die des Nachts wiederkommt und an diesen Thriller erinnern wird…. Grrrrr. Ule Hansen geben Einblicke in psychische Abgründe, blicken in ein Fetisch-Milieu, in die Arbeit der Beamten des Kommissariat, zeigen Gefühle der jungen und gebeutelten Fallanalystin, zerren an den Nerven, reizen durch ein sehr komplexes Konstrukt aus Wendung und Verdächtigung und Abscheu. Die Autoren beherrschen es die Leser gleich zu Beginn an die Seiten zu fesseln. Unfreiwillig gerät man hier durch ihren Schreibstil direkt in das Geschehen und kann sich nicht mehr von den Seiten lösen. Gleichzeitig erzeugen Ule Hansen schrecklichste Gefühle und Emotionen. Von Mitleid bis Hilflosigkeit, Entsetzen und Fassungslosigkeit. Ihr Wiedererkennungswert ist hier zweifellos der gnadenlose und direkte Ton, die detaillierte Recherche und Kenntnis, und der Blick in die perfiden Denkstrukturen eines waschechten Psychopathen. Das Schreiberduo hat eine verstörende und grausame Story erschaffen, die sie mit gekonnten und höchst intelligentem Wortschatz, bildhaften Darstellungen, tiefen Emotionen aus Gefühl, Angst und Entsetzen, authentischen Charakteren, facettenreichen Wendungen und einem Wechselspiel der Verdächtigen an den durchaus perplexen Leser wiedergibt. Ihr Schreibstil bringt die Handlungen, die Gedanken und die Protagonisten sehr nahe an den Leser und fesselt ihn u.a. dadurch an die Seiten. „Wenn das Gesicht nur noch ein verwüsteter Kriegsschauplatz für Vögel und Maden ist, dann ist der Mensch vergangen.“ (Seite 236) Charaktere: Dieses Buch besteht eigentlich aus mehreren Hauptprotagonisten. Doch ganz im Fokus steht hier Fallanalystin Emma Carow. Jung, gutaussehend, menschenscheu und gebrochen. Emma macht ihren Job mit Beharrlichkeit und Verbissenheit. Sie lebt für ihre Puppenkiste und hofft auf die Schwangerschaftsvertretung ihrer Chefin Brennemann. Emma wird von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt, und das ausgerechnet jetzt, wo dieser brisante Fall auf sie wartet und ausgerechnet jetzt, wo sie sich dem Kompetenzgerangel und dem Rivalen stellen muss. Hier kommt eines zum anderen. Trotz der polarisierenden und streitbaren Figur der Emma Carow, liegt der Fokus des Thrillers neben ihr selbst auch ganz eindeutig bei den bestialischen Handlungen des gesuchten Psychopathen und dessen Gedankengut. Zudem begleiten wir Emma bei ihrer Profilerstellung, bei ihren privaten Problemen, bei ihrem Geheimnis und ihrer nie verarbeiteten Vergangenheit und Opferrolle. Emma hat wenige Freunde, sie hat keinen Mann, keine Kinder und lebt für ihren Job. Tag und Nacht. Neben Lutz, ihrem damaligen Mentor, und Matze sowie Sigmar hat sie nur ihre Schwester Sarah und ihre kleine Nichte Emily. Dieser neue Fall hat es wirklich in sich. Emma gerät an ihre physischen und psychischen Grenzen. Neben den bestialischen Morden, die es zu lösen gilt, hat Emma Carow zudem noch mit den Sympathien und Ansehen ihres Teams zu kämpfen. Einmal sagt Lutz einen entscheidenden Satz über Emma: „Beschreibst du jetzt den Täter, oder dich selbst?… (Seite 345)“. Ich beschreibe die Profilerin Emma Carow als eine verbissene, gebrochene, leicht sadistische, verstörte und streitbare Person. Hat sie einmal eine Theorie, so beißt sie sich daran fest. Sie agiert allein und arbeitet wenig im Team. Sie verfolgt ein Ziel und wird durch ihre persönliche Vergangenheit getrieben. Kann sie klar und unvoreingenommen Handeln? Wohl kaum. Ihren Kollegen, den Ermittler Lutz sehe ich als Eisvernarrten, väterlichen, äußerst fairen, mitfühlenden, berechnenden und differenzierten Ermittler. Er unterscheidet zwischen privater Antipathie und nützlichen beruflichen Stärken. Eine wirklich sympathische Stärke, die ich sehr zu schätzen weiß. Ihre Chefin Die Brennemann hat sie einen Vornamen?) mag ich total gern, obwohl ich diese Frau nicht leiden kann. Sie ist schwanger und raucht und trinkt Kaffee und gönnt sich keine Pause. So, wie sie über das Ungeborene spricht, weiß jeder sofort, dass dieses Baby ein Unfall war. Doch die Brennemann scheint Emma zu verstehen und irgendwie hält sie doch zu ihrer Mitarbeiterin. Immer durch die Blume. Klasse. Ein Spruch von der Brennemann an Emma, als kleine Kostprobe: "Also Smaltalk im Büro, das bedeutet, genau die richtige Grenze zu finden zwischen kalter Schulter und plumper Verbrüderung. Das mit der klaten Schulter beherrschen Sie besser, meine Liebe. Bleiben Sie dabei." (Seite 105) In diesem Thriller begegnen wir allen erdenklichen Charakteren mit abwegigen Psychogrammen und ausgefeilten Charakterstudien aus einem ganz speziellen Milieu. Wir ermitteln unter Urbextern, in der Pornografie, in Sexclubs, sind an der Uni, in Berliner Clubs und Bars, pendeln in der Nacht, besuchen verlassene Ruinen und treffen auf skurrile Typen und Figuren. Obdachlose, Familien, Pädophile, Sekten, Kindergarten, Zoo und Co. Das Autorenduo Ule Hansen hat hier ganze Arbeit geleistet und einen von vorn bis hinten stetig durchweg spannenden, überraschenden und undurchschaubaren Thriller erschaffen, der durch den Fall an sich, aber ganz besonders auch durch die eindringlichen Charaktere und gelungen gezeichneten Charaktere überzeugt und beeindruckt. WOW. Ich kann hier nur versprechen, dass Schubladendenken hier sicherlich nicht angebracht wird, denn die Protagonisten nehmen im Verlaufe der Handlung ein ungeheures Maß an Wendung und Facette an, die den Leser überraschen wird. Perplex muss der Leser hier verfolgen, wer zu welchen Taten in der Lage ist und welches erschütternde Motiv sich hinter diesen vielen Morden und den Inszenierungen der Leichen im Kokon verbirgt. Die Autoren verblüffen in ihrem Thriller mit authentischen und grandios gezeichneten Charakteren, die nach und nach dem Leser nahe gebracht werden. Eine fesselnde Charakterstudie und atemberaubende Psychogramme. Trotzdem blieb mir als Leserin genügend Raum für eigene Spekulationen, die sich bewahrheiten konnten, oder auch nicht. Es entsteht ein komplettes Bild aus Gut und Böse. „Emma mochte Tatorte.... Vor allem aber mochte sie Tatorte, wenn die anderen weg waren. Dann erst entfalteten sie ihre volle Wirkung. Erst dann gaben sie ihre Botschaft preis. Erst dann konnte sie sie auch hören.“ (Seite 71/72) Meinung: Ich konnte mich wirklich nicht von den Seiten lösen, war stets auf Hochspannung, und konnte kaum Luft holen. Sehr rasant, packend und absolut schnell zu lesen. Dieser Umstand spricht für ein wirklich gelungenes Werk. Unbedingt möchte ich auch die beiden weiteren Teile lesen. „Neuntöter“ ist ein abgeschlossener Thriller, der aber weiteres Potential birgt, welches an die Oberfläche dringen will und den Weg für eine geplante Trilogie ebnet. Ich würde sie alle lesen und bin schon auf Titel und Cover und vor allem auf neue Fälle gespannt. Jeder Zeit würde ich weitere Bücher von Ule Hansen kaufen, wenn diese ebenso eindringlich, restlos spannend und erschütternd sind. Doch musste ich wirklich oft schlucken und wusste nicht, ob meine Thriller-Aushalt-Grenze schon erreicht ist. Die Thematik ist so grausam und die Einblicke in die Welt der gestörten Möglichkeiten so bestialisch und perfide, dass ich regelrecht entsetzt war. So arg habe ich Abscheu bei einem Thriller noch nie empfunden, die Autoren schreiben unverschönt und ungefiltert, nutzen Fäkalsprache und bringen Dinge auf den Punkt, die man lieber gar nicht wissen möchte. Dass, was die Ermittler am Fundort sehen, genau dass, sehen wir Leser auch. Grausam. Ein Bild des Grauen… Dieses Buch ist sehr heftig und sollte wohl überlegt gelesen werden. Von dem Schreibstil der Autoren Ule Hansen bin ich aber nach wie vor mehr als beeindruckt gewesen, sehr detailgetreu und intensiv umschreiben sie Schauplätze, Atmosphäre und Emotionen. Als hätten die Autoren selbst tagelang über Berlin bei Tag und Nacht ohne bemerkt zu werden gehangen und alle Sinneseindrücke, Halluzinationen, Hoffnungen, Lichtverhältnisse, Vegetationen und Wortfetzen des pulsierenden Lebens eingefangen, um diese Eins zu Eins an uns Leser wiederzugeben. WOW. Hut ab. Sie geben ein gnadenloses Bild des Grauen wieder. So muss Thriller sein, absolut. Jedoch hätte dem Thriller einige Grausamkeiten weniger sehr gut getan, oder auch nicht? Im Grunde genommen will ich keine einzige der spannenden Zeilen vermissen. Eine Passage hat schon arg etwas von Hannibal Lekter und Das Schweigen der Lämmer: „Du riechst wie damals“ (Seite 390)…Als Emma auf ihrem Peiniger Uwe Marquardt trifft. Die vielen Verdächtigungen und Wendungen fand ich enorm spannend und absolut lohnend. Das Tempo ist rasant und der Nervenkitzel lässt sich kaum aufhalten. Auch wenn es ungewöhnlich viele Wendungen, Motive, Täterprofile und Ermittlungsschritte gab, so war ich letzten Endes vom Finale absolut überzeugt und mitgerissen. Die gerichtsmedizinischen Fachbegriffe, das Insiderwissen, die Ermittlerarbeit und die Recherche der Psychologie und der Psyche, die Erläuterungen und Vorgehen, die Fallanalyse und Tatnachstellungen fand ich absolut überwältigend und sehr detailliert und spannend. Im Showdown setzt sich dann ein gewaltiges Puzzle zusammen und eine Flut von Antworten und Zusammenhänge wird geboten. Zwar sehr weit hergeholt und beinahe surreal, aber als Ganzes dann doch sehr gelungen und zufriedenstellend. WOW!!! Gerne mehr davon. "Also Junge, Sie sind schon ein kranker Mensch. Echt. Ich gratuliere." (Seite 43) Kritikpunkte: Wenn ich etwas kritisieren müsste, dann vielleicht das etwas zu surreale Ende in den letzten 3 oder 4 Kapiteln. Hier überschlägt sich einiges und die Rettungsaktion kommt mir in Bezug auf den Rest sehr weit hergeholt vor. Das vielleicht als klitzekleines Manko. Einige Leser werden sich vielleicht an Emma und ihrer Type arg stoßen und vielleicht nicht warm werden können mit ihr. Ich habe jede ihrer streitbaren Handlungen genossen, war zwar von einigen ihrer gewaltbereiten Taten verstört, dennoch finde ich sie eine starke und polarisierende Person, von der ich mehr lesen möchte. Der Plot wiederrum grenzt für mich ins Genre Hardcore, denn das was man hier liest muss man ertragen können. FSK 18. Da sollte Vorsicht geboten werden. „Und sagen Sie jetzt nichts wegen dem Baby. Light. Superlight. Das muss das Gör wegstecken oder es wird mit mir nicht warm werden.“ (Seite 23) Cover: Dieses Cover ist ein wirkliches Highlight. Darf man bei einem Thriller von einem Schmuckstück sprechen? Titel, Cover und Plot sind eine Einheit. Es besticht durch einen fallenden Vogel, dem Neuntöter. Gold und Schwarz. Edel und Stark. Auffallend, eindringlich und interessant. Einzigartigkeit, die auch der Inhalt des Thrillers lüftet. Mich hat es direkt angesprochen. Das Cover hielt meinen Blick auf das Buch gefangen und machte mich neugierig. So muss Thriller sein. Hochwertige Verarbeitung, angenehmes Schriftbild, lockere Aufteilung, passende Kapitellänge und ein angenehmes Eigengewicht trotz der Stärke an knapp 490 Seiten Hochspannung und Nervenkitzel. Dieser Thriller ist Gift für die Nacht. Die Autoren: "Ule Hansen ist das Pseudonym eines Berliner Autorenduos. Astrid Ule ist zudem Lektorin, Eric T. Hansen freier Journalist. Gemeinsam haben Sie bereits mehrere Dreh- und Sachbücher verfasst. Sie teilen eine Leidenschaft für nächtliche Gespräche bei gutem Whisky, exzentrische Halloweenpartys und ziellose Streifzüge durch die vergessenen Ecken der Stadt. NEUNTÖTER ist ihr erster Thriller." Fazit: Ja, es gibt sie noch: Bücher, die den Leser völlig aus der Fassung bringen können. Dieser Thriller ist eines davon. Keine leichte Kost, heftige Sprache, perfide Taten und eine streitbare Fallanalystin. Der Weg zu einer erfolgreichen „Thrillogie“ ist geebnet. WOW. 5 starke Sterne und noch viel mehr für den Neuntöter!

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