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Rezension zu
Water - Der Kampf beginnt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Knallhart, brandaktuell und rundum überzeugend

Von: Michael Lehmann-Pape
11.04.2016

Gold, Silber, Öl, Kohle, Diamanten, Ackerflächen neuerdings, immer und immer wieder stehen eher glitzernde, fassbare Dinge als „wertvoll“ vor den Augen gerade der Menschen der westlich geprägten Zivilisationen. Dass neben der Luft, die jeder für selbstverständlich hält, es letztendlich das Wasser, und zwar das Süßwasser ist, welches das wertvollste Gut der Erde darstellt, ist dem Bewusstsein viel zu gefährlich oft nicht bewusst. Wird als „normal“, als Selbstverständlichkeit genommen. „Ihr mit Euren schönen Hardcoverausgaben, ihr tut alle so, als wärt ihr besonders schlau….Ihr tut alle so, als hättet ihr diesen ganzen Wahnsinn kommen sehen. Dieser Reisner….der hat hingeschaut. Ihm ist was aufgefallen. Aber die Leute heute…..? Die haben einfach nur danebengestanden und alles gesehen lassen“. Damals hat dem Journalisten Reisner keiner wirklich zugehört, trotz Lob von der Kritik. „Cadillac Desert“ heißt Reisners Dokumentation aus der zweiten Hälfte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. Reisners Blick auf die „Wasserkriege“ im „Wilden Westen“ (Arizona, Nevada und Kalifornien), seine faktisch felsenfest untermauerte Untersuchung über das Scheitern am Wassermangel, das nicht nur droht, sondern für Reisner nur eine Frage der Jahrzehnte war, ist in der Gegenwart bereits hoch problematisch, wie die Dürren in den dortigen Landstrichen zeigen und droht in der Zukunft durchaus realistisch diese ganzen Städte in einen immensen Verdrängungswettbewerb um das dann staubige und aufgeheizte Wüstenland zu stürzen. Ein Szenario, das in der Gegenwart dieses glänzend verfassten Thrillers bereits Vergangenheit ist. Staub, sengende Sonne, Notlager, Wasserpumpen wie heutzutage Tankstellen für Autos, Grenzzäune, Stacheldraht, Millionen fliehende Texaner, geschlossene Grenzen in den Norden hinein, wo Wasser ist und in alle anderen Richtungen ebenfalls hinein, wo um den letzten Tropfen noch gerungen wird. Konzerne, die um Wasserrechte ringen mit Mitteln, bei denen die heutige Mafia wie ein Kindergarten wirkt. „Waterknives“ (die Männer fürs „Grobe“), die keine Hemmungen haben, Leichen ihren Weg pflastern zu lassen, wenn ihre Bosse in den großen Konzernen sie „an die Front“ schicken. Refugien für Reiche, für „Fünfer“, die als Oasen in Las Vegas, Phoenix, Los Angeles entstehen, Chinesen, die ihre Baufertigkeit gegen gutes Geld zur Verfügung stellen und eine ominöse Urkunde, die dieses ganze System ins Wanken bringen könnte. Angesichts der „sterbenden Stadt „Phönix, die Bacigalupi als Blaupause für sein apokalyptisches und doch ungeheuer realistisches Szenario als Haupt-Schauplatz seines Thrillers setzt. Lucy, die Pulitzerpreisträgerin und Journalistin, die in Phoenix mit Schutzmaske, eigenem Blog und einem guten Gespür den Untergang dokumentiert. Angel, der harte, vernarbte Mann, der von seiner Chefin nach Phoenix entsandt wird, um Rechte zu finden und zu sichern, gegen jedweden Widerstand und der, weil er doch noch ein Herz zu haben scheint, zwischen alle Fronten gerät. Und Maria, die sich kaum mehr entscheiden kann, welche Hyänen ihr mehr Schmerz zufügen können (und werden), die echten in der Laufbahn des Doppelzaunes oder die menschlichen auf der Veranda der Häuser innerhalb des Zaunes. Mit großer Bildkraft, einer detailliert gestalteten Welt, die den Leser hautnah fühlen lässt, wie es in einer Welt der knappen Wasserressourcen zugehen würde, mit differenzierten Charakteren, die Bacigulapi ohne mit der Wimper zu zucken massiv auch einstecken lässt, entfaltet sich ein überaus temporeicher und spannender Ablauf der Ereignisse in einer scharf gezeichneten Welt im Verfall, in der alle Unterschiede zwischen den Betroffenen eben nicht glatt gebügelt werden durch die Katastrophe, sondern sich tiefer und tiefer und unüberwindbarer einkerben. Eine hervorragende Lektüre.

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